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Zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Bäume verbreiten ihre Samen auf vielfältige Art und Weise.

Bäume können sich nicht bewegen. Ein Baumsamen muss aber, soll er gedeihen, ein gutes Keimbett finden. Das ist ganz schön schwierig: Der Baum weiß nicht, wo geeignete Stellen für die Keimung seiner Samen zu finden sind. Im Laufe seines Lebens produziert ein Baum daher Millionen von Samen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die Samen am richtigen Ort landen und  den Fortbestand der Art sichern. Und dann gibt es noch das Problem, das die Samen an diese Stellen transportiert werden müssen. Für die Transportfrage, also die Samenverbreitung, gibt es je nach Baumart ganz verschiedene Lösungen.

Eine Variante der Samenverbreitung, ist die Windverbreitung (Anemochorie). Damit der Wind die Samen transportieren kann, dürfen die Samen nur wenig Gewicht haben und sind so gebaut, das sie flugfähig sind. Die Natur war dabei sehr einfallsreich: Pappeln und Weiden besitzen Haarkränze. An den meisten Samen von Nadelbäumen befinden sich seitlich Flügel, die den Luftwiderstand erhöhen. Noch spezialisierter sind Esche, Ahorn und Ulme. Bei diesen Arten bilden die Samen sogar Flugorgane aus, die einen langen Transport ermöglichen sollen. Damit werden die Samen mehrere Baumlängen weit transportiert. Noch weiter fliegen die sehr leichten Samen der Pionierbaumarten Pappel, Birke und Weide.

Als Baumart, die am Wasser lebt, vertraut die Erle dem Wasser auch ihre Samen an. Erlensamen verfügen über luftgefüllte Schwimmkissen, die ihnen den Wassertransport erlauben. Hydrochorie lautet der Fachbegriff dafür. Dank der Schwimmfähigkeit können Erlensamen viele Kilometer Flußstrecke zurücklegen, falls nicht ein hungriger Fisch die Reise abrupt beendet.

Tierisch gut

Eine unerfreuliche Form der Samenverbreitung, die viele Waldbesucher schon über sich ergehen lassen musste, sind Kletten. Die gleichnamigen Pflanzen bilden Früchte, die sich mit Widerhaken an Fell – und manchmal auch an menschlicher Haut –  anheften. Den Transport durch Tiere nennt man Zoochorie. Bäume sind bei der Samenverbreitung durch Tiere weniger aufdringlich, in manchen Fällen belohnen sie den Samentransport sogar mit nahrhaftem Fruchtfleisch. Vor allem Vögel verbreiten Samen. Der bekannteste heimische Vertreter ist der Tannenhäher, der, anders als sein Name vermuten lässt, Zirbensamen sammelt und hortet. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, das dies nicht immer im Sinne der Zirbe ist: Der Tannenhäher vergräbt die Samen nämlich an trockenen Stellen, die für die Keimung ungünstig sind. Für den Vogel bleiben die Samen so länger als Nahrung verfügbar. Eichhörnchen sind die besseren Samenverbreiter: sie sind nicht auf eine Art spezialisiert, sondern sammeln und  vergraben alle Arten von Samen, denen sie habhaft werden können. Das Erinnerungsvermögen eines Eichhörnchens ist aber sehr beschränkt. Nach dem Zufallsprinzip werden die Verstecke mit den Samen im Winter aufgesucht – viele werden dabei aber vergessen.

Überleben und erobern

Die Fähigkeit, Samen über lange Distanzen zu transportieren, ermöglicht Bäumen, lebensfeindliche Zeiten an andern Orten zu überdauern und diese später wieder zu besiedeln. Während der letzten Eiszeit in Mitteleuropa war das Klima für Bäume zu rau. Als das Klima wieder milder wurde, sind der Reihe nach Hasel, Kiefer, Birke, Fichte, Tanne, Buche und Eiche wieder eingewandert. Aber nicht allen Arten gelang das: Thuja, Douglasie und Rosskastanie wurden Opfer der Eiszeit und erst der Mensch hat sie wieder angesiedelt.

Dank dem Eichelhäher ist es auch für schwere Samen wie Eicheln möglich sich über weite Distanzen zu verbreiten.

Weiterführende Links:

Naturverjüngung

Tipps für die Aufforstung

Schluss mit dem Pflanzschock