Z2 Bäume

Da steht sie: Eine Fichte, die das Herz eines jeden Waldbesitzers höher schlagen lässt. Der Stamm ohne Fehler und gerade gewachsen, die Krone rundherum voll gesunder Nadel. Ganz klar, diese Fichte ist ein Zukunftsbaum und muss gefördert werden. Darum werden diejenigen, welche den Z-Baum bedrängen, markiert und bei der nächsten Durchforstung entnommen. Aber was ist mit Nachbarbäumen, die ähnlich gut wachsen?

Der unterschätzte Nachbar

Bäume verbreiten ihre Samen vor allem über den Wind, einige auch durch Tiere wie Eichelhäher und Eichhörnchen. Die Chance ist daher groß, dass Bäume, die nebeneinander wachsen, vom selben Mutterbaum abstammen und daher das gleiche genetische Potential besitzen. Während die jungen Bäume heranwachsen, bilden sich Hierarchien unter den einzelnen Individuen aus. Einige wenige sind absolut dominierend und überragen die anderen, andere wiederum sind so schwach, dass sie den Konkurrenzkampf bald verlieren und absterben. Bei Halbschatt- und Schattbaumarten gibt es aber auch geduldige Individuen, die im wahrsten Sinne des Wortes auf ihren Platz an der Sonne warten. Das sind die sogenannten Z2-Bäume, man könnte auch sagen, Zukunftsbäume zweiter Wahl. Scheidet der eigentliche Zukunftsbaum durch Wind, Borkenkäfer oder Waldbesitzer aus, so nimmt mittelfristig der Z2 seinen Platz ein. Jetzt, wo der stärkste Konkurrent entfernt ist, kann der Z2 sein ganzes Potential ausschöpfen. Dies ist vielleicht nicht ganz so groß, aber immer noch groß genug, um für den Waldbesitzer wirtschaftlich interessant zu sein.

Belassen oder entnehmen?

Nun kann etwas Verwirrung aufkommen. Zukunftsbäume sollen gefördert werden, aber gleichzeitig sollen die Bedränger belassen werden? Um das aufzulösen, muss man bei der Auszeige zwischen Bedränger und Nachbar unterscheiden. Bedränger sind Bäume, die den Zukunftsbaum im Wachstum hemmen, da sie einen Teil der Krone beschatten. Sie stehen also tatsächlich in Konkurrenz mit dem Zukunftsbaum. Solche Bedränger müssen entfernt werden. Nachbarn sind Bäume, die mit dem Zukunftsbaum nicht konkurrieren, da ihre Krone kaum oder gar nicht die Krone des Z-Baums beschattet. Solche Individuen sind Z2-Bäume. Wird der Zukunftsbaum entnommen, sollen die Z2-Bäume seinen Platz einnehmen.

Wichtig bei der Auswahl eines Z2-Baumes, dass er aber ebenfalls über gute Merkmale verfügt:

  • Eine vollausgebildete, gesunde Krone
  • Einen geraden Stammwuchs ohne Fehler
  • Keinerlei erkennbare Schäden an Wurzeln oder Stammfuß

Ziel der Durchforstung ist es, das Zuwachspotential des Standorts auf die Bäume zu konzentrieren, die ein starkes Wachstum und eine gute Qualität zeigen. Würde man aber bei der Durchforstung tatsächlich nur diese wenigen ausgewählten Bäume stehen lassen, würde der Bestand aufgrund der geringen Stammzahl eher einem Park als einem Wald gleichen. Denn nicht jeder Baum kann ein Zukunftsbaum sein. Aber viele können die wichtige Rolle des Z2-Baums einnehmen, der dabei hilft, das Waldinnenklima aufrecht zu erhalten, den Waldboden zu beschatten und die Bestandsstabilität aufrecht zu halten. Und vielleicht irgendwann doch noch zu einem richtigen Zukunftsbaum heranzuwachsen.