Düngung

Die Düngung im Wald ist nur in Ausnahmefällen gerechtfertigt. Foto: David Dickens/bugwood.org

Die meisten Wälder sind ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Nur beim Auftreten von Mangelerscheinungen ist es sinnvoll zu düngen. Nicht aber um den Holzzuwachs zu steigern. Im Wald zu düngen ist daher nur in wenigen Ausnahmefällen gerechtfertigt. Die meisten mitteleuropäischen Wälder verfügen über einen funktionierenden Nährstoffkreislauf: über die Wurzeln werden Nährstoffe aus dem Boden aufgenommen und in Holz, Rinde und Blättern gespeichert. Fallen Blätter ab bzw. sterben Bäume ab sorgt eine Vielzahl von Organismen dafür, dass die gespeicherten Nährstoffe wieder im Boden freigesetzt sind und der nächsten Baumgeneration zur Verfügung stehen. Die Nähstoffversorgung hat sich in den letzten 40 Jahren sogar stark verbessert. Die Landwirtschaft und der Straßenverkehr trugen große Mengen an Stickstoff in den Wald ein, was unter anderem an einem bedeutend größerem Holzzuwachs zu beobachten ist. Dieser Anstieg des Holzzuwachses ist so groß, das die Ertragstafeln, die jahrzehntelang der Planung der Holzproduktion dienten, nicht mehr gültig sind. Zudem führt auch der immer noch steigende CO2-Anteil in der Atmosphäre zu einem besseren Pflanzenwachstum. Aktuell besteht daher kein genereller Anlass im Wald zu düngen.

In bestimmten Fällen kann es aber trotzdem notwendig sein, eine Bodenverbesserung (Melioration) durchzuführen. Dies trifft zu auf Standorte,

  • die auf äußerst nährstoffarmen Grundgestein stocken
  • auf denen in der Vergangenheit bodenschädigende Praktiken wie Streunutzung durchgeführt wurden
  • wo luftverunreinigende Immissionen den Nährstoffhaushalt geschädigt haben (saurer Regen)

Niederwälder können den Nährstoffhaushalt ebenfalls negativ beeinträchtigen, da im Gegensatz zum Hochwald in viel kürzeren Abständen Holz geerntet wird. Als größte aktuelle Gefahr ist die Ganzbaumnutzung zu nennen.

Ist der Nährstoffhaushalt durch eine oder mehrere der oben genannten Ursachen stark gestört, leiden Bäume an einer mangelnden Versorgung mit Nährelementen.. Für den Waldbesitzer sind solche Schäden am besten an Nadeln und Blättern zu erkennen.

Nährelement Mangelerscheinung
Stickstoff Kurze Triebe, kleine Blätter, gelbgrüne Verfärbung, von den älteren zu den jüngeren Nadeljahrgängen fortschreitend
Phosphor Kleine Blätter und Nadeln, Nadeln sind blaugrün gefärbt, Laubblätter zeigen rötliche bis braue Flecken bis zur Blattmitte
Kalium Gelbverfärbung der Nadeln, die abgestorbenen Blattspitzen verfärben sich rotbraun, die Blattränder sind gelb bis braun
Magnesium Nadeln sind goldverfärbt mit scharfem Übergang zu grünem Teil, Blätter zeigen gelbe bis braune Flecken
Mangan Nadeln und Blätter sind gelbverfärbt, nur die Blattadern sind grün
Eisen Nadeln und Blätter sind gelblichweiß aufgehellt

Weitere Hinweise für einen gestörten Nährstoffkreislauf sind Rohhumus und das häufige Vorkommen von Zeigerpflanzen wie Preiselbeere, Heidelbeere oder Besenheide. Aber Achtung: Da Nadeln, speziell von Kiefer und Fichte, für das Bodenleben schwer zersetzbar sind kommt es deshalb in Nadelreinbeständen häufig zu Rohhumusbildung, durch die der Oberboden versauert. Im gesamten Bodenkörper sind aber ausreichend Nährstoffe vorhanden.

Am effektivsten lässt sich aus der Luft düngen. Foto: Brian Lockhart/bugwood.org

Gezielt düngen

Bemerken Sie als Waldbesitzer auffällige Blattverfärbungen an verschiedenen Baumarten und verschiedenen Altersklassen, sollten Sie sich mit der zuständigen Forstbehörde in Verbindung setzen. Bodenverbesserende Maßnahmen im Wald lassen sich nicht einfach dadurch erzielen, indem man wahllos Kalk ausbringt. Vor der Düngung zeigt eine Analyse der Bodenchemie den Nährstoffgehalt. Auf dieser Grundlage werden dann Art und Menge des Düngemittels bestimmt und im Wald ausgebracht.

Zuwachssteigerung durch Düngung?

Bereits im 19. Jahrhundert wurden viele Düngeversuche durchgeführt, um herauszufinden, ob sich der Holzzuwachs durch die Düngung verbessern lässt. Bei einer verbesserten Nährstoffsituation steigt der Holzzuwachs tatsächlich an. Der Nachteil von Düngungen liegt darin, dass der verbesserte Zuwachs nur solange anhält, wie auch gedüngt wird. Aus wirtschaftlicher Sicht empfiehlt es sich daher nicht zu düngen nur um die Holzproduktion zu vergrößern. Zudem führt eine Überdüngung dazu, dass sich das Risiko von Schnee- und Eisbruch sowie von Windwürfen vergrößert. Durch die Düngung wächst lediglich die Blattmasse, Stamm und Wurzeln nehmen aber nicht an Stabilität zu.

Rohasche und Gülle: Keine Alternative

Der Einsatz von unbehandelter Asche ist äußerst problematisch, da damit sehr hohe pH-Anstiege verbunden sind, die sich negativ auf das Bodenleben auswirken. Gewisse Fraktionen der Holzasche können auch hohe Schwermetallgehalte aufweisen. Hohe pH-Anstiege wirken sich auch negativ auf die Mykorrhiza aus, die nicht nur für die Ernährung wichtig ist, sondern die Baumwurzeln auch gegen Pathogene schützt. Dasselbe gilt auch aus den folgenden Gründen für die Ausbringung von Gülle auf Waldböden:

  • Ein Großteil der Gülle würde auf einer Schlagfläche gar nicht in den Boden eindringen, sondern auf Ästen, Stöcken und Vegetation haften bleiben und beim nächsten Starkregen weggespült werden und angrenzende Gewässer belasten.
  • Die hohe Menge an Ammoniak verändert den pH Wert stark, für viele Bodenlebewesen wäre das Milieu toxisch.
  • Auch die Wurzeln der Jungpflanzen würden negativ reagieren.

Das Ergebnis wäre also komplett kontraproduktiv