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Pferderückung

Pferderückung

Pferde sind am besten geeignet für die Vorrückung, also für den Holztransport vom Schlägerungsort zur nächsten Rückegasse.

Pferderückung: Schonend und trotzdem kosteneffizient Holz rücken

Mit dem Aufkommen der ersten Forstmaschinen und der generellen Motorisierung der Holzernte verschwanden in kurzer Zeit die Pferde aus dem Wald. War das Pferd über Jahrhunderte hinweg die einzige pflegliche Möglichkeit, Holz aus dem Wald zu transportieren, übernahmen fortan Forsttraktoren, Schlepper und Forwarder diese Aufgabe. Als die Idee der naturnahen Waldbewirtschaftung sich verbreitete, erinnerte man wieder sich an die Pferderückung. Im Vergleich zu einem 15 Tonnen Forwarder, der laut ist und Abgase verbreitet, wirkt der Einsatz eines Pferdes, das einen Stamm im gemächlichen Schritt hinter sich herzieht, geradezu romantisch. Aber ist die Pferderückung auch wirtschaftlich, und unter welchen Umständen macht es Sinn, ein Pferd im Wald einzusetzen?

Pferderücker beklagen ihren schlechten Ruf innerhalb der Forstwirtschaft. Die meisten Förster würden die Pferderückung als veraltete Methode betrachten, die in der modernen Waldwirtschaft keinen Platz mehr hat. Ganz unbegründet ist das nicht. Vergleicht man die Leistungsdaten eines Pferdes mit denen einer modernen Forstmaschine, so ist die Maschine dem Pferd klar überlegen und als wesentlich leistungsstärker einzustufen. Manch einen Förster schreckt auch der Umstand, dass man bei der Pferderückung mit einem lebendigen Wesen zu tun hat, das gefüttert und gepflegt werden muss. Diesem Argument ist allerdings entgegenzuhalten, dass auch eine Forstmaschine nicht ohne Treibstoff läuft und ein nicht geringer Teil der Arbeitszeit von Maschinenführern der Wartung und Pflege der Maschine gilt. In Deutschland ist der Einsatz von Pferden für den Holztransport verbreiteter als in Österreich, allerdings kommen die meisten Kunden der deutschen Pferderücker aus dem Bereich des Naturschutzes und nur wenige aus der Forstwirtschaft.

Ein Grund dafür, warum bei den Anhängern der naturnahen Waldwirtschaft das Pferd so hoch angesehen ist, liegt in den Nachteilen, die der Einsatz von schweren Forstmaschinen mit sich bringt. Die Bodenverdichtung ist dabei das größte Problem. Dies hängt mit der Herkunft der meisten Forstmaschinenhersteller – Skandinavien und Nordamerika – zusammen. In Skandinavien ist die Bodenverdichtung kaum ein Thema, da überwiegend im Winter bei gefrorenem Boden geerntet wird. In Kanada und den USA wiederum ist aufgrund der Größe der verfügbaren Waldfläche eine pflegliche Bewirtschaftung der Wälder eher zweitrangig. Natürlich hat sich die Forsttechnik weiterentwickelt und es wurden bodenschonende Antriebe wie Raupenfahrwerke oder Boogiebänder entworfen, die weniger Bodendruck ausüben. Aber auch andere Probleme ergeben sich durch den Einsatz von Forstmaschinen, wie etwa die Verbreitung von Hydrauliköl im Bestand oder die Beunruhigung des Wildes.

Pferderückung

Die Pferderückung kann ihre Stärken vor allem in ökologisch sensiblen Beständen ausspielen.

Alternative Pferderückung

Will man nun die oben genannten Nachteile des Maschineneinsatzes vermeiden, stellt sich die Pferderückung als Alternative dar. Anwendungsgebiete sind etwa:

  • Nasse Böden, auf denen ein Maschineneinsatz schwere Folgeschäden verursachen würde
  • Steillagen mit Felsblöcken, die für Maschinen unpassierbar sind
  • Erstdurchforstungen mit schmalen Rückegassen, wo eine hohe Wendigkeit notwendig ist
  • In Wertholzbeständen, in denen Rückeschaden am wertvollen Erdbloch wirtschaftlich schwerwiegend sind
  • In Naturschutzgebieten, in denen Lärm und Abgasbelastung vermieden werden sollen

Die Vorteile der Pferderückung liegen in der Bestands- und Bodenpfleglichkeit und der nicht vorhandenen Umweltbelastung. Die höhere Wendigkeit der Pferde, die geringere Zugkraft sowie die bessere Übersicht des Rückers im Vergleich zum Maschinenführer führen dazu, dass bedeutend weniger Schäden am verbleibenden Bestand durch die Rückung entstehen.

Nicht jede Pferderasse ist für die Holzrückung geeignet. Auch ist die Holzrückung nichts für Amateure. Pferd und Rücker müssen aufeinander eingespielt sein, zudem muss das richtige Arbeitsgerät verwendet werden. Den Idealtyp für die Rückearbeit im Wald stellt das mittelschwere Kaltblut dar, das über genügend Wendigkeit und ausreichend Zugkraft verfügt. Geeignete Pferderassen sind mit der Waldarbeit nicht überfordert. Voraussetzung dafür ist die korrekte Einarbeitung und angemessene Einsatzbedingungen. Das Zugtier bedankt sich für die richtige Haltung mit Arbeitswillen und Leistungsvermögen. Auch für den Rücker ist die Arbeit anstrengend: Kraft, Geschicklichkeit, Ausdauer und hohe Konzentration sind gefordert.

Entscheidend beim Pferdezug ist das Gewicht der Last und die Bodenreibung, und nicht etwa Länge und Durchmesser der Last. Beim einspännigen Zug sollte das Pferd auf Dauer nicht mehr als maximal 20 % seines eigenen Körpergewichts ziehen. Dies entspricht einem Stammvolumen von etwa 0,3 fm. Kurzfristig können auch höhere Lasten gezogen werden. Kühle Temperaturen werden von Pferden bevorzugt, im Sommer ist die Leistungsgrenze schneller erreicht. Bei Hangneigungen von maximal 50 % ist die Grenze der Geländegängigkeit erreicht. Je länger die Rückeentfernung, desto unrentabler wird der Pferdeinsatz. Ideale Rückelängen liegen unter 50 m. Die Zuggeschwindigkeit von Pferden liegt bei 3,5 km/h und damit unter der von Forstmaschinen.

Das ideale Einsatzgebiet von Pferden sind Erstdurchforstungen. Die geringen Baumdimensionen, die hohe Wendigkeit der Pferde und die bestandsschonende Rückung sind die Gründe, warum die Pferderückung hier wirtschaftlicher ist als der Einsatz von Forstmaschinen. Dabei müssen Pferd und Maschine aber nicht miteinander konkurrieren, sondern die Verknüpfung der Vorteile beider Arbeitssysteme führt zum Erfolg. Das Pferd rückt das Holz bis zur Rückegasse vor, um dann an Forstschlepper oder Krananhänger zu übergeben.

Pferd

In Jungbeständen findet die Pferderückung ihr optimales Einsatzgebiet.

Fazit Pferderückung

  • Pferde gibt es genug, die für die Holzrückung geeignet sind. Jedoch sind nur wenige dafür ausgebildet.
  • Am besten ist es, wenn man mit dem Pferde direkt in den Wald kommen kann, ohne Zugfahrzeug. Ein längerer Weg zum Einsatzort macht nur Sinn, wenn der Einsatz mehrere Wochen dauert, also eine entsprechende Auftragsmenge vorhanden ist.
  • Mit einer guten Rückeplanung sind die Pferde sehr wohl konkurrenzfähig. Bis 50 m Vorrückung sind sie kostengünstiger, danach wird es teurer.
  • Bei bestem Gelände kann man sehr wohl bis zu einem Festmeter Weichholz als Dauerleistung für acht Stunden ansetzen. Für trainierte, gesunde Pferde sind in der Praxis Tagesleistungen pro Pferd von 6 – 20 fm anzunehmen, je nach Gelände, Entfernung und Holzstärken. Ein erfahrener Fuhrmann kann über den Atem der Pferde die Belastung steuern. Dabei sieht er, wann ein Pferd Pausen braucht.
  • Den Idealtyp für die Rückearbeit im Wald stellt das mittelschwere Kaltblut dar. Am wichtigsten ist, dass sie auf Kommando stehen bleiben können. Viel Körpergewicht ist von Vorteil. Warmblutpferde oder Araber haben einen stärkeren Fluchtinstinkt, der nachteilig ist für die Arbeit.