Mittelwald

Im Mittelwald dominieren starke Eichen, im Nebenstand stocken meist Hainbuchen und Linden. Foto: Sicio/shutterstock.com

Windwurf, Borkenkäfer und auch zunehmend der Waldbrand: Diese großflächigen Waldschäden lassen den Waldbesitzer verzweifeln. Neben dem meist beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden kommt noch hinzu, dass das Schadereignis die waldbauliche Planung unterbrochen hat. Nach einer starken Borkenkäferkalamität oder einem Waldbrand bleiben nur noch einige wenige – meist starke – Bäume stehen. Für den Waldbesitzer stellt sich die Frage, was er mit diesen Überhältern tun soll. Einerseits wären diese Bäume ja dazu geeignet, mit ihren Samen die nächste Baumgeneration zu begründen, schließlich haben sie sich als vital genug erwiesen, um ein Schadereignis zu überstehen. Andererseits, wenn der Forstunternehmer schon mal da ist, um den Bestand aufzuarbeiten, wäre es nicht vernünftig, auch gleich die Überhälter zu ernten, um wenigstens ein paar Bloche im Sortiment zu haben, für die ein halbwegs guter Preis erzielt werden kann? Eine Lösung für diese Frage ist der Mittelwald.

Wie funktioniert der Mittelwald?

Der Mittelwald war lange Zeit das klassische waldbauliche System der Bauern. Ein Mittelwald besteht aus zwei Schichten: einer Oberschicht, die Wertholz produziert, und eine Unterschicht, welche die Stämme der Oberschicht beschattet und sie somit astfrei hält. Gleichzeitig liefert die Unterschicht Brennholz. Die Unterschicht wurde alle zehn bis zwanzig Jahre genutzt, während die Oberschicht eine Umtriebszeit von 100 bis 150 Jahren hatte. Mit diesem Waldbausystem waren die Landwirte in der Lage, ihren Bedarf an Bauholz zu decken und gleichzeitig ausreichend Brennholz zu produzieren. Als Baumarten wurden Eichen mit Hainbuchen kombiniert. Der Mittelwald ist aber auch mit anderen Baumarten möglich.

Mittelwald statt Kahlfläche

Für geschädigte Bestände, in denen ein Großteil der Bestockung nicht mehr vorhanden ist, bietet es sich daher an, einen Mittelwald zu begründen. Entschließt sich der Waldbesitzer dazu, auch die verbliebenen Überhälter zu nutzen, wird aus dem geschädigten Bestand ein Kahlschlag – mit all seinen Nachteilen. Lässt man hingegen die Überhälter stehen, so bleibt ein Rest des wichtigen Waldinnenklimas vorhanden. Außerdem sorgen die Überhälter dafür, dass der Boden weiter beschattet wird. Auf unbeschatteten Kahlflächen wird durch die vermehrte Sonneneinstrahlung das Bodenleben angeregt, was zu einer rascheren Freisetzung von Nährstoffen führt. Da aber keine Bäume vorhanden sind, die diese Nährstoffe aufnehmen können, werden diese vom Regenwasser ausgespült.

Zwischen den Überhältern entwickelt sich die nächste Baumgeneration. Idealerweise soll dabei das Potential der Naturverjüngung genutzt werden. Es empfiehlt sich daher, abzuwarten, welche Baumarten sich natürlich verjüngen. Sollte die eine oder andere Zielbaumart fehlen oder nur unzureichend vorkommen, dann kann diese mit truppweiser Pflanzung (etwa 40 Pflanzen pro Trupp mit einem Durchmesser zwischen 5 und 7 m) eingebracht werden. Gepflanzt werden soll aber nur, wenn nötig.

Mittelfristig wird aus dem Zwei-Schichten-Bestand wieder ein einschichtiger werden, und zwar dann, wenn die Bäume aus der Verjüngung in die Oberschicht wachsen. Der Mittelwald ist also nur eine Zwischenlösung. Der Waldbesitzer selbst kann entscheiden, ob er einen echten Mittelwald bewirtschaftet, indem die Unterschicht laufend zur Brennholzproduktion genutzt wird, oder ob er wieder einen Ein-Schichten-Bestand heranwachsen lassen möchte.