Baumhöhlen

Spechte sind die Baumeister im Wald. Foto: 446346_original_R_K_by_Romy-Weigel_pixelio.de

In Städten ist der Mangel an Wohnungen üblich. Dass es auch für tierische Waldbewohner eine Herausforderung ist, einen geeigneten Unterschlupf zu finden, mag überraschen. Für Siebenschläfer und andere ist eine Baumhöhle aber von großer Bedeutung: Höhlen dienen nicht nur als Schlafstätte und als Versteck vor Beutegreifern. Sie schützen auch vor schlechtem Wetter und sind die Kinderstube für den tierischen Nachwuchs.

Wenig Baumeister…

Natürliche Baumhöhlen sind im Wirtschaftswald selten, da die Bäume lange vor ihrem Absterben gefällt werden. Deshalb sind natürliche Baumhöhlen, die durch abfallende oder ausfaulende Äste entstehen, im Wald Mangelware. Da nimmt der Specht als Zimmermann eine Schlüsselrolle ein. Speziell die Höhlen des Schwarzspechts sind begehrt, da diese sehr geräumig sind und so für viele Arten in Frage kommen. Der Schwarzspecht erreicht die Größe einer Krähe und ist damit mit Abstand die größte Spechtart. Als vergleichsweiser großer Vogel mag er Altbestände, in denen er Platz zum Fliegen vorfindet. Bezüglich Holzart hat er keine Vorlieben, er kommt sowohl in Laub- als auch in Nadelwäldern vor. Aber einer Höhe von 4 m werden die Schlafhöhlen angelegt. Der Schwarzspecht gibt sich aber nicht mit einer Höhle zufrieden: in seinem Revier, das rund 100 ha umfassen kann, legt er bis zu 10 Höhlen an. Als ideales Bauobjekt kommen mindestens 100jährige Buchen in Frage die einen Stammdurchmesser größer als 40 cm haben.

..und viele Interessenten

Über 60 Arten sind bekannt, die als Nachmieter in ehemalige Spechtwohnungen einziehen. Unter den Vögeln vertrauen Hohltaube, Kleiber, Dohle und sogar der räuberische Raufusskauz auf die Baukunst ihrer Verwandten mit den harten Schnäbeln. Aber auch zahlreiche Säuger fühlen sich in einer Spechtbehausung wohl: Siebenschläfer, Haselmaus, Eichhörnchen und Baummarder verkriechen sich in Baumhöhlen. Sogar einige Fledermausarten nutzen Höhlen. Dabei kommt es auch zu einer Abfolge von Arten: frisch gezimmerte Schwarzspechthöhlen nutzt der Raufusskauz. Ist die Immobilie schon etwas in die Jahre gekommen, dann ziehen Fledermäuse ein.

Biologischer Forstschutz

Für den Waldbesitzer gibt es gute Gründe, sich einen Schwarzspecht im Wald zu halten. Denn auf seinem Speisezettel stehen neben Ameisen auch Borken- und Bockkäfer, die zu den Schädlingen zählen. Aber auch von anderen höhlenbewohnenden Arten profitiert der Waldbesitzer. Baummarder und Raufusskauz jagen Wühlmäuse und echte Mäuse, welche der  der Baumverjüngung gefährlich werden können.  Die kleinen Nager verzehren Wurzeln, Rinde, Triebe, Keimlinge und Samen.

Fördern kann der Waldbesitzer diese Arten, indem Höhlenbäume stehengelassen werden. Naturschützer schlagen auch gern eine generelle Verlängerung der Umtriebszeiten vor, für die meisten Waldbesitzer wird es aber praktikabler sein, Bäume mit schlechter Holzqualität und geringem wirtschaftlichen Wert im Wald zu belassen. Abgestorbene Bäume sind keine Gefahr: Borkenkäfer brauchen für ihre Entwicklung saftführende Bäume.