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Beurteilung von Waldböden

Waldboden

Die Bodentiefe oder Gründigkeit gibt den Bereich an der für Pflanzenwurzeln erschliessbar ist. Foto: Brian Lockhart.

Den Waldboden auf einfache Art interpretieren

Mit einfachen Methoden kann der Waldbesitzer die Ertragskraft des Standorts beurteilen. Krautige Pflanzen, Bodentiefe, Bodenart, Wasserhaushalt und Kalkgehalt unterstützen den Waldbesitzer bei der Baumartenwahl. Neben dem Spatenstich geben Straßenböschungen und Wurzelteller von geworfenen Bäumen wertvolle Einblicke in die lokalen Bodenverhältnisse. Bäume nehmen mit ihren Wurzeln Kontakt mit dem Boden auf. Baumarten mit Herzwurzelsystemen wie die Buche können das Potential an Wasser und Nährstoffen besser aufnehmen als Flachwurzler. Bei günstigen Bodenverhältnissen, wie lockeren und tiefgründigen Böden, bilden aber auch flachwurzelnde Baumarten ein üppiges Wurzelsystem aus. Nicht nur die Pflanzenart, sondern auch deren Wachstum geben Auskunft über die herrschenden Standortsverhältnisse. Große, saftige wirkende Blätter und Pflanzen zeigen eine gute Nährstoff- und Wasserversorgung.

Besenheide (Calluna vulgaris).

So weist die Besenheide (Calluna vulgaris) auf Standorte mit saurer Bodenreaktion hin, während der Sanikel (Sanicula europaea) Böden mit guter Nährstoffversorgung anzeigt. Pflanzen zeigen aber auch die Pedogenese (Bodenentwicklung) an: das Weißmoos (Leucobyrum glaucum) oder die Preiselbeere (Vaccinum vitis-idea) sind Verhagerungszeiger und weisen auf einen Verlust der Bodenfruchtbarkeit hin. Die Flatterbinse (Juncus effusus) ist ein Verdichtungszeiger und oft auf alten Rückewegen zu finden.

Das Weissmoss zeigt Verhagerung an.

Flatterbinse.

Der mit einem Spaten ausgestochene Bodenziegel gibt einen guten Einblick in die Humusauflage und den darunter liegenden Mineralboden. Ist dieser mit Humus vermischt, so ist das positiv für das Pflanzenwachstum. Eine krümelige Struktur weist auf reges Bodenleben (Edaphon) hin. Je wohler sich die Bodenlebewesen fühlen, desto schneller werden Nährstoffe umgesetzt. Einen Hinweis darauf gibt die Bodenstreu: sind nur noch Teile von Blättern und Nadeln erkennbar, verarbeitet das Bodenleben die Pflanzenreste rasch. Ganze Nadeln und Blätter zeigen eine verlangsamte Umsetzungsrate an. Eine dichte Humusauflage ist der Hinweis auf vermindertes Bodenleben und sehr langsame Aufschließung der Nährstoffe. Dauert dieser Prozess über mehrere Jahre an, kommt es wegen des Nährstoffmangels zu einer Bodenversauerung. Nadeln sind für das Bodenleben schwerer abzubauen als Blätter. Die Streu der Kiefer ist am schlechtesten abbaubar, auch die Nadeln der Fichte sind schwer abbaubar, wie auch die ledrigen Blätter der Buche. Gut abbaubare Streu liefern Pionierbaumarten wie Birke, Salweide, und Eberesche.

Die Bodenart entscheidet darüber wie sehr ein Boden in der Lage ist, Wasser zu speichern. Tonige und lehmige Böden speichern Wasser sehr gut, sandige Böden neigen zur Trockenheit. Abhängig von der Textur ist aber auch die Verfügbarkeit von Wasser und Nährstoffen für die Bäume: in einem schweren, tonigen Boden können nicht alle Baumarten wurzeln. Die Bodenart wird mittels Fingerprobe bestimmt. Dabei wird der erdfeuchte Mineralboden zwischen zwei Finger genommen und geformt. Sandige Bodenarten lassen sich kaum formen, während bindige, tonreiche Böden sich gut zu langen, dünnen Schnüren ausrollen lassen.

Bodenart

Die Bodenart beschreibt die Größe der Bodenmaterials und wird mittels Fingerprobe bestimmt. Bei der Fingerprobe wird nach Befeuchten des Bodens die Formbarkeit getestet.

Sand: Überhaupt nicht formbar. Sand ist gut durchlüftet, warm und bindet Wasser schlecht.

Schluff: Mäßig formbar. Schluff ist warm und bindet Wasser mäßig.

Ton: Gut formbar. Tonige Böden  speichern Wasser gut, neigen aber dazu kalt zu sein und schlecht durchlüftet.

Die Bodentiefe oder Gründigkeit gibt Auskunft, wie tief die Wurzeln in den Boden eindringen können. Seichtgründige Böden sind nur bis 30 cm durchwurzelbar, tiefgründige Böden können bis zu einem Meter Bodentiefe erreichen. Je gründiger der Boden ist, desto besser sind die Standortverhältnisse.

Kalkhältige Böden sind gut gegen Bodenversauerung geschützt und meist auch nährstoffreich. Der Nachweis von Kalk im Boden erfolgt durch ein paar Tropfen verdünnter Salzsäure. Ist Kalk im Bodenmaterial vorhanden, beginnt der Boden durch Entstehung von Kohlendioxid charakteristisch zu schäumen – der Boden “braust”. Erhältlich ist verdünnte Salzsäure im Fachhandel.

Bodeneigenschaft Erkennungsmerkmal
Bodentiefe Schlagbohrer, Wurzelteller, Straßenböschungen
Bodenart Fingerprobe
Nährstoffhaushalt Zeigerpflanzen, Bodentiefe
Wasserhaushalt Bodenart, Bodentiefe
Kalkgehalt Probe mit verdünnter Salzsäure
Bodeneigenschaft Merkmal für gute Bodenertragskraft
Bodentiefe ab 50 cm Bodentiefe
Bodenart Schluff und Lehm speichern Wasser und Nährstoffe gut
Nährstoffhaushalt Sanikel, Buschwindröschen; Bodentiefe ab 50 cm
Wasserhaushalt Lehm, Schluff
Kalkgehalt Starkes Brausen
Bodeneigenschaft Merkmal für schlechte Ertragskraft
Bodentiefe unter 30 cm Bodentiefe
Bodenart Sandige Böden sind trocken, tonige nicht für alle Baumarten besiedelbar
Nährstoffhaushalt Besenheide, Preiselbeere; Bodentiefe unter 30 cm
Wasserhaushalt Tonige und sandige Böden
Kalkgehalt Schwaches oder fehlendes Brausen

Groborientierung über Bodeneigenschaften, ihre Merkmale und die Standortsgüte.

Rohauboden. Foto: Gollobich/BfW.