Wildapfel

Blätter des Wildapfels. Foto: Robert Videki/bugwood.org

Um falsche Erwartungen gar nicht erst zu wecken: Die Früchte des Wildapfels (Malus sylvestris) sind nicht genießbar. Sie sind aber wichtig bei der Beurteilung, ob es sich um einen Wildapfel handelt oder nicht: Neben der Fruchtgröße deuten insbesondere unangenehmer, bitterer Geschmack und ein im Vergleich zum Kulturapfel deutlich geringeres Kernhaus auf Wildnähe hin. Anders formuliert: Wer in einen Apfel beißt, der nicht nach Apfel schmeckt und auch etwas anders aussieht, hat gute Chancen, einen Wildapfel gefunden zu haben. Durch die Züchtung der Kulturformen, die bereits am Ende der Steinzeit begann, kam es immer wieder zur Bastardierung zwischen Wildapfel und Kultursorten. Die Frage, ob es echte Wildäpfel überhaupt noch gibt, oder es sich um mehr oder weniger wildnahe Formen handelt, kann nicht zweifelsfrei beantwortet werden.

Durch die Zuchtformen, aber auch die geringe Konkurrenzfähigkeit gehört der Wildapfel zu den vom Aussterben am stärksten bedrohten einheimischen Baumarten. Innerhalb seines natürlichen Verbreitungsareals besiedelt der Wildapfel normalerweise Standorte im Bereich der Nässegrenze des Waldes, wo die Konkurrenzkraft besonders gegenüber der Buche deutlich größer ist. Periodisch stark vernässte Auenstandorte oder Randbereiche von Bruchwäldern erhöhen deshalb die Wahrscheinlichkeit, Wildapfelrelikte anzutreffen.

Rinde des Wildapfels. Foto: bugwood.org

Schon in früheren Zeiten hatte der Wildapfel kaum wirtschaftliche Bedeutung. Er wird kaum höher als 10 m und ist durch sein geringes Wachstum nicht für die Holzproduktion verwendbar. Das Holz selbst hat auch keinerlei wirtschaftliche Bedeutung. In waldbaulichen Planungen spielt der Wildapfel für bäuerliche Waldbesitzer daher keinerlei Rolle. Findet man im eigenen Wald tatsächlich einen Wildapfel, so sollte er aus Naturschutzgründen belassen werden. Besonders in der freien Landschaft dienen Wildapfelbäume vielen Vogelarten als Brutstätte. Nachtaktive Fledermäuse nutzen Wildäpfel häufig als Tagesquartier. Die Bedeutung als Bienenweide und Nahrungsquelle für viele Kleintierarten ist unbestritten.