• Home
  • /
  • Borkenkäfer: Biologie und Abwehr

Borkenkäfer: Biologie und Abwehr

Borkenkäfer – Geisel der Forstwirtschaft

Damit die Suche nach befallenen Bäumen erfolgreich ist, muss sie systematisch durchgeführt werden. Daher konzentriert man auf die Orte, wo am ehesten mit dem Befall gerechnet werden muss. Das sind Stellen, an denen es Windwurf und Schneebruch gegeben hat sowie Käfernester, die aus dem Vorjahr bekannt sind. Borkenkäfer besiedeln auch einzelne geschwächte Fichten, allerdings ist die Gefahr einer Massenvermehrung an einzelnen Bäumen geringer als in einem Käfernest aus dem Vorjahr, wo eine ganze Reihe von Brutbäumen stockt. Vorrang haben Bestände mit hohem Fichtenanteil. Je mehr Mischbaumarten den Bestand gemeinsam mit der Fichte bilden, desto kleiner wird die Gefahr einer Kalamität. Bei entsprechender Gefahrenlage sind alle Fichtenbestände einzubeziehen, wegen der Gefährdung durch Kupferstecher auch Jungwüchse. Grundsätzlich sind Borkenkäfer Sekundärschädlinge. Sie besiedeln Bäume, die bereits geschwächt sind (Wipfelbruch, Trockenheit, Alter). Es ist allerdings zu beachten, dass bei Massenvermehrungen die Zahl der Käfer so groß werden kann, das auch vitale Bäume erfolgreich attackiert werden können. Wesentlich für die Entwicklung und Verbreitung der Borkenkäfer ist auch die Lufttemperatur: Ab 16,5 Grad Celsius beginnen die Käfer mit dem Ausschwärmen, ab 20 Grad sind sie besonders aktiv. Wie lang und intensiv ein Borkenkäferbefall andauert hängt also auch davon ab wieviele Tage es gibt die Temperturen über 20 Grad erreichen.

Bekämpfungsmöglichkeiten des Borkenkäfers je nach Jahreszeit. Quelle: LWF Bayern.

Buchdrucker (Ips typographus)

Nach der Überwinterung des Käfers in der Rinde von befallenen Bäumen oder im Boden (Nadelstreu) erfolgt der erste Schwärmflug April bis  Mai, im Juli gibt es häufig einen zweiten Schwärmhöhepunkt. Bei sehr warmen Temperaturen und damit günstigen Bedingungen können sich bis zu drei Generationen ausbilden. Befallen werden Fichten ab einem Durchmesser von 20 cm.  Aus runden, ca. 3 mm großen Einbohrlöchern wird braunes Bohrmehl ausgestoßen. Beim Abheben der Rinde werden dann ein- bis maximal dreiarmige (= Stimmgabel), längsgerichtete Muttergänge und davon ungefähr rechtwinkelig ausgehende Larvengänge sichtbar.

Fraßbild

Fraßbild des Buchdruckers. (Ips typographus).

Kupferstecher (Pityogenes chalcographus)

Es können alle Stadien des Käfers unter der Rinde im Brutbild überwintern. Die Hauptflugzeit ist die gleiche wie beim Buchdrucker. Der Kupferstecher bildet auch unter günstigen Bedingungen nur zwei Generationen aus. Am meisten gefährdet sind Fichtenstämme im Stangenholzalter, bei hoher Populationsdichte auch Jungfichten in Kulturen. Vorsicht ist auch besonders bei stärkeren, im Bestand verbleibenden Ästen geboten. Zu erkennen ist ein sehr kleines Einbohrloch in dünnrindigen Stamm- und Kronenbereichen, auch von älteren Bäumen, und unterhalb der Rinde ein drei- bis sechsarmiger Sterngang mit einer in der Rinde verborgenen Rammelkammer.

Schadbild und Aussehen des Kupferstechers. Foto: Robert Dzwonkowski

Getrocknete Harztropfen sind ein typisches Erkennungsmerkmal vom Borkenkäferbefall. Foto: Daniela Lupastean/bugwood.org

Kennzeichen des Befalls

Die typischen Spuren sind Bohrmehl und Harztropfen an der Rinde von Fichten. Da das Bohr­mehl durch vorherigen starken Wind oder Re­gen weggeweht bzw. abgewaschen werden kann, müssen die Kontrollen bei solchen Wit­terungsverhältnissen ausgesetzt werden. Während der Hauptflugzeit, also von April bis September, müssen die Kontrollen in den gefährdeten Bereichen wöchentlich durchgeführt werden.

Ab April beginnen der Käferflug und damit die Besiedelung der Fichten. Befallen Bäume müssen gefällt werden und aus dem Wald entfernt werden. An Stellen wo befallene Bäume gefunden wurden ist es unbedingt notwendig, alle 4 – 5 Wochen eine Nachkontrolle durchzuführen. Diese Suche gilt vor allem den geschlüpften Jungkäfern.

Methoden der Borkenkäferbekämpfung

Die sicherste Methode der Borkenkäferbekämpfung ist befallenen Holzes zu schlägern und aus dem Wald abzutransportieren. In manchen Regionen ist dies aber aus verschiedenen Gründen nicht sofort möglich. Befallenes Holz darf laut Forstgesetz nicht im Wald belassen werden. Daher muss es behandelt werden falls der Abtransport nicht unverzüglich möglich ist. Folgende Methoden können hierbei hilfreich sein:

Entrinden: Vor allem bei stärkerem Holz ist die Entrindung sinnvoll. Wichtig ist, dass der Stamm faktisch vollständig entrindet wird (auch höhere Baumstöcke). Die Methode ist allerdings sehr arbeitsintensiv, bei größeren Holzmengen ist sie nur praktisch durchführbar, wenn mobile Entrindungsmaschinen zur Verfügung stehen.

Insektizidanwendung: Es gibt eine Reihe von zugelassenen Mitteln wie Karate Forst flüssig und Fastac Forst  gegen Borkenkäfer, die sowohl vorbeugend und als auch bekämpfend wirken. Bei ihrem Einsatz sind eine umweltschonende Dosierung sowie eine gründliche Arbeitstechnik einzuhalten.

Insektizidnetze: Befallene Einzelstämme bis zu ganzen Holzpoltern können mit Insektizidnetzen abgedeckt werden.  Dabei wird der mechanische Schutz (die Käfer können nicht ausfliegen) mit chemischen kombiniert: in den Netzfasern ist ein Wirkstoff eingebracht, der die Käfer abtötet.

Folienlagerung: Dabei wird das Holz konserviert, zudem werden holzschädigende Pilze und Insekten durch den Sauerstoffentzug sowie den steigendem CO2-Gehalt abgetötet. Folienlager sind eine Alternative zu bewilligungspflichtigen Nasslagern und können dezentral für kleinere Holzmengen angelegt werden.

Hacken und Zerkleinern, Verbrennen: Verbleibendes Restholz (Stammstücke, Ast- und Kronenmaterial) wird brutuntauglich gemacht oder trocknet durch Ablängen in kurze Stücke schneller aus. Vor dem Verbrennen von Brutmaterial sind unbedingt die notwendigen Genehmigungen bei den zuständigen Behörden einzuholen.

Unbekämpfter Befall: Wurde ein Befall zu spät entdeckt und die Käfer haben den Baum bereits verlassen, so kann dieser Baum als Totholz stehen gelassen werden. Die Entnahme trägt nichts mehr zur Bekämpfung bei, ein Belassen wirkt sich positiv auf Käfergegenspieler, die Artenvielfalt und die Bestandesstruktur aus. Die weitere Suche soll sich aber auf die unmittelbaren Nachbarbäume konzentrieren, da hier die Käfer ihre Attacken fortführen.

Die Entrindung ist eine Methode eine Borkenkäferkalamität unter Kontrolle zu bringen. Neuste Studien zeigen das es bereits reicht indem man nur alle 5 cm einen Streifen von 1 cm ritzt.

Weiterführende Links:

Pro & Contra Insektizide bei der Borkenkäferbekämpfung

Trends in der Borkenkäferbekämpfung

Einsatz von Borkenkäferspürhunden

Gegenspieler von Borkenkäfern

Entwicklung von Borkenkäferpopulationen