Götterbaum

Der Götterbaum ist leicht an seinem Blattwerk erkennbar. Foto: Chuck Bargeron/shutterstock

Bäume verfolgen unterschiedliche Strategien, um erfolgreich gedeihen zu können. Einige haben die Fähigkeit, Schatten sehr gut zu ertragen, wodurch sie sehr konkurrenzfähig werden. Buche und Tanne sind dafür Beispiele, aber auch die Fichte kann sich gegen Lichtbaumarten wie Kiefer und Eiche gut durchsetzen. Andere Baumarten wiederum mögen es nicht, wenn sie beengt werden, sie suchen sich lieber Standorte, die von anderen nicht besiedelt werden können. Am erfolgreichsten hierbei ist der Götterbaum (Ailanthus altissima).

Ursprünglich stammt der Götterbaum aus China, wie viele andere fremdländische Arten. Den Sprung nach Mitteleuropa hat er aber schon im 19. Jahrhundert geschafft. Der Götterbaum war unter anderem als Futterpflanze für eine Wiener Seidenraupenzucht vorgesehen. Zudem wurde er von Imkern kultiviert. Bald danach startete er erfolgreich seinen Eroberungszug, hilfreich waren dabei seine Früchte, die vom Wind weit verbreitet werden. Und seine Zähigkeit: Er ist resistent gegen Salz, Trockenheit und Luftabgase. Was erklärt, warum man Götterbäume unter anderem auf ehemaligen Industriestandorten findet. Zwei Standortsfaktoren haben seine Ausbreitung aber bisher verhindert: Er benötigt viel Licht zum Wachstum, und er ist nicht frosthart. Es ist davon auszugehen, dass die Wachstumsbedingungen für ihn in den nächsten Jahren besser werden.

Wo er sich mal angesiedelt hat, ist er nicht mehr so leicht zu entfernen. Sein starker Stockaustrieb behindert die erfolgreiche Bekämpfung. Im Nationalpark Donauauen wird er bekämpft, da man befürchtet, dass er heimischen Baumarten den Lebensraum entzieht. Die erfolgreichste Methode zur Bekämpfung ist die Ringelung, es dauert allerdings bis zu zwei Jahre, bis der Götterbaum tatsächlich abgestorben ist. Die Samen und die Rinde sind giftig und enthalten den Wirkstoff Quassin, der unter anderem im biologischen Landbau als Insektizid verwendet wird. Zudem ist der Saft hautreizend.

Lange Zeit war der Götterbaum nur in der Nähe von Siedlungen zu finden, doch in den letzten Jahren häufen sich die Beobachtungen im Wald. Besonders anfällig für die Ansiedlung sind Windwurfflächen, an denen viel Licht vorhanden ist und der Mineralboden freiliegt. Der Götterbaum besiedelt aber auch Wälder, die von Krankheiten geschwächt wurden. In den USA unterwächst er vom Schwammspinner geschädigte Eichenbestände, in der Schweiz entwickelt er sich in absterbenden Edelkastanienwäldern.

In vielen Ländern wird der Götterbaum als invasiver Neophyt angesehen, also als eine einwandernde Art, von der Schaden zu erwarten ist. Im Fall des Götterbaums finden sich die Schäden vor allem an Bauten, da seine Wurzeln kräftig genug sind, um langfristig die Bausubstanz zu schädigen. Im Wald befürchten Experten, dass sein starkes Wachstum dazu führen könnte, heimische Baumarten zu verdrängen. Ob er sich tatsächlich auch erfolgreich gegen Schattbaumarten durchsetzen kann, bleibt abzuwarten, bisher gibt es allerdings keine Hinweise darauf. Derzeit wird der Götterbaum nur als gefährlicher Eindringling gesehen: Dabei handelt es sich um eine Baumart, die sich leicht verjüngen lässt, auf guten Standorten wüchsig ist und bis zu 30 m hoch wird, mit Trockenheit gut zurecht kommt und Holz produziert, das sich gut verarbeiten lässt. Möglicherweise wird ja aus dem Problem noch eine Chance.