Ästung

Neben dem Durchmesser und der Stammform ist die Astigkeit das wichtigste Kriterium für die Holzqualität. Will der Waldbesitzer wertvolles Holz erzielen, dann ist die Ästung ein probates Mittel dafür. Aber damit die Ästung nicht zur Fleißaufgabe wird und auch tatsächlich zu einem Mehrerlös beim Holzverkauf führt, sind einige Details zu beachten. Die Baumarten, der Zeitpunkt der Ästung und die Auswahl der zu ästenden Bäume sind dabei nur einige Punkte.

Ästung – wozu?

Mit laufendem Wachstum wird es dunkler im Bestand, und die unteren Kronenschichten bekommen nicht mehr ausreichend Licht für die Photosynthese. Deshalb lässt der Baum Äste, deren Blätter nicht mehr genug Energie erzeugen können, absterben. Die meisten Laubbaumarten sind Totastverlierer, da die absterbenden Äste abgeworfen werden. Ausnahmen sind Wildkirsche, Pappel und Birke. Die Nadelhölzer sind Totasterhalter, sie verlieren ihre toten Äste ebenfalls, allerdings dauert der Vorgang wesentlich länger, wodurch der subjektive Eindruck entsteht, diese Baumarten würden ihre Totäste behalten. Jeder, der schon mal durch ein Fichtenstangenholz gewandert ist, wird das bestätigen. Die Ästung findet daher hauptsächlich in Nadelholzbeständen statt. Die überwiegende Motivation für die Ästung ist eine bessere Wertschöpfung: Ein astfreies Bloch wird als A-Qualität eingeteilt und erzielt damit einen wesentlich höheren Preis.

Auswählen, durchforsten, entasten

Die Ästung stellt eine Form der Veredelung dar. Klarerweise kann nicht jeder Baum im Bestand diese Sonderbehandlung erhalten, sondern sie soll nur den besten Bäumen im Bestand zugutekommen. Bevor also massenweise Äste abgesägt werden, ist eine genaue Auswahl nötig. Für Bäume, die geästet werden sollen, gelten dieselben Kriterien wie für Z-Bäume. Sie sollen im Bestand vorherrschend sein, eine kräftige, vollständig ausgebildete Krone haben und keine Holzfehler (Drehung, Krümmung) oder Schäden haben. Bestände, die durch Windwurf, Schneebruch oder Rotfäule gefährdet sind, sind von einer Ästung auszuschließen.

Vor der Ästung sollte eine Durchforstung durchgeführt werden. So wird den auserwählten Bäumen mehr Raum für ihr Wachstum gegeben, außerdem kann so vermieden werden, dass ein Baum nach seiner Ästung bei der Holzernte (Rückeschäden) beschädigt wird und die Ästung nutzlos war. Geästete Bäume sollten markiert werden, damit sie nicht irrtümlich einer zukünftigen Durchforstung zum Opfer fallen. Steht eine Gruppe von Bäumen, die sehr wüchsig ist, dicht beieinander, dann kann auch die gesamte Baumgruppe geästet werden. Die Zahl der zu ästenden Bäume sollte sich an der Stammzahl im Endbestand orientieren. Bei Fichte sind das etwa 200 Bäume pro Hektar, bei Kirsche und Pappel 150 Bäume pro Hektar.

Um einen lukrativen Holzpreis für einen astfreien Stamm zu erzielen, muss der Stamm auch eine gewisse Dimension haben. Je stärker der Stamm ist, desto wertvoller ist er. Es sollen daher nur Bäume geastet werden, die einen Zieldurchmesser von wenigstens 45 cm erreichen können. Auf schlechten Standorten lohnt sich die Ästung daher nicht. Damit der Baum aber die gewünschten Dimensionen erreichen kann, ist es notwendig, dass der Waldbesitzer möglichst früh mit der Ästung beginnt. Ab einem Durchmesser von 10 cm kann geästet werden, Ästungen über einem Durchmesser von 15 cm sind nicht mehr sinnvoll. Die Ästung in so jungen Beständen hat auch den Vorteil, dass die zu entfernenden Äste dünn sind und die Ästung wenig Zeit in Anspruch nimmt. Der Arbeitsaufwand liegt pro Baum bei etwa 5 Minuten.

Grünästung

Geästet werden können sowohl grüne Äste als auch tote. Tote, trockene Äste sind komplett vom Baum abgetrennt, es kann also durch die Ästung kein Schaden am Baum mehr entstehen. Gegen die Grünästung spricht, dass der Ast noch Kontakt mit dem Kambium hat. Eine Verletzung kann daher eine Infektion mit Pilzen zur Folge haben. Die Grünäsung sollte auch nur sehr vorsichtig durchgeführt werden und nur die untersten Kronenbereiche betreffen. Eine zu starke Grünästung führt zu Wachstumsverlusten und ist somit kontraproduktiv. Trockene, tote Äste, die über keinen Kontakt zum lebenden Baum mehr haben, können zu jeder Jahreszeit entfernt werden. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich die Baumrinde während der Saftzeit, die im Spätwinter einsetzt und bis in den Herbst dauert, schon bei kleinen Stößen und Beschädigungen löst. Im Falle der Grünästung steigt diese Gefahr einer Verwundung noch an, weil die noch lebende Rinde der Äste mit der Rinde des Stammes verbunden ist. Brechen Äste ab, wird auch die Baumrinde aufgerissen. Daher ist der Winter, wenn Saftruhe herrscht, die ideale Zeit für die Ästung.

In Österreich sind Bloche üblicherweise 4 m lang, daher sollte die Ästung auch nur bis 4 m durchgeführt werden. Ästungen in größeren Höhen sind möglich, allerdings bringen diese einen entsprechenden technischen Aufwand mit sich, die sich im Kleinwald kaum lohnen.

Leiter oder Teleskopstange

Bei der Ästung selbst ist vor allem auf eine saubere Schnittführung zu achten. Der Schnitt soll möglichst nah am Stamm angesetzt werden, die umherliegende Rinde darf dabei nicht verletzt werden. Der Schnitt muss gerade geführt werden und den gesamten Ast entfernen. Ästungen, bei denen Aststummel überbleiben, sollen möglichst vermieden werden. Als Hilfsmittel für die Ästung kommen sowohl Teleskopstangen wie auch Leitern in Frage. Der Vorteil der Teleskopstangen ist neben ihrem geringeren Gewicht auch der leichte Transport. Eine Leiter durch schwieriges Gelände zu tragen kann sehr mühsam werden. Dafür erlaubt die Leiter eine saubere Schnittführung, da man einen besseren Blick auf den zu entfernenden Ast hat. Der Einsatz der Motorsäge auf einer Leiter ist zu riskant und kann zu lebensbedrohlichen Verletzungen führen! Für den Schnitt auf der Leiter sollten nur Handsägen verwendet werden, die sich einhändig führen lassen.

Die gängigsten Handsägen für die Ästung sind:

  • Baumsäge mit Spannhebel, eine Handsäge, die mit beiden Händen geführt wird und sich daher nicht für den Leitereinsatz eignet.
  • Rebsäge, hat 35 – 40 cm lange Sägeblätter, wird einhändig geführt und kann nicht an Teleskopstangen befestigt werden. Bei der Arbeit mit der Baumsäge soll eine Schutzbrille getragen werden.
  • Dauner Ästungsäge, hat eine Blattlänge von 40 cm, ist für alle Baumarten verwendbar und auf Teleskopstangen aufsetzbar. Bei ihrem Einsatz sollte neben der Schutzbrille auch der Schutzhelm getragen werden, um Unfälle durch herunterfallende Ästen zu vermeiden

Nicht durchgesetzt haben sich vollmechanische Klettersägen. Diese haben gummibereifte Steigräder und werden von einem 2,5-PS-Motor angetrieben. Die Klettersäge steigt den Stamm hoch und entfernt dabei alle Äste. Die Resultate der Ästung waren aber häufig nicht zufriedenstellend.