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Fichtenwälder

Fichte

Durch den menschlichen Einfluss ist die Fichte weit über ihren natürlichen Lebensraum verbreitet, durch den Klimawandel wird sie aber viel an Areal verlieren und mittelfristig nur noch im Gebirgslagen zu bewirtschaften sein.

Fichtenwälder

Die natürlichen Verbreitungsgebiete der Fichte finden sich in der unteren subalpinen Höhenstufe (ab 1.500 m) der Karpaten und Alpen sowie in der montanen Stufe der kontinentalen inneren Alpentäler, deren Klima für Buche und Tanne zu kühl ist. Außerdem findet man natürliche Fichtenwälder auf sogenannten Sonderstandorten wie

  • Blockhalden auf schmalen Felsbändern,
  • In Kaltlufttälern und Dolinen der montanen bis hochmontanen Stufe, soweit die Spätfröste nicht sogar die Fichte ausschließen
  • an Hochmoorändern in der montanen Stufe

Daran lässt sich erkennen, dass die Fichte eine Baumart lebensfeindlicher, extremer Gebirgsstandorte ist, keinesfalls aber eine Baumart sommerwarmer Tieflagen. Zur Vollständigkeit sei noch erwähnt, das in Skandinavien und im europäischen Teil Russlands ebenfalls natürliche Fichtenwälder vorkommen, deren Entwicklung lief aber anders ab als die der mitteleuropäischen Fichtenwälder, zudem ist in beiden Regionen das boreale Klima den entscheidende ökologische Faktor, weshalb diese für das Verständnis der heimischen Fichtenwälder nicht weiter von Belang sind.

Wie bereits erwähnt ist die Fichte eine Gebirgsbaumart, und die sich in ihrer Entwicklung daher an die schwierigen Lebensbedingungen im Hochgebirge angepasst hat. Der Bergwald wächst bis zur oberen Waldgrenze. Deren Höhe liegt in den Schweizer Alpen bei bis zu 2.300 m, in manchen Tiroler Tälern reicht der Wald aber auch nur bis 1.800 m. Die ursprüngliche Waldgrenze lag einst 300 bis 400 m höher, doch die ersten menschlichen Besiedler der Alpen haben diese durch intensive Nutzung herabgesenkt. Etwa 100 m über der Waldgrenze liegt die Baumgrenze. Die Baumgrenze endet dort, wo Bäume nicht mehr höher als 5 m werden. Wind, Frost, Schnee, Eis: damit hat ein Keimling zu kämpfen im Hochgebirge. Daneben gibt es aber auch noch eine Reihe anderer Faktoren, die den kleinen Bäumen das Leben schwer machen: Pilze wie der Schneeschimmel, konkurrierende Bodenvegetation, Austrocknung, Schneegleiten, Forsttrocknis und Spätfröste sind dafür verantwortlich, das sich die Waldgrenze seit Jahrhunderten kaum verändert hat. Seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts kommt als weiterer Faktor der Wildverbiss hinzu.

Fichtenmonokulturen in den Tieflagen sind wesentlich instabiler als natürliche Fichtenwälder in den Hochlagen. Foto: Richbard Webb/bugwood.org

Daraus lässt sich erkennen, dass auch für an solche harschen Verhältnisse angepasste Baumarten die Bedingungen äußerst lebensfeindlich und insbesondere die natürliche Verjüngung viel schwieriger ist. In hohen Lagen entscheiden minimale Standortsunterschiede über den Anwuchserfolg. Günstige Standorte sind meist Geländeerhöhungen wie Rippen, Kuppen, Hangkanten, die Bereiche um alte Stöcke oder liegengelassenes oder quer zum Hang gefälltes Baumholz. Ungeeignete Kleinstandorte sind nasse, kühle und krautreiche Geländevertiefungen (Mulden), in denen der Schnee lange liegen bleibt. An solchen Stellen entwickeln sich Pilzerkrankungen an der Verjüngung.  Auch Vegetationskonkurrenz durch Pestwurz, Alpendost und dichtes Reitgras sind problematisch. In Schlagfluren mit Brombeeren, Himbeeren und Adlerfarn ist ein Aufkommen der Verjüngung fraglich. Auf trockenen, warmen Südhängen sind extreme Temperaturschwankungen der Bodenoberfläche und heftige Sonneneinstrahlung limitierende Faktoren für junge Bäume. Jeglicher Schatten, sei es von der Konkurrenzvegetation als auch von älteren Bäumen ist an solchen Standorten entscheidend für das Gedeihen der jungen Bäume.  Auf kühlen, schattigen Nordhängen ist meist die Temperatur der beschränkende Faktor.

Die zwei wichtigsten natürlichen Fichtenwaldgesellschaften sind der montane bzw. der subalpine Fichtenwald. Montane Fichtenwälder kommen über 1.000 m vor, mit zunehmender Höhenstufe gewinnt die Fichte an Konkurrenzkraft. Beigemischt kommt noch vereinzelt Bergahorn, Tanne und Buche vor. Diese Waldgesellschaft ist produktiv (bis zu 1.500 fm/ha), aber wegen des schlechten Wurzelsystems der Fichte und der Einstufigkeit der Bestände eine sehr instabile Waldgesellschaft. Hauptbaumart ist die Fiche, mit steigender Höhenstufe nimmt der Anteil der Lärche zu, beigemischt kommen Bergahorn und Eberesche vor. Je näher die Waldgesellschaft der Waldgrenze kommt, desto mehr verändert sich die Gestalt: die Baumhöhe sinkt deutlich und liegt unter 30 m, die Bäume sind voll benadelt und die Äste sind kurz, um den Schnee möglichst wenig Auflagefläche zu bieten. Die Verjüngung befindet sich meist in direkter Nähe zu älteren Bäumen und ist in einer Rotte zusammengedrängt, um als Gruppe die feindlichen Lebensbedingungen besser überstehen zu können.  Das ist die typische Ausformung eines subalpinen Fichtenwaldes. Der Übergangsbereich zwischen subalpinem und montanem Fichtenwald ist fließend und das Auftreten kann nicht nur über die Seehöhe definiert werden.

Der Fichten-Tannen-Buchenwald ist eine natürliche, aus den drei Hauptbaumarten gebildete Waldgesellschaf, wobei die Bezeichnung Fichten-Tannen-Buchenwald eigentlich verwirrend ist, und eher ein Zeichen für die Bedeutung der Fichte in der Forstwirtschaft als für die vorherrschenden ökologischen Bedingungen. Der Begriff Tannen-Buchen-Fichtenwald wäre korrekter, denn es handelt sich hierbei um eine Waldgesellschaft, in der die Fichte beigemischt ist, aber die klimatischen Gegebenheiten Tanne und Buche bevorzugen. Erst mit steigender Seehöhe verlieren sowohl Tanne als auch Buche an Wuchskraft und die Fichte beginnt zu dominieren, bis der Anteil der Fichte so groß wird das es sich um einen montanen Fichtenwald handelt. Dies ist eine überaus produktive Waldgesellschaft mit Vorratswerten von bis zu 1.500 fm pro ha. Tanne und Buche verfügen über ein kräftiges Herzwurzelsystem wodurch diese Waldgesellschaft auch über hohe Stabilität verfügen. Als  Mischbaumarten sind Bergahorn, Esche und Eberesche zu nennen.

Aufgrund ihrer großen standörtlichen Toleranz kommt die Fichte noch in einer Reihe anderer Waldgesellschaften auch außerhalb des Hochgebirges vor, in solchen Waldgesellschaften ist sie aber nur eine Mischbaumart, die selten einen höheren Anteil als 10 % erreicht. Das Risiko einer Borkenkäfervermehrung ist wegen des geringen Fichtenanteils gering.

Fichtenwälder kommen vor allem im Gebirge vor sowie an einigen Sonderstandorten wie Mooren. Foto: Robert Videki/bugwood.org