Holzmerkmale

Die Krümmung von Stämmen ist ein bedeutender Holzfehler.

Holz ist ein natürlicher Rohstoff, dessen Aufbau und Verwendbarkeit durch das Auftreten von für die jeweilige Holzart typischen Merkmale stark beeinflusst wird. Die Österreichischen Holzhandelsusancen kennen folgende Merkmale als Grundlage für die Zuordnung zu einer bestimmten Güteklasse:

Astigkeit

Äste verändern die ansonsten gleichförmige Struktur des Holzes. Die Folge sind starke Veränderungen der Holzeigenschaften (Festigkeit, Farbe), die sich auf die Verwendbarkeit auswirken. Bei der Messung der Aststärke werden die Jahrringe des Astansatzes nicht mitgemessen.

Abholzigkeit

Darunter versteht man die Abnahme des Durchmessers zum Zopf (schwächeres Stammende) hin. Sie wird in Zentimetern je Laufmeter gemessen. Der Wurzelanlauf zählt nicht. Die Abholzigkeit wirkt sich stark auf die Schnittholzausbeute sowie wegen des schrägen Faserverlaufs auf die Festigkeitseigenschaften aus.

Ermittlung: Durchmesser am starken Ende des Stammes minus Zopfdurchmesser dividiert durch den Abstand der Messstellen ergibt die Abnahme des Durchmessers je Laufmeter.

Maßeinheit: Zentimeter pro Meter.

Drehwuchs

Schraubenartiger Verlauf (Drehung) der Holzfasern um die Stammachse. Wegen des schrägen Faserverlaufs weist drehwüchsiges Holz geringere Holzfestigkeitswerte auf. Es neigt beim Abtrocknen zum Verdrehen und Verbiegen.

Ermittlung: Man spannt ein Forstmaßband entlang der Stammachse und misst die Abweichung des Faserverlaufes nach einem Meter.

Maßeinheit: Zentimeter pro Laufmeter oder Prozent.

Krümmung

Sie verringert die Schnittholzausbeute und die Festigkeitseigenschaften des Holzes.

Einfach: Krümmung in einer Ebene

Mehrfach: zwei oder mehr Biegungen in einer oder mehreren Ebenen

Ermittlung: Man spannt z. B. ein Forstmaßband entlang des Stammes und misst an der Stelle mit der stärksten Krümmung den Abstand zwischen Maßband und Stamm

(= Pfeilhöhe). Der Wurzelanlauf bleibt bei der Messung unberücksichtigt!

Maßeinheit: Zentimeter Pfeilhöhe je Laufmeter (bei Laubholz) oder in Prozent des Mittendurchmessers (bei Nadelholz).

Buchs

Auch Rotholz, echiges Holz oder Druckholz genannt. Rotbraun verfärbte Verdichtung der Jahrringe als Reaktion auf Druck. Kommt häufig bei einseitig bekronten Bäumen vor. Buchsiges Holz schwindet stärker in Längsrichtung, hat schlechtere Festigkeitseigenschaften und neigt zum Verdrehen und Verziehen.

Ermittlung: Die maximale Breite der buchsigen Stellen ist in radialer Richtung zu messen und aufzusummieren. Buchsfreie Zwischenräume werden nicht mitgerechnet.

Maßeinheit: Prozent des Durchmessers der Sichtfläche

Verfärbung

Darunter versteht man eine Abweichung von der natürlichen Farbe des gesunden Holzes ohne Festigkeitsverminderung. Die Verwendbarkeit des Holzes ist aus optischen Gründen (auch in Abhängigkeit von der gerade vorherrschenden Modeströmung) eingeschränkt.

Unerwünscht: durch Pilze verursachte Bläue, durch Oxydationserscheinungen verursachte Kernverfärbungen bei Baumarten ohne Farbkern, unnatürliche Kernfarbe.

Beispiele: Buche, Esche, Ahorn.

Erwünscht: natürliche Kernfarbe bei Baumarten mit Farbkernbildung.

Beispiele: Eiche, Kirsche, Nuss, Lärche, Kiefer.

Fäule

Darunter versteht man die Zersetzung des Holzes durch Pilze (Rotstreif und Bräune) und andere Mikroorganismen, die zu einem Erweichen, zunehmendem Verlust an Masse und Festigkeit sowie oft zu einer Änderung von Textur und Farbe führt. Sie entsteht häufig durch Rinden- und Wurzelverletzungen und schränkt die Verwendbarkeit des Holzes besonders im fortgeschrittenen Stadium sehr stark ein.

T-Flecken

Längliche Wundnarbe, die am stehenden Baum entsteht und als T-förmiges Bild am Querschnitt von Rund- und Schnittholz erscheint. Rindeneinwüchse im Buchenholz.

Harzgallen

Harzeinlagerungen liegen zwischen den Jahrringen. Sie erschweren die Bearbeitung der Holzoberfläche, verändern das Erscheinungsbild und schränken die Verwendbarkeit des Holzes vor allem im Innenausbau ein.

Ermittlung: Länge der Sehne, die die Enden der Harzgalle verbindet.

Maßeinheit: Zentimeter

Jahrringbreite

Sie beeinflusst die Festigkeitseigenschaften des Holzes sehr stark.

Ermittlung: Am Zopfende werden auf den äußeren 75 Prozent eines repräsentativen Radius der Sichtfläche die Jahrringe gezählt und durch die Länge dieser 75% des Radius dividiert.

Maßeinheit: Millimeter

Insektenbefall

Die Bohrgänge der holzbrütenden Insekten führen zu einer technologischen (Holzfestigkeitsverminderung) und optischen (Verfärbung) Entwertung des Holzes. Holzwespen- und bockkäferbefallene Hölzer dürfen nicht für konstruktive Zwecke (Dachstuhl, tragende Elemente) verwendet werden. Der bedeutendste Schädling ist der Nutzholzbohrer (Lineatus). Er befällt geschlägertes Holz. Seine ausnahmslos im Holz angelegten Mutter- und Larvengänge führen zur Entwertung der äußeren Holzschicht und zu Preisabschlägen.

Erkennungszeichen für Befall: weiße Bohrmehlhäufchen auf der Rinde.

Risse

Sie entstehen durch Spannungen im Holz und durch unsachgemäße Fällung. Die Ursachen für Risse können vielfältig sein: sehr starker Frost, große Temperaturunterschiede zwischen Sonnen- und Schattenseite des Baumes, ungleichmäßige Krone, starke mechanische Beanspruchung durch Stürme u.a. Je nach Art, Verlauf und Länge vermindern sie die Schnittholzausbeute und die Verwendbarkeit des Holzes.

Man unterscheidet:

Gerader Riss: Verlauf weicht nicht mehr als 5 Prozent von der Stammachse ab.

Schiefer Riss: mehr als 5 Prozent Abweichung.

Frostriss: durch Frosteinwirkung am lebenden Baum entstandener Riss.

Haarriss: feine oberflächliche Risse durch Schwindungsspannungen; keine Holzentwertung.

Stirnriss: Risse auf nur einer Stirnseite; eventuell auf Mantelfläche.

Kernriss: von der Kernröhre zum Mantel (radial) verlaufender tief ins Holz reichender Riss.

Kreuzriss: verläuft teils radial, teils tangential bzw. entlang von Jahrringen.

Spinnerin: eine Vielzahl an Rissen, die von der Kernröhre ausgehen.

Sternriss: zwei oder mehrere Kernrisse

Ringschäle

Riss entlang eines Jahrringes, häufig bei einem plötzlichen Wechsel der Jahrringbreiten; auch Ringriss oder Kernschäle genannt. Er entsteht durch innere Spannungen und vermindert die Schnittholzausbeute wesentlich.

Ermittlung: Durchmesser der Sichtfläche dividiert durch Durchmesser des Jahrringes, in dem die Ringschäle auftritt.

Maßeinheit: Prozent des Durchmessers der Sichtfläche