Roteiche

Wüchsig und trockenrestistent: diese Eigenschaften machen die Roteiche zu einer interessanten Mischbaumart. Foto: Paul Wray/bugwood.org

Ihren Namen verdankt die Roteiche (Quercus rubra) ihren Blättern: Im Herbst verfärben sich diese leuchtend orange bis rot. Dank der Blätter ist die Roteiche auch leicht erkennbar: Die Blätter sind sehr groß – die Blattlänge beträgt zwischen 10 und 25 cm – und tief eingeschnitten. Die Roteiche stammt ursprünglich aus dem Osten Nordamerikas. In ihrer Heimat ist sie eine der bedeutendsten Laubbaumarten und vor allem in Mischwäldern anzutreffen. In den Appalachen ist sie bis auf 1.600 m zu finden. Bereits 1691 wurde sie in die Schweiz importiert. Lange Zeit wurde sie aber nur als Park- und Alleebaum genutzt. Erst seit einigen Jahrzehnten gibt es Versuche, die Roteiche forstlich zu kultivieren. Diese zeigen allerdings sehr erfreuliche Ergebnisse.

An den Boden stellt der Exot geringe Ansprüche, selbst auf sandigen Böden zeigen sich die Roteichen wüchsig. Bevorzugt werden lockere, kalkarme Böden in feucht-mildem Klima. Trotzdem erzielt sie auch gute Wuchsergebnisse auf Standorten mit schlechter Wasser- und Nährstoffversorgung. Zum Anbau auf dichten Lehm- und Tonböden, auf Staunässeböden, aber auch an extrem trockenen Standorten kann nicht geraten werden. Auf kalkhaltigen Standorten und auf Standorten mit sehr schlechter Grundwasserversorgung leidet die Roteiche unter Wurzelfäule. Sie bildet in der Jugend ein Pfahlwurzelsystem aus, das sich mit zunehmendem Alter in ein Herzwurzelsystem umwandelt. Sie gilt daher als sehr sturmfest. Für die vorhergesagte Erwärmung durch den Klimawandel ist die Roteiche gewappnet. Ihre Grenze liegt in Gebieten, in denen auch die Niederschläge abnehmen werden.

Ebenso wie Douglasie und große Küstentanne ist die Roteiche eine wüchsige fremdländische Baumart. Die Roteiche zeichnet sich zusätzlich aus durch

  • vergleichsweise geringe Ansprüche an die Standortsgüte,
  • häufige und starke Samenproduktion,
  • besondere Robustheit und damit verbunden ein geringes Anbaurisiko.

Ertragskundliche Untersuchungen zeigen, dass die Roteiche den heimischen Eichenarten im Wachstum deutlich überlegen ist. Im Alter von 100 Jahren sind Roteichen bis zu 14 Meter höher als heimische Eichen. Ein Durchmesser von 50 Zentimetern kann bereits im Alter von 60 Jahren erreicht werden.

Die Roteiche sollte nicht in Einzelmischung begründet werden. Um eine gute Astreinigung durch Dichtstand zu erreichen, wird zumindest eine gruppen- bis horstweise Begründung empfohlen. Die Pflanzzahl liegt zwischen 3.500 und 4.000 Stück pro Hektar. Aufgrund ihrer sehr geringen Verbreitung muss die Roteiche künstlich begründet werden, wobei die gruppenweise Pflanzung am geeignetsten ist. Eine Gruppe sollte einen Durchmesser zwischen 5 und 7 Meter haben. Die ideale Pflanzzahl liegt in solchen Gruppen zwischen 25 und 30 Roteichen. Man kann auch mit geringeren Pflanzzahlen arbeiten, eine wüchsige Naturverjüngung anderer Baumarten vorausgesetzt.

Rinde der Roteiche. Foto: Bill Cook/bugwood.org

Von der Jugend weg zeigt die Roteiche als Lichtbaumart ein starkes Wachstum. Bei jungen Bäumen wurden bereits Trieblängen von 2,5 Metern Länge gemessen. Die natürliche Astreinigung funktioniert gut, wenn der Dichtstand entsprechend ist. Bei einer Oberhöhe von 16 bis 18 Metern erreicht die Roteiche einen astfreien Stammabschnitt von 5 bis 8 Metern. Zu diesem Zeitpunkt sollten auch die Z-Bäume ausgesucht werden und von möglichen Bedrängern befreit werden. Das Produktionsziel bei der Roteiche liegt bei einem Durchmesser zwischen 50 und 70 cm. Die Umtriebszeit liegt bei etwa 80 Jahren und ist damit wesentlich geringer als jene heimischer Eichenarten. Gutes Wachstum setzt eine starke Krone voraus: Das gilt auch für die Roteiche. Bei der Durchforstung sollen Z-Bäume daher konsequent von Konkurrenzbäumen befreit werden.

Das Holz ähnelt dem von Stiel- und Traubeneiche. Es ist elastisch und hart. Den heimischen Eichen ist das Holz in der Druckfestigkeit überlegen. Der Kern ist rotbraun mit hellem Splint. Das Holz ist nicht witterungsbeständig, dafür aber gut imprägnierbar. Roteiche wird sowohl im Innen- als auch im Außenbereich verwendet. Parkette, Treppen sowie Fenster- und Türrahmen sind die typischen Erzeugnisse, die aus Roteichenholz gefertigt werden. Aktuell schätzen Holzverarbeiter das Holz der Roteiche aber gering; die Preise liegen etwa um 30 % niedriger als bei heimischen Eichenarten. Wegen ihrer Holzeigenschaften kann die Roteiche weder in der Fassbinderei noch als Furnierholz verarbeitet werden. Ein möglicher technologischer Fortschritt bei den Holzverarbeitern könnte die Roteiche aber auch am Holzmarkt attraktiver werden lassen.

Die Roteiche ist eine alternative Baumart für die Zukunft. Sie ist resistent gegenüber Krankheiten und Schädlinge und ist wüchsiger als heimische Eichenarten. Als fremdländische Baumart sollte sie aber trotzdem nur als Mischbaumart gesehen werden und nicht im Reinbestand kultiviert werden.