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Borkenkäferbekämpfung mittels Harvester

Entrindung

Umgerüstetes Harvesteraggregat H415 von John Deere. Hier wurden die äußeren und innenliegenden konventionellen Walzen gegen Spezialwalzen getauscht. Foto: Holzleitner/Institut für Forsttechnik BOKU Wien

Entrindung durch Harvester: Gamechanger im Kampf gegen Borkenkäfer

Die Entrindung von Schadholz wäre ein wichtiger Schritt in der Bekämpfung der Borkenkäfer. Die ersten Forschungsergebnisse zeigen positive Zwischenergebnisse. Eine Alternative bei der harvestergestützten Aufarbeitung von Schadholzmengen könnte die Entrindung durch speziell umgerüstete Harvesteraggregate darstellen. Bei der Entrindung im Bestand handelt es sich um einen zusätzlichen Prozessschritt, der mit Zeit und Kosten verbunden ist. Die Entrindung im Bestand ermöglicht dem Waldbesitzer aber mehr zeitlichen Spielraum innerhalb der Bereitstellungskette, ohne Gefahr, durch das waldnahe Rundholzlager eine Brutstätte für Borkenkäfer anzubieten.

Somit könnten auftretende Spitzen und Engpässe abgefedert und alle Partner in der Bereitstellungskette deutlich entlastet werden. Zusätzlich könnte noch stehendes aber bereits befallenes Holz geerntet und die Vermehrung der Käfer eingeschränkt werden. Die Entrindung stellt somit auch eine umweltverträgliche Alternative zu Insektiziden dar. Außerdem verbleiben die Nährstoffe aus der Rinde am Standort, welche zur Verbesserung der Bodenqualität beitragen. Erste erfolgreiche Versuche zur Anwendbarkeit hinsichtlich Entrindungsqualität wurden in Deutschland im Zuge eines nationalen Projektes in Zusammenarbeit des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF) mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) bereits durchgeführt.

Ziel des österreichischen und interdisziplinären Forschungsprojektes („Entrindung mit dem Harvesteraggregat als Maßnahme zur Borkenkäferbekämpfung und deren Auswirkung auf die nachgelagerten Prozesse und die Waldbewirtschaftung“ kurz DEBARK) ist es, die Potenziale der Entrindung mit Harvester im Bestand bei der vollmechanisierten Holzernte einerseits forsttechnisch und andererseits aus Sicht des Forstschutzes detailliert zu untersuchen und darzustellen. Das Projekt wird vom Institut für Forsttechnik (BOKU) zusammen mit dem Institut für Waldschutz des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) in Kooperation mit Waldbesitzern, Maschinenherstellern und Transportunternehmen vom 1. Dezember 2017 bis 31. Oktober 2019 durchgeführt.

Die Entrindung mit Harvestern im Bestand unter mitteleuropäischen Verhältnissen soll mittels speziell umgerüsteter Standard-Aggregate erfolgen. Je nach Hersteller werden die äußeren Vorschubwalzen, die innenliegenden Walzen und das Messrad getauscht. Beim angepassten Arbeitssystem wird der gesamte Stamm nach der Fällung zuerst entastet und abgezopft, dann am Zopfende mit gedrehtem Aggregat wieder erfasst und anschließend beim Durchlauf zum Fällschnitt entrindet. Bei der nächsten Überfahrt erfolgt die Ausformung der Sortimente in Richtung Zopfende.

Die Herausforderungen dabei: der zusätzlich benötigte Platzbedarf, längere Manipulationszeiten (der Harvester muss Umgreifen und einen zusätzlichen Arbeitsschritt durchführen) und eine deutliche Mehrbelastung der Maschine. Gewinnen würde man dafür in erster Linie Zeit. Zeit, die es braucht, bis wieder Kapazitäten frei sind und das Holz dann tatsächlich abtransportiert und zum Beispiel ins Sägewerk geliefert werden kann.

Entrindung

Die händische Entrindung bzw. die Entrindung mit Motorsägenaufsatz ist nur für kleine Holzmengen rentabel.

Vielversprechende Beobachtungen

Ob sich der erhöhte Arbeitsaufwand überhaupt lohnt, wird in Bezug auf den Forstschutz von den Mitarbeitern des Institutes für Waldschutz am BFW untersucht. Erste Beobachtungen stimmen hier optimistisch. So sterben sowohl die Larven als auch junge Käfer in der geschälten Rinde ab. Wenn die am Stamm verbleibende Rinde fünf Zentimeter Breite nicht übersteigt, dürfte auch dies zum Tod führen. Voll ausgebildete adulte Käfer sterben jedoch nicht ab. Daher gilt auch hier: Lieber früher als zu spät tätig werden. Ebenfalls positiv: Das Risiko des Wertverlustes durch Verblauung der im Wald belassenen Stämme scheint geringer.

Die Leistung der Harvesterernte mit Entrindung lag beim deutschen Verfahren etwa ein Drittel, beim österreichischen etwa ein Viertel unter jener bei Nichtentrindung (exklusive Rückung). Die entsprechenden Mehrkosten wurden in den deutschen Projekten auf 3 bis 7 €/Efm geschätzt – je nach Erntedurchmesser. Durch den Saftfluss ist das Holz nach der Entrindung sehr glitschig und muss je nach Witterung bis zu einer Woche lang abtrocknen, bevor es sicher vom Forwarder gerückt und gepoltert werden kann. Dabei wird auch der Einfluss weiterer Faktoren, wie Lagerschäden am entrindeten Holz, Veränderungen beim Transportvolumen und -gewicht und Wegfall der Rindensortimente in den Sägewerken auf die Wirtschaftlichkeit der Entrindung untersucht. Isoliert betrachtet zeigten sich bei der Forwarderrückung von entrindetem gegenüber nicht entrindetem Holz keine signifikanten Leistungsunterschiede – ein ausreichendes Abtrocknen des entrindeten Holzes vorausgesetzt.