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Historische Waldarbeit

Redwood

Forstarbeiter im 19. Jahrhundert in den kalifornischen Redwoodwäldern.

Waldarbeit früher: Abseits der Holzfällerromantik

Mit dem Augenblick, als der Mensch sesshaft wurde in Mitteleuropa, begann er damit Holz zu fällen. Holz war für die ersten Siedler nicht nur der universelle Rohstoff für Werkzeuge und Gebäude. Holz war auch der mit Abstand wichtigste Brennstoff. Zudem musste der Wald gerodet werden, um Platz für Ackerflächen zu schaffen. Damals war ganz Europa vom Wald dominiert und nur wenige Flächen wie Moore und Hochgebirge wurden nicht von üppigem Grün der Baumkronen beschattet.

Die tierische Muskelkraft war für lange Zeit die einzige Möglichkeit Holz auf dem Landweg zu transportieren. Foto: BFW

Mit einfachsten Werkzeugen wie der Steinaxt wurden Bäume gefällt, der damit verbundene Arbeitsaufwand ist für den modernen Menschen nur noch schwer vorstellbar. Über Jahrhunderte hinweg sollte die Axt das wichtigste Werkzeug bleiben, wenn es darum ging, Holz zu ernten. Zwar wurden die Schneiden durch immer härteres Metall verbessert, am Grundprinzip änderte sich aber wenig. Doch dieses einfache Werkzeug half dabei, den Wald in Europa schrumpfen zu lassen. Obwohl die Mittel einfach waren, wurde trotzdem enorm viel Holz eingeschlagen, denn der Bedarf war immens: Salinen, Köhlereien, der Bau und auch der Herd des einfachen Bauern brauchten Holz. Viel Holz. Schließlich wurden auch die ersten Gebirgswälder eingeschlagen. Von nachhaltiger, schonender Bewirtschaftung wusste man damals noch wenig, und die geringen technischen Möglichkeiten ließen auch keine schonende Nutzung zu. In den Alpen war die Drift die wichtigste Methode, um eingeschlagenes Holz zum Verbraucher zu bringen. Dabei wurden die Stämme in die Wildbäche geworfen und diese übernahmen den weiteren Transport. Damit sich die Drift lohnte, musste aber viel Holz geerntet werden. Ganze Hänge wurden so entwaldet. Forststraßen, die von LKWs befahren werden können, waren noch nicht mal in der Fantasie der Forstleute existent. In manchen ergiebigen Waldgebieten wurden Waldeisenbahnen gebaut, doch auch ihr Betrieb lohnte sich nur, wenn große Holzmengen gefällt wurden.

Obwohl keinerlei Mechanisierung vorhanden war wurden auch Baumriesen gefällt.

Es sei aber erwähnt, dass nicht nur der Wald unter dieser Bewirtschaftung litt. Auch der Mensch, der im Wald tätig war, wurde aufs äußerste belastet. Noch heute wird mit dem Begriff des Holzknechts oder Holzfällers Kraft und Vitalität verbunden, und tatsächlich war die Waldarbeit nur den kräftigsten Männern möglich. Doch war diese Arbeit nicht nur immens anstrengend, sie war auch enorm gefährlich. Zahlreiche Gefahren traten bei der Holzernte auf und diese forderten ihren Blutzoll. Tödliche Arbeitsunfälle waren an der Tagesordnung. Die Holzknechte kannten weder die persönliche Schutzausrüstung noch die Grundlagen der ersten Hilfe. Den großen Modernisierungsschub erhielt die Waldarbeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs: zu diesem Zeitpunkt wurden die ersten Motorsägen bei der Holzernte verwendet. Aus heutiger Sicht wirken diese primitiv und mühsam in der Handhabung, doch für die damaligen Verhältnisse waren die motorbetriebenen Sägen ein echter Fortschritt. Der aber auch die Gesundheit der Waldarbeit belastete: die Abgase waren stark gesundheitsgefährdend und würden nach heutigen Maßstäben keine Zulassung mehr erhalten.

Holzdrift

Die Holzdrift war enorm gefährlich und auch sehr ineffizient da viel Holz dabei verloren ging.

Nach dem Einzug der Motorsägen entwickelte sich die Forsttechnik, die Jahrhunderte lang nur aus Axt und tierischer Muskelkraft bestand, rasch weiter. Forststraßen wurden gebaut, die Motorsägen wurden weiterentwickelt und für die Forstarbeiter entwarf man die ersten Behelfe wie Schutzhelme. Seilwinden übernahmen die Rückung der Holzstämme und mit Hilfe von Seilkränen wurde es sogar möglich, das Holz der Gebirgswälder waldschonend zu rücken. Neben den verbesserten Maschinen wurden ständig neue Konzepte der Holzernte von Waldarbeitsschulen und Ausbildungsstätten entwickelt, um die Produktivität zu steigern und die Sicherheit zu erhöhen. Der Erfolg spiegelt sich in den folgenden Zahlen: Im Jahr 1977 lag der Holzeinschlag in Österreich bei 11 Mio. Erntefestmeter (Efm), insgesamt 5.167 Unfällen wurden aufgezeichnet. Im Jahr 2013 wurden 17,4 Mill. Efm eingeschlagen, aber nur noch 1.368 Unfälle passierten. Die moderne Forsttechnik ermöglicht es also, den Wald produktiver und nachhaltiger zu nutzen und gleichzeitig die Sicherheit zu erhöhen.