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Groberschliessung – Forststraßen

Im Vergleich zu anderen Waldregionen ist Mitteleuropa sehr gut erschlossen. Foto: Amy Johannson/shutterstock

In Mitteleuropa ist die Groberschließung nahezu abgeschlossen. Durchschnittlich stehen zwischen 35 und 40 Laufmeter pro Hektar (lfm/ha) Forststraße in mitteleuropäischen Wäldern zur Verfügung. Wie fortgeschritten das mitteleuropäische Straßennetz ist, erkennt man anhand internationaler Vergleiche: In Skandinavien liegt der Vergleichswert bei 10 lfm/ha, in sibirischen Wäldern sogar nur bei 0,1 lfm/ha. Trotzdem war und ist der Bau und Erhalt von Forststraßen ein Garant für eine pflegliche und nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Nur noch in Einzelfällen ist der Forststraßenbau in Mitteleuropa notwendig. Gerade im Kleinwald sollte aufgrund der hohen Kosten genau überprüft werden, ob es keine Alternative zum Forststraßenbau gibt. Beim Bau der Forststraße wird Fachkenntnis und Planung benötigt. Im Normalfall wird die Planung und Projektierung einer Forststraße an Experten wie forsttechnische Büros, Ziviltechniker oder Forstwegebauinstitutionen vergeben, weshalb hier nur einige grobe Grundlagen des Forststraßenbaus behandelt werden. Details über die Planung und Bauausführung können diversen Fachbüchern entnommen werden und würden den Umfang sprengen.

So genannte positive Kardinalpunkte wie Holzlagerplätze sollen von der Froststraße erschlossen werden, während negative Kardinalpunkte wie Nassgallen, Felsstürze und ähnliche Hindernisse möglichst umgangen werden sollten. Weitere Beispiele für positive Kardinalpunkte sind etwa der Anschluss an bestehende Weganlagen, erschließungswürdige Bestände, Gebäude und Betriebsanlagen, geeignete Grabenquerungen, Abbaumöglichkeiten für Wegebaumaterial und mehr. Negative Kardinalpunkte wie unproduktive Waldflächen, bautechnisch besonders ungünstige Zonen (Rutschgelände, Sümpfe, Felspartien), ökologisch sensible Zonen (Quellschutzgebiet, Biotopflächen) sind zu meiden. Jedenfalls sollte von Beginn an mit den zuständigen Behörden zusammengearbeitet werden und deren Rat eingeholt werden.

Querschnitt der Forststraße. Grafik: Der Forstwirt/Ulmer Verlag

Um die Stabilität der Forststraße dauerhaft erhalten zu können, müssen die Grenzwerte bei Quer- und Längsneigung eingehalten werden. Im Längsprofil sollen 10 % Neigung nicht überschritten werden, ebene Abschnitte sollen mindestens 3 % geneigt sein. Die Neigung der Forststraße ist deshalb von Bedeutung, da einerseits der Holztransport nicht durch zu starke Neigungen erschwert werden soll. Gleichzeitig führt eine fehlende Ebene dazu, dass Regenwasser nicht abfließen kann und sich Schlaglöcher bilden. Die Querneigung ist mit 5 – 6 % ausreichend. Bei Nichteinhalten dieser Neigungen vervielfachen sich die Erhaltungskosten. Kehren wiederum sollten nicht mehr als 5 % geneigt sein. Für das sichere Kehren eines beladenen LKWs samt Anhänger muss der Kehrenradius mindestens 12 m betragen. Ein sanfter bzw. schrittweiser Übergang bei größeren Neigungsänderungen wie z. B. bei Wegeinbindungen oder Geländeveränderungen ist ebenfalls ein wichtiger Punkt der Planung.

Die Forststraßendichte sollte je nach Mechanisierungsgrad und Geländebeschaffenheit nicht mehr als 50 lfm/ha betragen. Ist eine Waldfläche übererschlossen, kann es unter anderem zu Wasserabflussbeschleunigung, Rutschungen und Bestandsdestabilisierung kommen. Die produktive Waldfläche wird durch eine Übererschließung ebenfalls reduziert. Gerade im Kleinwald ist die Gefahr der Überschließung gegeben, und zwar entlang von Grundstücksgrenzen: Sprechen sich die Nachbarn nicht ab, so kommt es immer wieder vor, dass zwei verschiedene Forststraßen gebaut werden, wo eine gemeinsame Forststraße gereicht hätte.