Keimbett

Dank dem Eichelhäher ist es auch für schwere Samen wie Eicheln möglich sich über weite Distanzen zu verbreiten.

Während des Samentransports geht eine große Menge an Samen verloren: Sie werden gefressen oder einfach an Orte geweht, die sich als Keimbett nicht eignen. Doch auch wenn der Samen auf geeignetem Boden ankommt, drohen ihm noch eine Menge Gefahren: Insekten, Vögel und Säuger können den Samen fressen, Pilze ihn parasitieren, ungünstige Witterung kann ihn austrocknen oder im Falle von Spätfrost erfrieren lassen. Die günstigsten Überlebenschancen hat der Samen daher an Stellen mit freigelegtem Mineralboden. Solche „Bodenverwundungen“ können auf vielfältige Art und Weise entstehen: durch menschlichen Einfluss wie etwa durch Holzrücken, durch das Herausheben von Wurzeltellern bei Stürmen, aber auch Wildschweine „pflügen“ den Waldboden bei ihrer Suche nach Nahrung.

Hat ein Samen all diese Gefahren überwunden, kommt es zur Keimung. Damit ein Samen keimt, muss es ausreichend feucht und warm sein. Dann beginnt der Samen zu quellen. Dieser Vorgang ist unabhängig vom Lichtzustand, er findet daher sowohl auf Freiflächen als auch in dichten Beständen statt. Beim Quellen treibt die Keimwurzel aus und versucht, sich im Substrat zu verankern und den Wasserbedarf des Keimlings zu decken. Sind die Böden verdichtet, haben die Keimlinge vieler Baumarten Probleme, sich anzuwurzeln. Auch dicke Humusauflagen können die erfolgreiche Keimung behindern; die Keimlinge vertrocknen meist. Nur in niederschlagsreichen Gegenden wie im Gebirge verläuft die Keimung auf solchen Unterlagen problemlos. Abgeschlossen wird der Keimvorgang durch das Aufrichten des untersten Teils der Sprossachse (Hypokotyl) und dem Ausbreiten der Keimblätter (Kotyledonen). Neben der Wasserversorgung ist die Verfügbarkeit von Licht entscheidend für die weitere Entwicklung des Keimlings. Dabei ist aber zu betonen, dass alle heimischen Baumarten im Keimlingsstadium schattentolerant sind, erst mit zunehmender Entwicklung steigt der Lichtbedarf an. Aber auch als Keimling ist der junge Baum immer noch biotischen (belebten) und abiotischen (unbelebten) Gefahren ausgesetzt: Insekten, Pilze, Säugetiere, Konkurrenzvegetation, Frost, Trockenheit, ja selbst Steinschlag und Lawinen können dem kleinen Baum den Garaus bereiten. Daraus wird ersichtlich, warum Bäume jedes Jahr große Mengen an Samen produzieren. Im Übrigen begleiten die vorher genannten Gefahren einen Baum sein Leben lang, doch je älter und vor allem größer er wird, desto widerstandsfähiger wird er. Ein Baum, der einige Tonnen an Biomasse umfasst, widersteht dem Befall eines Insekts mit Leichtigkeit, während das für einen Keimling bereits den Tod bedeuten kann.

Durch das Wühlen nach Nahrung lockern Wildschweine den Waldboden auf und fördern so die Samenkeimung. Foto: Bildagentur Zoonar Gmbh/shutterstock