Phytophagie

Fraßbild der Nonne. Foto: Petr Kapitola/bugwood.org

Phytophage Arten, also Tiere die Pflanzen fressen, können auf Wachstum, Samenproduktion und damit insgesamt auf die Fitness von Pflanzen Einfluss nehmen. In forstwirtschaftlichen Kulturen verursachen Phtophage, überwiegend Insekten, oft erhebliche Ertragsverluste. Auch in natürlichen Systemen wirkt sich die Fresstätigkeit von Tieren oft negativ auf die Zahl der gebildeten Samen aus. Wohl vor diesem Hintergrund wird meist davon ausgegangen, dass Fitnessverluste die einzige Konsequenz für die betroffene Pflanze sind. Pflanzen können ihre Verluste kompensieren oder sogar überkompensieren, d.h. die Frucht- und Samenertrage sind gleich oder hoher im Vergleich zu Pflanzen, die keine Schädigungen durch Phytophagen erlitten haben. Einen wichtigen Einfluss darauf, inwieweit Phytomasseverluste ausgeglichen werden können, haben Faktoren wie das Entwicklungsstadium der Pflanze, die Nährstoffversorgung und Konkurrenz.

Überkompensation und Fitnessgewinne sind bei Pflanzen wohl eher eine Ausnahmeerscheinung und treten allenfalls bei außergewöhnlich guten Existenzbedingungen auf. Allgemein sind Fitnesseffekte durch Phytophagie nicht einfach zu messen. Sie lassen sich oft nur dann richtig einschätzen, wenn sie über mehrere Generationen hinweg und ggf. unter verschiedenen Bedingungen untersucht werden.

Auch die Wirkungen des Samenfraß auf die Vermehrungsrate von Samen sind nicht pauschal zu bewerten. Sicher ist jedoch, dass der Verbreitung von Samen eine zentrale Rolle beim Reproduktionserfolg zukommt. Hierfür können durchaus auch Samenfresser einen Beitrag leisten, da sie Samen oft nicht an Ort und Stelle verzehren, sondern weit verbreiten. Selbst wenn nur ein geringer Teil davon zufällig an Standorte gelangt, für Keimung und Wachstum günstige Bedingungen herrschen, ist dies für die Pflanzenvermehrung unter Umstanden von größerer Bedeutung als der Verlust an gefressenen Samen. Gerade an der Wiederbewaldung von Kahlflächen ist erkennbar, das unter Normalbedingungen Samenfresser keinen so bedeutenden Schaden anrichten, das der Wald sich nicht mehr verjüngen kann. Anders zu beurteilen ist die Lage bei sehr seltenen Baumarten wie Speierling oder Elsbeere, wo der Samenfraß durchaus dazu führen kann, das die ohnehin seltene Baumart sich nicht mehr verjüngt und in einem bestimmten Gebiet fehlt.

Weniger auffällig als der durch Phytophagen verursachte Schaden an Pflanzen ist der Befall durch pilzliche Pathogene. Das muss aber nicht heissen, dass diese deshalb einen weniger bedeutenden Einfluss auf die Pflanzenfitness haben. Beispiele zeigen, dass sowohl die Samenbänke im Boden als auch die Samenanlagen an der Pflanze durch Pathogene deutlichreduziert werden können. Pilzinfektionen begünstigende Faktoren sind u.a. hohe Bestandesdichte und feucht-warme Witterungsbedingungen.