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Mischbaumarten für Fichtenbestände

Mischwald

Die Zukunft der Waldwirtschaft liegt in Mischwäldern.

Wer passt zur Fichte?

Der Klimawandel macht es notwendig, die Stabilität von Wäldern zu erhöhen. Große Schneemengen, lange Trockenperioden und günstige Bedingungen für Schadinsekten werden häufiger vorkommen und die Waldbestände bedrohen. Die Fichte ist für die heimische Waldwirtschaft die wichtigste Baumart. Der österreichische Wald besteht zu 51 % aus Fichten, oder anders formuliert: jeder zweite Waldbaum ist eine Fichte. Im Gebirgsland Österreich ist die Gebirgsbaumart zweifellos eine der Hauptbaumarten. Doch viele Fichtenbestände haben zwei wesentliche Grundprobleme:

  • Die Bestände wachsen an Standorten, an denen die Vitalität der Fichte eingeschränkt ist
  • Es handelt sich um Reinbestände, in der keine anderen Baumarten vorkommen.

Dem Waldbesitzer, der mit einem wie oben beschriebenen Bestand konfrontiert ist, bleiben zwei Alternativen: Entweder er schlägert den Bestand im Kahlschlagverfahren und forstet mit standortgerechten Baumarten auf. Dagegen spricht aber, dass bei Beständen die jünger sind als 60 Jahre keine Hiebsreife vorliegt und das Forstgesetz eine Nutzung untersagt. Außerdem entsteht bei einer Nutzung vor Ende der Umtriebszeit (zwischen 80 – 100 Jahren) ein wirtschaftlicher Verlust, da die produzierte Holzmenge geringer ist als geplant. Die andere Möglichkeit besteht darin, die Monokultur in einen Mischbestand umzubauen. Der Waldbesitzer muss also nicht zur Gänze auf den Brotbaum Fichte verzichten, je nach Höhenlage muss der Fichtenanteil aber reduziert werden.

Nicht jede Baumart ist geeignet, gemeinsam mit der Fichte in einem Mischbestand zu stocken.  Geeignete Baumarten müssen folgende Eigenschaften besitzen:

  • Um die Stabilität des Bestandes zu verbessern müssen Mischbaumarten standortsgerecht sein
  • Mischbaumarten müssen wüchsig genug sein, um mit der Fichte konkurrieren zu können
  • Die Zuwachsleistung muss ausreichend groß sein, damit die Holzproduktion durch den Bestandesumbau nicht zu stark verringert wird.

Hochmontane Wuchsgebiete

Die Fichte ist eine Gebirgsbaumart, die an die rauen Verhältnisse der Bergwelt angepasst ist. Kurze Vegetationsperioden und starker Frost stellen für die Fichte keine Probleme dar. Die natürlichen Waldgesellschaften in Form von montanem und supalpinem Fichtenwald sind Reinbestände. Bereits jetzt treten aber auch in Höhen über 1.000 m zunehmend Borkenkäfer auf, die in den Reinbeständen schwere Schäden anrichten. Für diese Höhenregion kommt als geeignete Mischbaumart nur die Lärche (Larix decidua) in Frage. Die Lärche ist eine ausgesprochene Lichtbaumart und daher der Konkurrenz der Fichte nicht gewachsen. Will der Waldbesitzer die Lärche als Mischbaumart etablieren, so ist es aber notwendig, die Lärche bereits in der Jugend stark zu fördern. In Bestandeslücken, die etwa eine Baumlänge groß sind, wird die Lärche durch Saat oder Naturverjüngung eingebracht. Auf Rohböden mit hohem Felsgehalt ist die Lärche besonders konkurrenzfähig. Die Förderung der Lärche darf sich aber nicht auf die Jugendjahre beschränken. Soll die Lärche, ihr ganzes Wachstumspotential ausschöpfen können, dann ist sie laufend durch starke Freistellung zu fördern. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Lärche für den Waldbesitzer sehr interessant. Lärchen mit einem Durchmesser von bis zu einem Meter sind keine Seltenheit. Das Holz lässt sich gut vermarkten, der Holzpreis liegt etwas oberhalb des Holzpreises der Fichte. Die Lärche ist nicht geeignet für staunasse Böden. Aufforstungen auf aufgelassenen Almen, auf denen der Oberboden durch Viehtritt stark verdichtet wurde, sind daher keine passenden Standorte für die Lärche. Die Lärche ist auch empfindlich gegenüber Spätfrost.

Lärche

Die Lärche braucht für ihre optimale Entwicklung gut durchlüftete Rohböden.

Montane Wuchsgebiete

In Höhenlagen zwischen 600 und 1.000 m ist die Tanne (Abies Alba) die geeignete Mischbaumart. Die Tanne ist eine ausgesprochene Schattenbaumart und daher in der Lage, mit der Fichte zu konkurrieren. Auf ihren Optimalstandorten ist die Tanne der Fichte sogar überlegen. Die Zuwachsleistung ist annähernd so hoch wie die der Fichte. Bereits in der Jugend verträgt die Tanne Schatten sehr gut und kann daher auch unter Schirm in den Bestand eingebracht werden. Die Tanne muss nicht gefördert werden. Wichtiger hingegen ist die Auswahl des Standorts. Für ihr optimales Wachstum benötigt sie tiefgründige, nährstoffreiche und gut wasserversorgte Böden. Der Jahresniederschlag sollte bei mehr als 1.000 mm jährlich liegen, gegenüber Trockenheit ist die Tanne empfindlich, ebenso gegenüber Spätfrost. Die Tanne ist unverträglich gegenüber Wildverbiss, weshalb es notwendig ist die Tannenverjüngung vor Wild zu schützen. Neben dem Problem der hohen Wildstände ist die schwierige Vermarktung des Tannenholzes ein Grund, warum die Tanne eher unbeliebt ist bei Waldbesitzern. Es ist aber noch nicht vorherzusehen, wie sich der Holzmarkt in den nächsten Jahrzehnten entwickelt und ob sich die Sägeindustrie nicht langfristig auch an die Tanne gewöhnt, vor allem wenn die Einschlagsmengen an Fichtenholz zurückgehen.

Trockene, montane Standorte sind eine Problemzone. Die meisten Baumarten, die in montanen Höhenlagen stocken, sind auf Böden mit guter Wasserversorgung angewiesen. Gerade aber auf solchen Standorten ist in Zukunft mit einer Schwächung der Fichte und den damit verbundenen Borkenkäferschäden innerhalb der Sommermonate zu rechnen. Eine geeignete Mischbaumart für trockene Regionen ist die Kiefer (Pinus sylvestris). Die Kiefer wurzelt von allen heimischen Baumarten am tiefsten und kann jede Form von Boden erschliessen, weshalb sie äußerst resistent gegenüber Trockenheit ist. Neben dem geringeren wirtschaftlichen Wert des Kiefernholzes stellen die Nadeln aber ein Problem dar. Kiefernadeln sind nur schwer abbaubar. Deshalb sollten Birke (Betula pendula) und Eberesche (Sorbus aucuparia) beigemischt werden. Die leicht abbaubare Streu der beiden Pionierbaumarten verhindert eine Bodenversauerung.

Im Plenterwald ist auf der gesamten Waldfläche Naturverjüngung vorhanden. Da es keine punktuelle Verjüngung gibt verringert sich das Risiko des Wildverbisses.

Submontane Wuchsgebiete

In submontanen Höhenlagen regiert die Buche (Fagus sylvatica). Die Buche ist wie die Tanne eine konkurrenzstarke Schattbaumart und eignet sich daher gut als Mischbaumart für die Fichte. Die Buche kann unter dem Schirm der Fichte verjüngt werden. Um die Buche in einem Fichtenbestand erfolgreich zu etablieren, muss das Bestandesdach nur schwach geöffnet werden, indem etwa 20 % der Stämme entfernt werden. Anschließend werden auf der Fläche Bucheckern gesät (200 kg/ha). Wichtig ist bei der Buchenverjüngung eine hohe Pflanzendichte auf engen Raum (zwischen 8.000 – 10.000 Pflanzen /ha) damit sich möglichst gerade Stämme bilden. Wird der Buche in der Jugend zu viel Platz gelassen, neigt sie dazu schiefe Stämme mit schlechter Holzqualität auszubilden. Die Buchenverjüngung sollte daher auf Flächen von etwa einer halben Baumlänge (etwa 700m2) verjüngt werden. Mit Heranwachsen der Verjüngung wird das Bestandesdach weiter geöffnet, bis die Buchenverjüngung in die Kronenschicht eingedrungen ist.

In den Tieflagen zeigt die Natur dem Menschen vor wie es geht: Während die Fichten absterben wachsen unter ihrem Schirm standortsgerechte Laubbäume heran. Foto: Steven Katovich/bugwood.org

Begleitbaumarten und Mischungsverhältnisse

Neben den genannten Baumarten gibt es noch eine Reihe von Begleitbaumarten, die nicht konkurrenzfähig sind, aber die Stabilität erhöhen. Es handelt sich hierbei um Bergahorn, Mehlbeere, Esche, Bergulme und Vogelkirsche. Kommen diese Baumarten im Fichtenbestand vor, liegt dies meist an kleinstandörtlichen Gegebenheiten, von denen sie profitieren. Sie sind  wegen ihres positiven Beitrags zur Bestandesstabilität zu fördern. Von einem künstlichen Einbringen dieser Arten ist aber abzuraten..

Der Anteil der Fichte sollte der Höhenlage entsprechend angepasst sein. In Tieflagen sollte der Anteil der Fichte nicht mehr als 10 % betragen, in submontanen Bereich 25 %, in Hochgebirgslagen bis zu 60 %. Auf trockenen Standorten sollte der Fichtenanteil unabhängig von der Seehöhe nicht mehr als 30 % überschreiten. Die Anteile von Mischbaumarten und Begleitbaumarten hängen von den jeweiligen standörtlichen Gegebenheiten, dem vorhandenen Baumartenspektrum und den Zielen des Waldbesitzers ab.

Letztlich bleibt es die Entscheidung des Waldbesitzers, ob und wie er standortfremde Fichtenmonokulturen umbaut. Ein freiwilliger, langjähriger Bestandesumbau ist aber wirtschaftlich verträglicher als ein von Windwurf und Borkenkäfer plötzlich aufgezwungener.