Aufforstung

Wald aus Menschenhand

Die Pflanzung bzw. Aufforstung ist die Verjüngungsmethode, bei der der menschliche Eingriff am stärksten ist, wodurch auch der Arbeitseinsatz und die Kosten höher sind als bei der Naturverjüngung bzw. der Saat. Dafür bringt die Pflanzung aber einige Vorteile mit sich, die sie deutlich unterscheiden von den anderen beiden Methoden.

Als wesentlichstes Argument der Aufforstung wird oft der größere Verjüngungserfolg im Vergleich zur Naturverjüngung und zur Saat genannt. Es ist richtig, dass bei Pflanzungen die Bäume gegenüber der Konkurrenzvegetation einen gewissen Vorsprung mit sich bringen. Deshalb kann aber nicht grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass sich die Verjüngung bei Aufforstungen erfolgreich etabliert. Fehler bei der Pflanzung, speziell im Privatwald, wo Ungeübte die Pflanzung durchführen, schlechte Witterung, Schäden durch Wild und Insekten sowie die falsche Baumartenwahl können auch bei der Aufforstung auftreten. Zudem ist die Aufforstung mit erheblich höheren Kosten verbunden, Arbeits- und Zeitaufwand sind ebenfalls höher.

Pflanzung

Bei der Pflanzung ist es wichtig den Pflanzschock zu vermeiden.

Problemfeld Kosten

Vor allem der Kostenfaktor war ein Grund dafür, dass sich vermehrt auch große Forstbetriebe dazu entschlossen haben, die Naturverjüngung zu nutzen und keine Aufforstung mehr durchzuführen. Hierzu ein Rechenbeispiel: Der durchschnittliche Preis einer Pflanze liegt je nach Baumart bei etwa einem Euro. Will man nun 1 ha Fichte aufforsten mit einer Stammzahl von 2.500 Stück, so sind damit schon Fixkosten von 2.500 Euro angefallen, noch ohne Kosten für den Transport und die Pflanzung selbst sowie eventuelle Schutzmaßnahmen (Zaun) zu berücksichtigen. Laubholzaufforstungen, bei denen die Stückzahlen bei 6.000 und mehr Pflanzen liegen, kommen noch teurer.

Ein weiterer Grund, der gegen die Aufforstung spricht, ist die Bestandsentwicklung: Die Stammzahl nimmt im Laufe der Zeit stark ab, von einigen tausend Bäumen bei der Bestandsbegründung erreichen nur einige wenige den Endbestand. Die meisten Bäume sterben dabei in sehr jungen Jahren ab. Das bedeutet für Pflanzungen aber, dass ein Großteil der gesetzten Bäume in einigen Jahren durch die Konkurrenz absterben. Angesichts der Kosten und des Aufwandes an Zeit und Geld ist daher die Aufforstung als äußerst ineffiziente Verjüngungsmethode zu sehen.

Das bedeutet aber nicht, dass die Pflanzung keine Berechtigung in der modernen Waldwirtschaft hat. Den oben genannten Nachteilen stehen auch einige Vorteile gegenüber:

  • Unabhängigkeit von Vorbestand und Verjüngungsbereitschaft des Bodens. Auf größeren Kahlschlägen oder Beständen, die durch Kalamitäten wie Windwurf oder Borkenkäfer geschädigt wurden, ist die Aufforstung oft die beste Methode der Bestandsbegründung.
  • Das raschere Überwinden der Jugendgefahren. Da die Pflanzen einen Altersvorsprung mit sich bringen, entwachsen sie schneller der Gefahrenzone.

Für den Privatwaldbesitzer mit kleinen Waldflächen und begrenzten Ressourcen ist das Bewusstsein wichtig, dass die Pflanzung Kosten und Aufwand verursacht und das Risiko des Pflanzschocks birgt. Sollte sich der Waldbesitzer für diese Verjüngungsmethode entschließen bzw. keine Alternative vorhanden sein, so ist es auch notwendig, das gesamte Projekt Aufforstung zu planen und folgende Fragen abzuklären:

  • Wie groß ist die Fläche und wie viele Pflanzen werden benötigt?
  • Ist es notwendig, die gesamte Fläche aufzuforsten, oder ist es möglich, Naturverjüngung oder Saat stellenweise anzuwenden?
  • Woher beziehe ich meine Pflanzen?
  • Wann werde ich pflanzen?
  • Wie schütze ich die Pflanzen beim Transport vor dem Austrocknen?
  • Welche Pflanztechnik kommt zum Einsatz und bin ich darüber ausreichend informiert und in der Lage, diese umzusetzen?
Baumschule

Containerpflanzen im Forstgarten. Foto: BMNT/Alexander Haiden

Pflanzensortimente

Forstliche Pflanzen werden in 3 Formen vertrieben: wurzelnackt, als Ballenpflanzen und im Container.

Wurzelnackte Pflanzen waren lange Zeit am weitesten verbreitet. Alle wurzelnackten Pflanzen müssen eine Reihe von Qualitätsanforderungen erfüllen, wie die Höhe und der Durchmesser an der Sprossbasis. Ballenpflanzen werden mitsamt einem Wurzelballen aus der Baumschule entnommen und damit an den Pflanzort gebracht. Der Ballen ist dabei in eine Leinwand gehüllt, um die Austrocknung zu verhindern. Ballenpflanzen werden vor allem im Landschaftsbau verwendet. Die neueste Entwicklung sind Containerpflanzen. Dabei stecken die Pflanzen in kleinen Gefäßen, mit denen sie an den Pflanzort transportiert werden. Zum Teil werden auch die Container, die aus leicht zersetzbaren Materialien bestehen, mit in den Boden gebracht.

Laubbaumsortimente werden häufig in der Praxis noch nach den alten Begriffen und traditionellen Höhenklassen eingeteilt.

Normale Pflanzen            Höhe bis 150 cm

Leichte Heister                 Pflanzen aus halbweitem Bestand, mit durchgehendem Leittrieb, für die Waldwirtschaft geeignet

Heister                                 Baumartige Pflanzen aus weitem Stand, geeignet sowohl für die Waldbewirtschaftung als auch im Landschaftsbau (Alleen, Garten)

Solitärpflanzen                 Pflanzen, die praktisch ohne Konkurrenz aufgezogen wurden, besonders für Einzelstellungen verwendbar und nicht in der Waldwirtschaft einsetzbar

Hochstämme                    Über 1,80 m kultivierte Bäume, finden ebenfalls in der Waldwirtschaft keine Verwendung

Pflanzzeit

Für die Pflanzungen kommen drei Zeitpunkt im Jahr in Frage: das Frühjahr, der Spätsommer sowie der Herbst.

Pflanzzeit Zeitraum Vorteile Nachteile Geeignet für
Frühjahr Anfang März bis Mai, Juni im Gebirge Winterfeuchtigkeit im Boden, niedrigere Temperaturen sind günstig für den Pflanzentransport und vermindern die Gefahr der Austrocknung Mögliche Trockenperioden Ende März/Anfang April, auf Kahlschlagflächen existiert die Gefahr des Rüsselkäfers Praktisch alle heimischen Baumarten
Spätsommer Anfang August bis Ende September Im Gebirge günstigere Arbeitsbedingungen, Verwurzelung der Pflanzen bevor im Frühjahr Wasserstress auftreten kann Größere Verlust von Transportverlusten, längere Trockenperioden Wintergrüne Nadelbäume
Herbst Anfang Oktober bis Mitte November Winterkahle Pflanzen sind bereits im Boden verwurzelt, bevor sie im nächsten Frühjahr große Wassermengen für die Blattentfaltung brauchen Gefahr von Frühfrostschäden Laubbäume, Lärche

Pflanzzeiten und ihre Vorteile

Pflanzen setzen

Die Pflanzen sind so schnelll wie möglich in den Boden zu bekommen.

Vor dem Pflanzen

Im Gegensatz zur Saat hat man es bei der Pflanzung mit bereits entwickelten Pflanzen zu tun. Dies bringt zwar einen Vorteil gegenüber der Konkurrenzvegetation, aber gleichzeitig sind die jungen Bäume empfindlicher als Samen, die von der Natur für den Transport vorgesehen sind. Junge Pflanzen müssen vor allem vor Austrocknung geschützt werden. Der Schutz der jungen Pflanzen ist unbedingt notwendig, damit vitale und kräftige Pflanzen gesetzt werden und nicht geschwächte Bäumchen, die bereits kurz nach der Pflanzung absterben – bedingt durch Pflanzungsfehler.

Der empfindlichste Teil der jungen Bäume sind die Wurzeln. Diese sind in einem geeigneten Transportmedium zum Pflanzort zu bringen. Für gewöhnlich erhält man die Pflanzen bereits in geeigneter Verpackung in der Baumschule. Frischhaltesäcke sind ein sehr guter Schutz gegenüber der Austrocknung. Sie dürfen aber nicht in der Sonne gelagert werden, da die Pflanzen überhitzen. Es kann auch zur Schimmelbildung kommen, wenn die Pflanzen zu lange in den Frischhaltesäcken aufbewahrt werden.

Bei idealer Planung wird die junge Forstpflanze noch am Tag, an dem sie von der Baumschule geholt wurde, auch gepflanzt. Ist dies nicht möglich, so müssen sie speziell gelagert werden. Diesen Vorgang nennt man Einschlag. Unter dichten Schirm (keine Sonneneinstrahlung) werden sie in wurzeltiefen Gräben in lockeren Lagen ausgebreitet. Dabei bedeckt man sie mit Erde und bewässert sie regelmäßig. Besonders gefährdet sind Nadelbäume, speziell die Douglasie ist sehr empfindlich. Laubbäume, die sich in Winterruhe befinden, vertragen die Wartezeit besser, da noch keine Blätter ausgebildet sind. Für den Privatwaldbesitzer ist es aber besser, den Einschlag durch passende Planung der Aufforstung zu vermeiden, da selbst in Forstbetrieben durch falsche Lagerung der Pflanzen Ausfälle passieren.

Ein großer Teil der Pflanzausfälle passiert unmittelbar vor der Pflanzung selbst, und zwar beim Transport vom Fahrzeug zum Pflanzort. Die Pflanzen müssen dabei geschützt werden, hierfür eignen hierfür feuchtes Moos oder feuchte Tücher. Die Pflanzen dürfen erst unmittelbar vor der Pflanzung entnommen werden. Besonders windiges, sonniges Wetter fördert die Austrocknung.

Ein weiterer heikler Punkt ist der Wurzelschnitt. Er ist dann notwendig, wenn zu lange Wurzeln bereits vorhanden sind, die bei der Pflanzung zu einer Stauchung führen. Eine Stauchung ist aber eine Wurzelverletzung und verringert somit die Vitalität. Aber auch beim Wurzelschnitt ist Vorsicht geboten: Einige Arten wie die Lärche vertragen keinen zu starken Schnitt. Pfahlwurzeln sollen gar nicht beschnitten werden, da sie nur schlecht regenerieren. Durch den Wurzelschnitt besteht die Gefahr des Ausfalls, es wird zumindest die Vitalität vermindert. Deshalb soll der Wurzelschnitt möglichst unterlassen werden, ist er unbedingt notwendig, dann sollen nur überlange, einzelne Wurzeln abgeschnitten werden. Die Schnittführung muss dabei sauber erfolgen, d.h. mit einem einzigen Schnitt soll die Wurzel gekürzt werden. Pflanzen, die ein zu umfangreiches Wurzelwerk haben, sind notfalls auszusortieren.

Jungfichte

Haben die Jungbäume eine Höhe von 1,3 m überschritten so gilt die Verjüngung als gelungen.

Fazit Aufforstung

Die Pflanzung erfolgt vor allem auf Schlägen, kann aber auch unter lichtem Schirm eines Altbestandes durchgeführt werden, was allerdings selten gemacht wird. Sie eignet sich auch stellenweise zur Nachbesserung von Naturverjüngungen oder Saaten, wenn diese nicht erfolgreich waren.

Die Aufforstung hat den Vorteil, dass sie im Vergleich zu Naturverjüngung und Saat sicherer ist. Die bereits entwickelten Jungpflanzen sind konkurrenzfähiger gegenüber Gräsern und Kräutern. Früher wurde als wesentlicher Vorteil der Pflanzung der Altersvorsprung und die damit verbundene Zeitersparnis gegenüber der Saat angeführt. Bei Produktionszeiträumen von oft über 100 Jahren kann dies aber – speziell im Kleinwald, der nicht laufend genutzt wird – nicht mehr als Argument für die Pflanzung gesehen werden.

Als wichtigste Nachteile sind die hohen Kosten und der große Arbeitsaufwand zu nennen, ebenso die Gefahr, dass die Pflanzen beim Setzen beschädigt wurden und sich nicht entwickeln.