Wuchshüllen

 

Wuchshüllen

Belüftete bieten gegenüber unbelüfteten Wuchshüllen deutliche Vorteile Foto: Spanenberg

Seit vielen Jahren werden Wuchshüllen zum Schutz vor Wildverbiss und bedrängender Konkurrenzvegetation verwendet. Die Bäumchen wachsen auch schneller durch die Wuchshüllen. Für den richtigen Einsatz muss jedoch bekannt sein, wie Wuchshüllen wirken, wie sie richtig angebracht werden und wo ihre Grenzen liegen. Inzwischen existiert in Europa eine fast unüberblickbare Schar von Produkten: Im Internet und in Versandkatalogen finden sich etwa 50 verschiedene Hüllentypen. Was ist für den Waldbesitzer bei der Auswahl zu beachten?

Funktionsweise

Das Bauprinzip der Wuchshüllen hat sich nicht verändert, seit sie erstmalig 1979 verwendet wurden. Wuchshüllen bestehen aus transparenten, stabile Hohlkammerfolien, die aus Polypropylen oder Polyethylen gefertigt werden. Inzwischen sind die meisten Wuchshüllentypen mit Belüftungslöchern versehen. Die Löcher befinden sich an den Wänden im unteren Drittel. Die Pflanzen gedeihen dadurch besser, weil Kohlendioxid, Luftfeuchte und Lufttemperatur ein wachstumsförderliches Niveau erreichen. Zurzeit entwickeln Hersteller Wuchshüllen mit garantierter Mindesthaltbarkeitsdauer. Ist diese abgelaufen, zersetzen sich die Hüllen durch die natürliche UV-Strahlung rückstandslos und rasch. Die Anzahl von Wuchshüllen könnte zukünftig stark durch seltene Baumarten steigen, die als Reaktion auf den Klimawandel gepflanzt werden, den Umbau von Nadelbaumbeständen und die nesterartige Begründung von Forstkulturen.

Kambiumschäden und Wurzelbildung an Bergahorn durch ungenügendes Aufplatzen der Wuchshülle. Foto: Hein.jpg

Warum Wuchshüllen verwenden?

Der wichtigste Grund für den Einsatz von Wuchshüllen ist der vielerorts hohe Wildstand. Hier gibt es offene Fragen und kritische Stimmen:

  • Ist die Verwendung von Wuchshüllen ein Kniefall oder gar eine Bankrotterklärung des Waldbaus gegenüber der Jagd?
  • Gibt es überhaupt Vorteile im Vergleich zu bisherigen Schutzmöglichkeiten?
  • Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Ursprünglich sollten Wuchshüllen dem Schutz der Pflanzen vor dem Verbiss durch Weidetiere dienen. Doch es gibt weitere Vorteile wie z.B. das beschleunigte Höhenwachstums, die geringe Spätforstgefahr oder auch die Möglichkeit kleinere Pflanzensortimente zu setzen.

Bei der Auswahl von Wuchshüllentypen sollte insgesamt beachtet werden:

  • Wuchshüllen mit Belüftungslöcher sollten benutzt werden, um optimale Wachstumsbedingungen im Inneren zu schaffen
  • Wuchshüllen sollten doppelwandig sein, um die zuweilen heißen äußeren Schutzwände von den empfindlichen Blättern fern zuhalten (Gefahr des Abwelkens)
  • Der obere Rand von Wuchshüllen sollte nach außen gebogen sein, damit sich die herauswachsenden Triebe sowie das Stammholz bei Windbewegungen nicht abscheuern.
  • In wenig belichteten Verhältnissen, z.B. unter Schirm sind transparente Wuchshüllen oder offene Gitterhüllen sinnvoll.

Eiche in Wuchshülle unter Eichenschirm leidet unter mangelnder Verfügbarkeit von Licht. Foto: Hein

Korrekte Montage

Bei der Montage von Wuchshüllen muss echte Facharbeit geleistet werden:

  • Wuchshüllen müssen stabil im Boden verankert werden, um z.B. Schäden durch Mäuse zu vermeiden.
  • Geflechtartige Gitterhüllen sind meist etwas günstiger, sie sind in ihrer Form jedoch instabil und haben wenig Bodenkontakt, außerdem haften oft die Ranken der Konkurrenzvegetation daran
  • Auf das Zubehör darf nicht vergessen werden: Kabelbinder, Verstärkungsringe und Befestigungsstäbe (Robinie und Eiche eignen sich gut wegen der benötigten Dauerhaftigkeit)
  • Besonders die Befestigungsstäbe müssen trocken gelagert werden, um den Transport auf die Fläche ergonomisch zu gestalten, das Gewicht und Volumen der Materialbewegung ist auf größeren Flächen beträchtlich
  • Ein Pfahlüberstand von ca. 10 cm stabilisiert die Netzgeflechte und ermöglicht bei der späteren Kontrolle ein leichtes Nachschlagen
  • Bei späteren Kontrollarbeiten ist der gerade Stand zu prüfen ebenso wie die Konkurrenzvegetation zu entfernen, die sich über die Hülle gelegt hat oder in der Wuchshülle mit aufgewachsen ist
  • Bei der Einsatz- und Kostenplanung sind bereits der Abbau und die fachgerechte Entsorgung von nicht zersetzten Wuchshüllen zu berücksichtigen.

 

Gekrümmter Terminaltrieb an Buche durch zu geringen Hüllendurchmesser. Foto: Hein

Wirkung von Wuchshüllen

Auf welche Weise die Wuchshülle die Pflanze beeinflusst und einwirkt, konnte erst nach längeren Studien festgestellt werden. Zudem muss zwischen Wuchshüllen ohne bzw. mit Belüftung (zumeist als lochförmige Ausstanzungen umgesetzt) unterschieden werden. Heute sind nur noch belüftete Wuchshüllen zu empfehlen. An diesen ist eine Steigerung des Höhenzuwachses nachweisbar, ohne dass das Wachstum des Schaftdurchmessers und der Wurzeln übermäßig absinkt. Das Wachstum in Hüllen wird durch die Verfügbarkeit von Licht und CO2, sowie die Regulierung von Temperatur und Luftfeuchte gesteuert.

  • Licht: Die für die Pflanzen nutzbare Strahlung ist je nach Exposition, Lage im Relief sowie Farbe und Transparenz des Hüllentyps um ca. 50% reduziert. Trotzdem wachsen die Pflanzen auf der Freifläche ausreichend, wo sie nicht beschattet werden. Der Einsatz von Wuchshüllen unter einem lichten Kronenschirm kann jedoch bei lichtbedürftigeren Baumarten bereits zu einem kümmernden Wachstum führen.
  • CO2: In belüfteten Wuchshüllen findet durch den leichten Luftstrom keine Mangelversorgung mit Kohlendioxid statt, das für die Photosynthese benötigt wird.
  • Lufttemperatur: Die mittägliche Temperatur ist in der Hülle je nach Bauweise um bis ca. 5° (belüftet) oder bis ca. 10° C (unbelüftet) erhöht. Als positive Folge treiben die Pflanzen einige Tage früher aus und können auch dadurch im Innern der Hülle längere Jahrestriebe erreichen. Ein Verwelken findet jedoch nicht statt.
  • Luftfeuchte: Die relative Luftfeuchte ist in Wuchshüllen mit Belüftungsöffnungen der Situation außerhalb der Hülle angenähert. Es kommt somit nicht oder weniger zu überfeuchten Situationen mit erhöhter Gefahr von Pilzbefall.

Pflanzen in belüfteten Wuchshüllen zeigen damit keine Stabilitätsprobleme bei ihrem Herauswachsen.

Zaun oder Wuchshüllen?

Um Vergleiche mit flächigem Schutz vor Wildverbiss zu ermöglichen, ist jedoch die Anzahl der zu schützenden Bäumchen auf der Kulturfläche, die Notwendigkeit des Abbaus der Wuchshüllen nach Gebrauch, sowie die Länge des Zaun zu kennen, mit der ein Hektar Kultur geschützt werden soll. Bei einer Pflanzenzahl zwischen 650 bis 1800 Stück/ha schneiden Wuchshüllen gegenüber dem Zaun kostengünstiger ab. Entsprechend werden zuweilen Wuchshüllen nur dort empfohlen, wo Kulturen mit geringen Stammzahlen begründet werden: wie z. B. mit Lärche, Douglasie oder Eichentrupppflanzungen. Stets sollten jedoch kleine Pflanzsortimente verwendet werden (z.B. 1 jährige Eichensämlinge), um durch diese Kosteneinsparung gegenüber größeren Pflanzen den finanziellen Mehraufwand durch die Hüllen etwas abzupuffern.

Neben den reinen Kosten sind jedoch auch die jeweiligen Vorteile von Zäunen bzw. Wuchshüllen zu berücksichtigen. Etwa die Notwendigkeit des Schutzes der Begleitbaumarten, die der Zaun bietet. Bei Wuchshüllen ist der Kulturaufwand bis zu 50 % geringer, die Wuchsbeschleunigung sowie die verfügbare Äsungsfläche größer.

Wuchshüllen müssen rechtzeitig wieder entfernt werden, ansonsten ist der ganze Schutz obsolet.