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Wurzelschnitt

Anweisung für den Wurzelschnitt. Quelle: WSL

Wurzeln: Lebensadern der Bäume

Mit den Wurzeln fängt alles an: Bevor noch ein Keimling Spross und Blätter entwickelt und zu einem Baumriesen heranwachsen kann, müssen seine gesunden Wurzeln fest im Boden verankert sein, um Wasser und Nährstoffe aufnehmen zu können. Deshalb müssen Sie bei Aufforstungen besonders Acht geben auf die Wurzeln. Einer der häufigsten Pflanzfehler ist ein schlecht angesetzter Wurzelschnitt.

Was die Wurzel tut

Die Wurzel ist ein eigenständiges Organ der Forstpflanze, hat aber in ihrer Entwicklung viele Parallelen zum Spross. Die unterirdische Masse an Feinwurzeln muss die oberirdischen Teile – Spross und Blätter – versorgen. Sollte ein Wurzelschnitt notwendig werden, so ist grundsätzlich nur mäßig und nur dort zu schneiden, wo dies unbedingt notwendig ist. Die wichtigste Funktion der Wurzel ist es, Nährstoffe aufzunehmen und zu speichern. Daneben leiten die Wurzeln auch das Bodenwasser an den Spross weiter. Die Wurzeln sind auch wichtig für die Stabilität, da sie die Forstpflanze im Boden verankern. Bei ungestörtem Wachstum erschließt sie den weiteren Lebensraum und damit Nährstoffe und Wasservorräte für den Baum.

Kriterien für den Wurzelschnitt

Notwendige Wurzelschnitte müssen Sie mit Vorsicht und Sorgfalt durchführen. Mehr als 25 % der Wurzelmasse sollten Sie nicht entfernen. Wurzeln, die dicker sind als 4 mm, sollten Sie nicht beschneiden. Schnittmaßnahmen, welche die Funktion der Wurzel einschränken, wie ein zu starker Rückschnitt der Hauptwurzeln, sollten unterbleiben. In manchen Fällen ist es aber unerlässlich, die Wurzeln zu kürzen. Forstpflanzen wachsen unter hervorragenden Bedingungen heran. Als Resultat des guten Keimbettes bilden viele Jungpflanzen lange Seitenwurzeln aus. Diese überlangen Seitenwurzeln müssen Sie unbedingt kürzen, da sie sonst bei der Pflanzung beschädigt werden. Ein beschädigtes Wurzelsystem kann den jungen Baum aber nicht mehr ideal versorgen. Bei manchen Pflanzen sind auch die Tiefwurzeln noch nicht gekürzt worden, diese sind ebenfalls abzuschneiden. Beim Wurzelschnitt müssen Sie aufmerksam und vorsichtig vorgehen. Am besten verwenden Sie eine scharfe Gartenschere, mit der die Wurzeln bereits mit dem ersten Schnitt durchtrennt werden können. Sie müssen so schneiden, dass die Druckstelle nicht an der verbleibenden Wurzel entsteht. Beim Wurzelschnitt dürfen aber keine großen Verletzungen entstehen. Je kleiner insgesamt die Fläche an der Schnittstelle ist, umso mehr entwickelt sich eine neue, stabile, tiefwachsende Wurzel. Bei großen Schnittflächen entwickeln sich hingegen viele kleine Wurzeln, die nicht so weit in die Tiefe wachsen. Der Zeitpunkt des Wurzelschnitts hängt davon ab, wie viele Pflanzen Sie bearbeiten müssen. Handelt es sich nur um einige wenige, dann können Sie die Wurzeln unmittelbar vor der Pflanzung beschneiden. Wenn mehr als ein Drittel der Pflanzen gekürzt werden sollen, ist es sinnvoll, den Schnitt durchzuführen, noch bevor Sie die Pflanzlade befüllen, in der die Pflanzen zwischengelagert werden. Bei der Wahl der Pflanzlade sollten Sie eine professionelle Tragetasche wählen, wie Sie im Fachhandel angeboten wird. Gequetschte oder verletzte Wurzelstränge schneiden Sie oberhalb der beschädigten Stelle ab. Wird die Schnittstelle aber zu groß, so ist am sinnvollsten, die Pflanze auszusortieren. Der beste Wurzelschnitt ist der, der vermieden werden kann: Ist das Pflanzloch zu klein, so liegt die Lösung darin, dieses auf die tatsächliche Größe des Wurzelballens zu vergrößern. Denn wird die Wurzelmasse zu klein, so sind die Wurzeln nicht in der Lage, den Spross ausreichend zu versorgen. Außerdem wird der natürliche Aufbau des Wurzelwerks gestört. Als Resultat pflanzt man einen Baum, der durch sein schlechtes Wurzelwerk dahinkümmert und spätestens bei der ersten Durchforstung ausscheidet – da hätte man sich gleich den Aufwand der Pflanzung sparen können. Daher gilt: Die Wurzel darf nicht für ein ungeeignetes Pflanzverfahren zurechtgestutzt werden. Noch vor Beginn der Pflanzung sollten Sie sich überlegen, welches Pflanzverfahren für Ihr Pflanzenmaterial die geeignetste Methode ist. Unter anderem können Sie in der Forstschule, von der Sie ihre Pflanzen beziehen, um Rat fragen nach dem geeigneten Pflanzverfahren.