Robinie

Ob die Robinie eine Gefahr für den heimischen Wald ist oder doch eine Chance für den modernen Waldbau ist noch nicht entschieden. Foto: Chris Evans/bugwood.org

Weltweit betrachtet hat die Robinie (Robinia pseudoacacia)einen hohen Stellenwert: Sie ist neben den Eukalyptus- und Pappelarten die am häufigsten in Plantagen kultivierte Laubbaumart. Sehr geringe Ansprüche an die Bodenverhältnisse, ein schneller Wachstumsverlauf und vielseitig einsetzbares Holz kennzeichnen diese Baumart. Trotz dieser zweifellos positiven Eigenschaften steht die Robinie häufig im Mittelpunkt der Kritik von Seiten des Naturschutzes, aber auch Teilen der Forstwirtschaft.

Die Robinie kommt ursprünglich aus dem östlichen Nordamerika und wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach Europa eingeführt, wobei sie anfänglich wegen ihrer Schönheit als Zier- und Alleebaum eingesetzt wurde. Erst später entdeckte man ihre speziellen Holzeigenschaften und nutzte sie auch für stoffliche und energetische Zwecke. Nennenswerte Robinienflächen in Europa gibt es in Ungarn, wo die Lichtbaumart einen Anteil von ca. 20 % der Waldfläche ausmacht. Hier gibt es auch gezielte Züchtung, Sortenforschung und Saatgutanerkennung. In Österreich beschränken sich Robinienvorkommen auf die östlichen Bundesländer, wobei sie vor allem trocken-warme Waldgesellschaften und Waldränder bevorzugt besiedelt. Laut der letzten österreichischen Waldinventur macht der Anteil der Robinie lediglich 0,2 % aus. Im deutschsprachigen Raum wird sie aufgrund der Ähnlichkeit ihrer Blätter mit jenen der Akazie allgemein als „falsche Akazie“ bezeichnet.

Die Robinie ist ein 20 bis 30 m hoher sommergrüner Baum mit wechselständig angeordneten, unpaarig gefiederten Blättern und tief gefurchter graubrauner Rinde. Die Robinie bevorzugt leicht durchdringbare Böden ohne Staunässe. Die Böden sollten locker, gut durchlüftet und eher trocken sein. Die Robinie ist sehr anspruchslos bezüglich Nährstoffausstattung und Bodenfeuchte, auch hoher Kalkgehalt stellt kein Problem dar. Sie hat die Fähigkeit, mit ihren Wurzelknöllchenbakterien Luftstickstoff zu binden und besiedelt daher gut Problemstandorte wie Sandböden, Ödlandflächen und Bergbaufolgelandschaften. Gegen Hitze und Dürre ist die Robinie weitgehend unempfindlich. Sie ist eine sehr schnell wachsende Lichtbaumart, die in kurzer Zeit erstaunliche Höhen erreicht. Auf einer Versuchsfläche im Weinviertel konnte das Institut für Waldwachstum und Waldbau des Bundesforschungszentrums für Wald die Entwicklung unterschiedlicher Robinienherkünfte beobachten. Eine mittlere Höhe von ca. 10 m nach nur fünf Vegetationsperioden unterstreicht das rasche Wachstum in der Jugend. Nach zehn Vegetationsperioden wurde eine mittlere Höhe von 14 m erreicht. Die mittleren Brusthöhendurchmesser entwickeln sich nicht ganz so „rasant“ wie die Höhen, sind aber mit 9,5 cm nach fünf Jahren und 14 cm nach zehn Jahren immer noch beachtlich.

Es ist aber möglich, auch mit der Robinie Wertholz zu produzieren. Notwendig sind dafür geradschaftige Herkünfte und ein zielgerichtetes Pflegekonzept. Reihenabstände von 2,5 bis 3,0 m und Abstände in den Reihen von 2,0 bis 1,5 m (ca. 2000 – 2200 Pflanzen pro Hektar) haben sich bewährt. Bei einer Höhe von etwa 8 bis 10 m werden 120 – 150 Z-Bäume im durchschnittlichen Abstand von ca. 8 m ausgewählt und von ihren Bedrängern im Kronenraum freigestellt. Astungsmaßnahmen und Formschnitte können entscheidend zur Wertsteigerung beitragen. Zieldurchmesser von 35 – 40 cm sind mit einer Umtriebszeit von 40 – 50 Jahren zu erreichen. Vitalität und Zuwachs lassen nach etwa 50 – 60 Jahren stark nach.

Rinde der Robinie. Foto: Davis Syndor/bugwood.org

Die Robinie kann auch im Niederwaldbetrieb auf extensive Weise bewirtschaftet werden. Dabei vermehrt sich die Robinie vegetativ, durch Ausschlag der Wurzeln. Somit kann Energieholz produziert werden, wofür kaum Pflege benötigt wird. Die Umtriebszeit liegt bei etwa zehn Jahren. Aufgrund hervorragender Wuchs- und Holzeigenschaften scheint die Robinie auch zur Energieholzproduktion in Kurzumtriebsplantagen (2 – 4 Jahre Rotation) geeignet zu sein.

Obwohl die Robinie für die Forstwirtschaft eine attraktive Baumart darstellt und bei einer zukünftigen Klimaerwärmung zusätzlich an Bedeutung gewinnen könnte, kann sie aus Naturschutzaspekten als problematisch betrachtet werden. Ihre Fähigkeit zur Stickstoffbindung gleicht einem Düngeeffekt. Durch diesen verändert sich die Artenzusammensetzung des Standorts. Begünstigt durch ihre außerordentliche vegetative Vermehrungskraft (Stockausschläge und Wurzelbrut) unterwandert die Robinie Waldbestände. Betroffen sind davon vor allem lichte Eichenmischwaldgesellschaften. Hat sie sich erstmal etabliert, werden heimische Baumarten konsequent verdrängt.

Der forstliche Umgang mit der Robinie sollte daher sorgfältig durchdacht und räumlich klar begrenzt sein. Ein Plantagenwaldbau auf Grenzertragsböden oder stillgelegten landwirtschaftlichen Flächen würde sich anbieten. Auf Robinienanpflanzungen im Bereich gefährdeter Biotoptypen, wie zum Beispiel Magerrasen-Standorte, oder im Grenzbereich zu Naturschutzgebieten sollte jedenfalls verzichtet werden.