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Gründe für die Waldverjüngung

Kahlschlag

Kahlflächen wiederzubewalden, die durch Borkenkäfer entstanden sind, wird eine der Hauptaufgaben der Waldwirtschaft für die nächsten Jahrzehnte sein.

Die Einleitung einer Verjüngung ist mit Zeit und Kosten verbunden und sollte daher nur dann durchgeführt werden, wenn es dafür Anlässe gibt. Gerade im Kleinwald sind immer wieder Pflanzungen zu beobachten, für die es keine echte Notwendigkeit gibt, weil etwa ausreichend Naturverjüngung vorhanden ist oder der Bestand verhältnismäßig jung ist. Bevor man sich also mit dem Projekt Waldverjüngung auseinandersetzt, ist anhand einiger Fragen zu prüfen, ob eine Verjüngung notwendig ist bzw. Sinn macht oder zur reinen Fleißaufgabe wird.

Wirklich zu alt?

In der Waldwirtschaft ist man bestrebt, in möglichst kurzen Zeiträumen Holz zu produzieren. Je nach Baumart beträgt eine Umtriebszeit 80 (Fichte) bis 140 (Eiche) Jahre. Mit zunehmendem Alter verringert sich auch der Bestandszuwachs. Aus diesen beiden Gründen sehen viele Forstleute Bestände über 100 Jahre als überaltert an. Mit Ausnahme der Pionierbaumarten Birke, Pappel und Weide werden heimische Baumarten aber mindestens 200 Jahre alt. Einige Arten wie Eiche oder Linde sind sogar extrem langlebig und können über 800 Jahre alt werden. Natürlich soll der Landwirt jetzt nicht mit Holzernte und Verjüngung zuwarten, bis ein Baum in seinen letzten Zügen liegt. Aber es gilt zu unterscheiden zwischen überaltert und erntereif. In einem hundertjährigen Bestand muss daher nicht zwangsweise gepflanzt werden, und dem Landwirt bleiben noch einige Jahre Zeit, um die Bäume zu fällen. Sind die Holzpreise aktuell schlecht oder ist die Nachfrage aufgrund einer Kalamität sehr schwach, dann können die Bäume in einem gesunden Bestand noch weiterwachsen. Ausnahmen sind chronisch kranke Wälder wie aktuell durch das Eschentriebsterben sowie Fichtenaufforstungen auf ehemaligen Ackerflächen: Solche Bestände sind anfällig gegenüber der Rotfäule und sollten daher spätestens im Alter um die 80 Jahre geerntet werden.

Umstände, die eine Verjüngung notwendig werden lassen:

Bestockung/Beschirmung unter 50 %

Der aktuelle Bestand verfügt über eine zu geringe Anzahl an Bäumen. Es ist daher notwendig, eine neue Baumgeneration anzusiedeln.

Ende der Umtriebszeit erreicht

Der Bestand hat sein Umtriebsalter erreicht, und der Waldbesitzer hat vor, den gesamten Bestand per Kahlschlag zu nutzen.

Bestandsumbau notwendig (falsche Baumart)

Eine unerwünschte Baumart dominiert den Bestand und verschlechtert die Standortsbedingungen so sehr, dass ein Baumartenwechsel notwendig ist.

Flächiger Zusammenbruch der Fläche aufgrund des Baumalters

Die Bäume haben ihr biologisches Höchstalter erreicht und sterben flächenweise ab (über 30 % auf der Fläche).

Keine wüchsige Unterschicht vorhanden

In lockeren Beständen, bei denen ausreichend Licht auf den Boden kommt, wächst eine zweite Schicht an Bäumen heran. Vor allem schatttolerante Baumarten wie Buche oder Tanne wachsen gut unter Schirm heran. Aus verschiedenen Gründen kann aber diese Schicht fehlen, etwa weil der Bestand zu dicht ist und zu wenig Licht auf den Boden dringt oder Verjüngungshemmnisse vorliegen.

Schadereignis, dem mehr als 40 % der Stämme zum Opfer gefallen sind

Windwurf, Schneebruch, Insektenbefall oder Überschwemmung: Mehr als ein Drittel der Bäume sind aus dem Bestand ausgeschieden, so dass es notwendig ist, eine neue Baumgeneration zu etablieren.

Nichtwaldfläche (Acker, Wiese, Alm), die in Wald umgeformt werden soll

Eine ehemalige landwirtschaftliche Fläche soll in Wald umgewandelt werden.

Früheres Verjüngungsprojekt war nicht erfolgreich

Hierbei ist es wichtig, herauszufinden, warum die Verjüngung nicht erfolgreich war (etwa durch Wildverbiss) und dieses Verjüngungshemmnis zu beseitigen, ansonsten wird auch der neuerliche Versuch der Verjüngung wieder misslingen.

Keine ausreichende Naturverjüngung auf der Fläche vorhanden

Das Fehlen von Naturverjüngung kann verschiedenste Gründe haben: So können die umliegenden Bäume etwa zu jung sein, um Samen auszubilden. Auch können die Samen von Tieren wie Mäusen oder Wildscheinen vertilgt worden sein, sodass sich eine Naturverjüngung nicht etablieren konnte. Der häufigste Grund ist aber ein dichtes Kronendach, durch das zu wenig Licht auf den Boden fällt und selbst schattertragende Baumarten nicht heranwachsen können.

Gewünschte Baumart fehlt in der Naturverjüngung

Die Naturverjüngung ist normalerweise ein guter Zeiger für die Baumartenwahl. Baumarten, die es schaffen, sich natürlich und ohne menschliche Hilfe anzusiedeln, sind normalerweise standortstauglich, vorausgesetzt, sie kommen nicht nur vereinzelt vor. In Regionen, in denen der Anteil an standortsfremden Baumarten (Fichte) jedoch sehr hoch ist, kann es passieren, dass sich diese Baumarten mangels Konkurrenz von standortstauglichen Baumarten auch natürlich verjüngen. Vor allem der Fichte gelingt dies häufig, da es oft große Waldflächen gibt, die nur mit Fichte bewachsen sind. Zudem ist die Fichte eine sehr anspruchslose Art und gedeiht in der Jugend auch auf Standorten, die im höheren Alter für sie nicht geeignet sind.

Eine Waldverjüngung soll nur dann eingeleitet werden, wenn es dafür Gründe gibt. Foto: Kennerth Kullmann/shutterstock