Für den Notfall im Forst vorbereiten

Bei Unfällen im Wald geht’s es meist um Leben und Tod. Deshalb sollten sich alle Beteiligten schon vorab Gedanken machen was in dieser Extremsituation zu tun ist.

Unfälle passieren nicht, Unfälle werden verursacht. So lautet ein Leitspruch für die sichere Arbeitsgestaltung. Im Wald ist die Unfallgefahr besonders hoch, da viele Faktoren zusammenkommen:

  • Schwieriges Terrain
  • Arbeit mit Maschinen, die schwere Verletzungen verursachen können
  • Enorme Lasten (Bäume, Stämme), die ein Mensch körperlich nicht bewältigen kann
  • Anstrengende Arbeit über längere Zeit, die Konzentration benötigt

All diese Faktoren stellen Gefahren dar. Deshalb ist die Waldarbeit auch ein Bereich, in dem besonders viele, und darunter vor allem schwere, Unfälle passieren. Die Folge davon sind Verletzungen mit langfristigen Folgewirkungen (Einschränkung des Bewegungsapparats, Verlust von Körperteilen) und in manchen Fällen sogar der Tod.

Notfallplan entwerfen

Hand aufs Herz: was wissen Sie noch über Erste Hilfe? Bei vielen ist der letzte Erste-Hilfe-Kurs schon einige Jahre her, deshalb gilt es diesen wiederaufzufrischen. Ein Nachmittag lang Kurs ist ein geringer Preis dafür einem nahestanden Menschen das Leben retten zu können. Leider ist es gerade in bäuerlichen Betrieben immer noch sehr verbreitet, dass alleine im Wald gearbeitet wird.

Diese Paramedic Wandtasche enthält alles was für den Notfall benötigt wird. Mit Klick auf das Bild zum Webshop.

Dadurch können selbst leichte Unfälle tödlich ausgehen, wenn etwa der Landwirt mit eingeklemmten Fuß eine sternklare Winternacht im Freien verbringen muss. Daher: auch wenn die eigentliche Arbeit lieber allein erledigt wird, unbedingt eine Aufsichtsperson – die sich selbstverständlich mindestens 1 ½ Baumlängen entfernt befindet – mitnehmen. Die Aufsichtsperson ist es auch, die das Mobiltelefon einsatzbereit (voll aufgeladener Akku) bei sich trägt und auch weiß an welcher Stelle im Wald das Mobilnetz verfügbar ist. Ein Teil der persönlichen Schutzausrüstung ist das Erste-Hilfe-Paket, das am Mann getragen wird. Aber auch im Forsttraktor muss sich ein Erste-Hilfe-Kasten befinden.

Start

Der Start kann auch im Stehen erfolgen, indem die Motorsäge zwischen die Beine geklemmt wird. Luftstart sind aufgrund ihrer großen Unfallgefahr stets zu unterlassen.

Nicht helfen ist falsch

Jeder kann Erste Hilfe leisten! Aber traut es sich im Ernstfall auch jeder zu? Aus Unsicherheit wagen es viele Menschen im Notfall nicht. Doch Nichtstun ist in solchen Situationen der einzig echte Fehler, den man machen kann. Im land- und forstwirtschaftlichen Bereich ist der Ersthelfer sehr oft auf sich alleine gestellt. Schnelles und sicheres Handeln helfen Verletzungsfolgen zu lindern oder sogar Leben zu retten.  Die Aufgabe des Ersthelfers besteht darin, den Notruf abzusetzen und den Verletzten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu versorgen. Dem Ersthelfer muss bewusst sein, dass der Schaden bereits eingetreten ist. Jede Versorgung kann die Lage nur verbessern bzw. die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte überbrücken. Ersthelfer können sich am leichtesten an Leitsymptomen orientieren. Offensichtliche Verletzungen wie Blutungen oder Schwellungen stechen natürlich zuerst ins Auge. Wichtig ist es aber Lebenszeichen festzustellen. Ist der Verletzte bei Bewusstsein? Ist eine normale Atmung feststellbar? Den erkennbaren Verletzungs- bzw. Erkrankungsmustern folgend sind einfache Maßnahmen zu setzen. Das Mindeste was ein Ersthelfer tun muss, ist einen Notruf abzusetzen. Zunächst muss bei aller Nervosität, die ein Unfall mit sich bringt, eine Notrufnummer gewählt werden. Um Verwirrungen zu vermeiden, bietet sich der EURONOTRUF 112 an. Bei Mobiltelefonen lässt sich die Verbindung mit dieser Notrufnummer leichter herstellen. Die Notrufzentrale ist auf die Aussagen des Ersthelfers angewiesen. Je präziser die Beschreibung der Unfallsituation, umso schneller und effizienter kann geholfen werden.

Durch das Aufbäumen von Traktoren kann es zu schweren Unfällen kommen. Foto: Biastec

Retter richtig einweisen

Neben dem unwegsamen Gelände liegt die größte Schwierigkeit für die Rettungskräfte darin, möglichst rasch den Unfallort zu finden. Selbst ortskundige Sanitäter können im unübersichtlichen Wald an ihre Grenzen stoßen, und viele Forstunfälle endeten deshalb tödlich, weil das Eintreffen des Notarztes zu lang gedauert hat.

Um eine sichere und zügige Rettung zu gewährleisten wurde bereits in den 1990er Jahren die Rettungskette Forst etabliert. Ein wesentlicher Bestandteil sind die forstlichen Rettungspunkte. War die Rettungskette Forst ursprünglich vor allem ein Projekt der staatlichen Forstbetriebe, beteiligen sich mittlerweile immer mehr private Waldbesitzer daran. Wegen der föderalen Struktur gibt es aber leider noch keine Einheitlichkeit: nicht nur von Bundesland zu Bundesland, auch innerhalb der Länder wird das Konzept unterschiedlich umgesetzt. So werden die Rettungspunkte unterschiedlich bezeichnet oder auf verschiedene Arten (Karten, Datensatz zum Download) veröffentlicht. Derzeit gibt es auch noch keine gesetzliche Grundlage für das Ausweisen forstlicher Rettungspunkte.

In Bayern sind im Staatswald die Bayerischen Staatsforste für die Rettungspunkte verantwortlich, im Kommunal- und Privatwald die Bayerische Forstverwaltung. Für die Wälder in Baden-Württemberg entscheiden wiederum die unteren Forstbehörden der Landkreise.

Der Rettungspunkt dient dem Ersthelfer als Treffpunkt mit den Rettungskräften. Keinesfalls soll versucht werden den Verletzten zum Rettungspunkt zu transportieren, schwere Folgeverletzungen können dabei die Folge sein. In dieser Extremsituation kann es rasch zur Panik kommen, deshalb sollte bei weiteren Entfernungen Markierungen gesetzt werden, damit der Verletzte auch wieder gefunden wird. Es wird davon abgeraten ein Feuer zu machen, da ein unbewachtes Feuer, so klein es auch sein mag, zu Waldbränden führen kann und die Gesamtsituation nur noch verschlimmert. Idealerweise sollten alle an der Holzernte beteiligten Personen vor jedem neuen Einsatz einmal den Weg zum Rettungspunkt abgehen und bereits bei diesem Probedurchlauf markante Stellen markieren. Hilfreich kann hier Klopapier sein, das, wenn es Bäume umwickelt ist, gut sichtbar ist, gleichzeitig aber bedenkenlos im Wald zurückgelassen werden kann da es innerhalb einiger Wochen zersetzt wird.

Webtipp: Die Übersichtskarte der Rettungspunkte in Bayern lässt sich auf der Homepage der Bayerischen Forstverwaltung finden unter http://www.stmelf.bayern.de/wald/waldbesitzer/038467/index.php.

Weiterführende Links:

Unfälle: Ursachen und Wirkungen

Die goldenen sechs Arbeitsregeln

Basiswissen Motorsägen