Wirtschaftlich durchforsten

Immer noch gibt es viele Bestände mit Durchforstungsrückständen. Gerade in Gebirgslagen scheuen Waldbesitzer die hohen Kosten. Muss aber jeder durchforstete Baum wirklich entfernt werden?

Die Durchforstung dient der Waldpflege: qualitativ schlechte und kranke Stämme sollen im Zuge der Durchforstung aus dem Bestand ausscheiden, damit der verbleibende Bestand sich besser entwickeln kann. Die Durchforstung dient also in erster Linie der Konkurrenzregulierung, nicht der Holzernte selbst. Gerade bei Erstdurchforstungen sind die Durchmesser gering, dafür aber umso arbeitsintensiver (Stück-Masse-Gesetz).

Rund 30 Minuten braucht ein geübter Motorsägenführer für das Fällen und Aufarbeiten eines Stammes mit 30 cm, für das Rücken zur 50 m entfernten Forststraße werden nochmals fast 20 Minuten benötigt. Die motormanuelle Fällung ist der vollmechanisierten deshalb unterlegen, weil ein Harvesterkopf in einem Arbeitsschritt den Stamm entastet und ablängt. Doch nicht überall sind Harvester verfügbar, gerade in schwierigerem Gelände kommen die Vollernter bald an ihre Einsatzgrenzen.

In den Wintermonaten können Harvester ihre Stärken ausspielen: neben der höheren Produktivität ermöglichen die starken Scheinwerfer auch die Arbeit in den frühen Abendstunden.

Muss Holz immer gerückt werden?

Bleibt also nur die motormanuelle Fällung über und die damit hohen Arbeitskosten, die eine Durchforstung bei schwachen Dimensionen rasch unrentabel werden lässt. Doch was passiert, wenn der Stamm nur gefällt wird und im Wald belassen wird?

Aus wirtschaftlicher Sicht fallen über 80 % der Holzerntekosten weg, denn die Fällung selbst ist im Vergleich zur Aufarbeitung und zur Rückung rasch durchgeführt. Auch aus waldbaulicher Sicht muss ein entfernter Stamm nicht unbedingt aus dem Bestand entfernt werden, als verbleibendes Totholz ist er sogar ein Wasserspeicher und ein potentielles Keimbett für zukünftige Baumgenerationen. Bleibt in Fichtenbeständen die Forstschutzfrage: doch auch da kann beruhigt werden. Wird die Durchforstung in den späten Herbsttagen bzw. in den Wintermonaten durchgeführt wo die Borkenkäfer inaktiv sind, so ist das Holz bis Anfang April derart trocken das es für die Borkenkäfer als Brutmaterial nicht mehr interessant ist. In Gebieten mit hoher Borkenkäferaktivität kann dieser Prozess noch beschleunigt werden indem man die Rinde anritzt.

Das Belassen von im Zuge der Durchforstung gefällter Stämme lässt also die Durchforstungskosten stark sinken. Bis zu welchem Durchmesser das Sinn macht entscheidet der jeweils aktuelle Holzpreis.

Wird nur gefällt und nicht aufgearbeitet und gerückt sinken die Holzerntekosten bis um 80 %.

Weiterführende Links:

Leistungsdaten von Forstmaschinen

Gründe für die Waldpflege

Gefahren bei der Motorsägenarbeit

Jungbestandspflege