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Die Fichte profitiert vom Wildverbiss

In vielen Bezirken ist der Einfluss des Wildverbiß so stark, dass nur die Fichte verjüngbar ist. Die Ursachen für die Problematik sind vielfältig und Handlungsbedarf ist vorhanden, Patentlösung gibt es aber keine.

Für viele Waldbesitzer ist es ein ebenso gewohntes wie tragisches Bild. Beim Kontrollgang der Verjüngung findet man viele junge Bäumchen, deren Haupt- und Leitriebe verbissen sind. Für Befürworter der Naturverjüngung ergibt sich die Situation, das sich nur Fichte (und in manchen Gebieten die Lärche) problemlos verjüngen lassen. Doch gerade in Zeiten des Klimawandels ist die Begründung von Mischbeständen, die widerstandsfähiger sind als Reinbestände, eine zentrale Aufgabe für die Waldbauern. Das mit der Fichte ausgerechnet die Baumart, deren Anteile man eigentlich verringern sollte, durch den Verbiss gefördert wird, verkompliziert die Situation noch zusätzlich.

Reh

Für den starken Anstieg der Rehwildpopulation ist vor allem das verbesserte Äsungsangebot sowie die milden Winter verantwortlich. Foto: Thost/pixeliod.de

Alamierende Verbisssituation

Das Bundesamt für Wald führt regelmäßig im gesamten Bundesgebiet Verjüngungsaufnahmen durch. Die Ergebnisse der letzten Aufnahmeperiode sind alarmierend. Rund 2 / 3 der Verjüngungsfläche im österreichischen Wald werden durch den Wildeinfluß in der Entwicklung und der Baumartenzusammensetzung stark beeinflusst. Verbiss, der über Jahre hinweg das Wachstum der Jungpflanzen stört, führt zu einer Bevorzugung einzelner Baumarten, in den meisten Fällen ist dies die Fichte. Allerdings ist auch die Fichte nicht gefeit vor Verbiss, die Nadelbaumart wird nur weniger gern vom Wild angenommen als etwa Ahorn oder Eiche. Wenn die Mutterbäume absterben und die Verjüngung durch ständigen Wildverbiß sich nicht entwickeln kann kommt es somit zu einer schleichenden Entmischung. Eine Entwicklung, die sich anhand der Ergebnisse des BFW mancherorts bereits beobachten lässt.

 

Baumart Fichte Tanne Lärche Kiefer Buche Eiche Hainbuche Esche Ahorn
Gefährdung in % der Bezirke mit Vorkommen 10 64 23 57 40 86 68 68 78

Info-Kasten: Welche Baumarten werden wie stark verbissen

Hausgemachte Probleme

Gerade die Kahlschlagwirtschaft fördert das Rehwild. Im Gegensatz zum ehemaligen Steppenbewohner Rothirsch, der über lange Distanzen flüchtet, bevorzugt das Rehwild Gebiete mit reichlich Deckung um sich nach kurzem Fluchtweg vor Bedrohungen verstecken zu können. Sehen und nicht gesehen werden lautet die Devise. Kahlschläge sind daher für Rehwild sehr attraktive Äsungsflächen, da die nahen Altbestände ein Rückzugsgebiet darstellen (Randlinieneffekt). Die schädliche Auswirkung des Verbisses wird auf einem aufgeforsteten Kahlschlag noch erhöht, da auf kleiner Fläche viel Äsung vorhanden ist. In kürzester Zeit kann ein einzelnes Reh eine komplette Aufforstung gefährden. Ein weiteres Problem der Altersklassenwälder sind die äsungarmen Bestandesstadien wie Dickungen und Stangenholz in denen kaum Licht auf den Boden dringt und somit keine Äsung für das Schalenwild vorhanden ist. Die Nahrungssuche konzentriert sich daher auf lichte Altbestände sowie auf Verjüngungsflächen.

Kahlschlag

Kahlschläge sind für Rehe besonders attraktiv, da reichlich Äsung und Deckung in unmittelbarer Nähe vorhanden sind.

Wie schützt man richtig?

Berücksichtigt man die Ergebnisse des Wildmonitorings, so ist es notwendig Verjüngungsflächen zu schützen. Man unterscheidet zwischen Einzelschutz und Flächenschutz. Einzelschutz bietet sich vor allem bei kleineren Nadelholzaufforstungen an. Beim Einzelschutz werden Präparate, die dem Wild den Verbiss vergällen, auf die Pflanze aufgebracht, oder es werden Schutzkappen angebracht, die den Leittrieb schützen sollen.  Flächenschutz sollte eher auf größeren Aufforstungen, bei Naturverjüngung und generell bei Laubholzverjüngungen (hohe Stammzahlen in der Jugend) angewandt werden. Beides stellt aber einen nicht unterschätzenden Aufwand für den Waldbesitzer dar.  Sind Einzelschutzmaßnahmen vor allem arbeitsaufwändig, so ist der Flächenschutz kostenintensiv. Eine 50 m Rolle Wildzaun kostet im Fachhandel etwa 150 €. Für eine Aufforstung von einem ha (400 m Randlinie) ergeben sich so Kosten nur für die Einzäunung von 1.200 €. Liegt der Waldbesitz in schwierigem Terrain, kommt noch ein gehöriges Maß an Schweiß hinzu.

Konsequenter Abschuss alternativlos

Wie oben erwähnt ist ein zu hoher Wildstand auch schon bei geringen Wilddichten möglich, wenn der Wald so gestaltet wurde, dass er sehr wildschadenanfällig ist und wenig Wild verträgt. Außer der Wilddichte spielt auch die Wildverteilung eine entscheidende Rolle. Wenn das Wild vermehrt in die schadenssensiblen Gebiete abgedrängt wird (ungünstig verteilter Jagddruck, andere Formen der Wildbeunruhigung), dann gibt es auch bei großflächig gesehen wenig Wild immer noch Probleme in diesen Schadenszentren. Allgemein überschätzt wird die Auswirkung eines generellen Fütterungsverbotes auf die Wildstandsreduzierung und Wildschadensminderung. Fütterungsverbot ist keine Alternative zum Abschuss, sondern bestenfalls eine hilfreiche Begleitmaßnahme in manchen Gebieten. Ohne ausreichend hohen Abschuss können Schalenwildbestände in unserer Kulturlandschaft nicht reguliert werden, egal ob mit oder ohne Fütterung. Am nötigen Abschuss führt kein Weg vorbei.

Reh

Aus falsch verstandenem Tierschutz darf nicht auf hohe Abschüsse verzichtet werden, sofern sie notwenig sind. Gleichzeitig darf sich die Jagd nicht durch den Trophäenkult von einem konsequenten Abschuss abhalten lassen.

Weiterführende Links:

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