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Sturmrisko senken mit dem richtigen Waldbau

Die Häufigkeit und Intensität von Stürmen nehmen zu. Durch gezielte waldbauliche Eingriffe kann man aber den eigenen Wald sturmfest gestalten.

Wie sich in Zukunft Sturmereignisse auswirken, kann man auch mit den derzeitigen Klimaprognosen nicht vorhersagen. Extreme Stürme wie Lothar und Kyrill werden immer wieder auftreten. An der Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos Sturm kann man nichts ändern und somit sind auch Windgeschwindigkeiten, Windrichtung und Zeitpunkt des Sturmereignisses unbeeinflussbar. Aber es gibt waldbauliche  Handlungsmöglichkeiten das Schadensausmaß zu verringern, um die Wälder “sturmfester” zu gestalten.

Monokulturen mit kurzen Kronen sind am meisten gefährdet.

Die wichtigsten Risikofaktoren

Baumart: Die Wahl der Baumart hat den größten Einfluss auf die Standfestigkeit. Im Falle eines Wintersturmes sind die kahlen Laubbäume weniger gefährdet als Nadelbäume. Fichte, Tanne und Douglasie sind die Baumarten mit dem höchsten Risiko, denn sie bieten mit ihren Kronen eine breite Angriffsfläche für den Wind. Auch eine Mischung mit andern Nadelbaumarten, wie z. B. Kiefer und Lärche kann einen Bestand stabilisieren. Ferner bildet die Fichte auf vernässenden oder tonigen Böden sowie bei zu engem Standraum in der Jugend sehr flache Wurzeln aus.

Baumhöhe und Alter: Neben der Baumart ist die Baumhöhe ein entscheidender Risikofaktor. Mit Zunahme der Höhe steigt die Sturmanfälligkeit. Ab einer Oberhöhe von 20 m nimmt die Gefährdung deutlich zu, ab ca. 30 m besteht ein gleichbleibend hohes Risiko. Auch mit zunehmendem Alter steigt das Risiko in den Beständen an. Der Schadensschwerpunkt in Fichtenwäldern lag beim Orkan “Lothar” im Alter der Bestände von 60-120 Jahren.

Bestandesstruktur: Die Bestandesstruktur ist ein beeinflussbarer Risikofaktor in der Sturmschadensprävention. Mehrschichtige strukturreiche Bestände sind stabiler als ein- oder zweischichtige Bestände. Durch die Stufigkeit entstehen feine Verwirbelungen, welche die Windlast am Baum und somit das Schadausmaß reduzieren. Der Plenterwald stellt einen optimalen Bestand dar, was auch Untersuchungen in der Schweiz nach Lothar zeigten. Neben den kleinflächig wechselnden Bestandesstrukturen, laufen im Plenterwald ständig Verjüngungsprozesse, die das Risiko vermindern, am Ende vor einer Kahlfläche zu stehen.

Durchforstung: Die Durchforstung eines Bestandes wirkt einige Jahre destabilisierend. Das Kronengefüge wird durchbrochen und die Stützfunktion benachbarter Bäume wird durch den Eingriff zeitweilig verringert. Vor allem Eingriffe in die herrschende Bestandesschicht haben einen deutlichen negativen Einfluss auf die Stabilität.

Weitere Faktoren: Des Weiteren wirken sich auch andere Faktoren auf das Sturmrisiko aus. Bäume mit Fäule werden öfter geworfen oder gebrochen als gesunde Bäume. Auch ist das Risiko für Bestände auf flachgründigen, vernässenden oder versauerten Standorten und dem daraus resultierenden schlechteren Grobwurzelwachstum erhöht. Bezüglich der Hangneigung und Exposition (Kuppenlage usw.) lassen sich keine genauen Aussagen treffen, da die Windstärke und Böen den größeren Einfluss auf das Schadausmaß haben und diese von Sturm zu Sturm variieren. Bei Lothar waren leicht geneigte Hänge genauso wie ebene Lagen und Kuppen von Sturmschäden betroffen.

Strukturierte Mischbestände sind äußerst stabil.

Was kann ich als Waldbesitzer tun?

Waldbaulichen Maßnahmen wirken nicht von heute auf morgen, sondern sie sind langfristig angelegt. Das Ziel müssen strukturreiche, standortgerechte Mischbestände sein. Vor allem die Beimischung von Laubbaumarten wie z. B. der Buche, senkt das Risiko. Ebenso wichtig ist Förderung und Sicherung der Naturverjüngung, sobald diese sich einstellt (Verbiss!). Vorteil der Naturverjüngung gegenüber gepflanzten Bäumen ist das bessere Wurzelwachstum, das die Stabilität positiv beeinflusst. In (Fichten-) Reinbeständen helfen Voranbauten (von Buche oder Tanne), um die fehlenden Mischbaumarten einzubringen. Mit einer gesicherten Naturverjüngung steht sozusagen die nächste Generation kostengünstig in den Startlöchern bereit, egal ob ein Sturm kommt oder nicht.

Neben Maßnahmen im Bestand kann auch durch die Gestaltung des Waldrandes Einfluss genommen werden. Dabei sollten Waldränder flach ansteigend und winddurchlässig aufgebaut werden.

Durch eine Standraumerweiterung in der frühen Jugend wird das Grobwurzelwachstum des Einzelbaumes gefördert und dessen Stabilität und die des Bestandes verbessert. Daher ist es wichtig, zeitig Z-Bäume festzulegen, und diese dann in einer frühen starken Durchforstung konsequent freizustellen und zu fördern. Spätere schwächere Durchforstungen erfolgen regelmäßig, wobei nicht in die herrschende Bestandesschicht eingegriffen werden sollte. Stammverletzungen, die eine Einstiegspforte für Pilze und Fäuleerreger bieten, sind durch eine saubere Waldarbeit zu vermeiden und beschädigte schlechtförmige Bäume aus dem Bestand zu entnehmen.

Das Risiko, durch Sturm geschädigt zu werden, wird durch die Nutzung hiebsreifer (Alt-) Bestände, gesenkt. Hohe Vorratshaltungen bedeuten auch ein höheres Schadausmaß und höhere Verluste, wenn die Nutzung vom Sturm und nicht vom Waldbesitzer bestimmt wird.

Mit diesen aufgeführten Maßnahmen wird der Wald nicht nur auf den nächsten Sturm sondern auch auf andere extreme Wetterereignisse oder Insektenkalamitäten vorbereitet. Bei den meisten Risiken steigt die Gefährdung des Waldes mit dem Alter und der Höhe der Bäume an. Man sollte daher die Strategie in der Waldbewirtschaftung wählen, die das Produktionsziel möglichst frühzeitig erreicht und damit auch das hohe Anpassungspotential der jungen Bestände ausnutzt.

Je länger die Krone ist, desto geringer das Risiko eines Windwurfs.

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