Ökonomisch hat die Fichte kaum Zukunft

Die Fichte war unbestritten die wichtigste Wirtschaftsbaumart in Mitteleuropa. Doch trifft das angesichts der starken Preisschwankungen überhaupt noch zu? Und wie sieht ihre Zukunft aus?

18 Euro pro Festmeter: Das war der Tiefstpreis für Fichtenholz innerhalb der letzten Holzmarktkrise. Ein Preisverfall der viele Waldbesitzer verzweifeln liess und sie an den Rand der wirtschaftlichen Existenz brachte. Mittlerweile hat sich der Preis kräftig erholt und geht steil nach oben. Allerdings stellt sich die Frage wann es den nächsten Preisverfall geben wird. Denn das dieses hohe NIveau für Fichtenholz anhält ist äußerst unwahrscheinlich und vor allem abhängig von der Witterung: sollten wieder Sommermonate wie 2018 und 2019 vorkommen wird der Fichtenpreis aufgrund der hohen Borkenkäferzahlen erneut fallen.

So zeigt der Betriebsvergleich für 2021 eine Fortsetzung der schwierigen Ertragslage für die Nadelholzbetriebe in Mitteleuropa. Mittlerweile sind davon auch Betriebe in höheren Lagen betroffen, weil auch hier die Kalamitäten intensiver ausfallen. Zwar war der Holzmarkt nicht so stark betroffen wie in den Vorjahren, trotzdem bedeuten die vielen ungeplanten Nutzungen einen Substanzabbau. Für die nächsten 30 Jahre ist auf diesen Flächen mit keinen nennenswerten Erträgen zu rechnen, im Gegenteil durch Wiederbewaldung und Kulturpflege werden noch Kosten entstehen. Unter diesem Gesichtspunkt rückt auch die Baumartenwahl in den Fokus: es müssen standortsgerechte und klimafitte Baumarten für die Wiederbewaldung verwendet werden, denn in der aktuellen schwierigen Lage kann sich kaum ein Betrieb eine erfolglose Wiederbewaldung leisten.

Aufgrund dieser permanenten Ungewissheit erfüllt die Fichte kaum mehr den Anspruch eine Brotbaumart zu sein: zu schadensanfällig ist die Gebirgsbaumart und die Schadholzpreise bereiten den Waldbauern Kopfzerbrechen. Einige Waldbesitzer hoffen auf bessere Zeiten, doch für viele Regionen sind diese nicht zu erwarten, ganz im Gegenteil.

Entwicklung des Fichtenpreis. Quelle: LK Österreich.

Gewinner und Verlierer

Unter einer Seehöhe von 800 m hat die Fichtenwirtschaft keine Zukunft, erklärte der Münchner Professor für Waldbau schon letztes Jahr bei einem Symposium. Der Waldbau wird da dem Borkenkäfer überlassen, vielmehr sind standortsgerechte Laubmischwälder nötig. In den Tieflagen gehört die Fichte zu den Verlierern, was sie aber in den Hochlagen – ihrem natürlichem Wuchsgebiet – zum Gewinner werden lässt. Denn auch wenn der Borkenkäfer schon länger auch über 1.000 m zum Schädling wird, ähnliche Massenvermehrungen sind nicht zu erwarten. Werden die Bestände konsequent gepflegt und bewirtschaftet, so werden diese Bestände lukratives Holz produzieren.

Denn die Sägeindustrie ist immer noch überwiegend auf Nadelholz angewiesen. Und geht insgesamt das Angebot zurück, weil die Fichte an Fläche verliert aufgrund der Kalamitäten in den Tieflagen, so wird mittelfristig der Preis wieder kräftig ansteigen. Die Fichte hat also Zukunft. Allerdings nicht überall, und nur dann, wenn gepflegt wird. Und es andere Hauptbaumarten gibt die mögliche Dellen im Holzmarkt ausgliechen können.

Im Gebirgswald wird die Fichte weiterhin die dominierende Holzart bleiben.

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