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Dürre
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20 forstliche Antworten auf den Klimawandel

Mit dem Klimawandel sind viele Fragen und Unsicherheiten verbunden. Anhand der 20 Freisinger Punkte kann sich der Privatwaldbesitzer orientieren, wie sich der Klimawandel auswirkt und wie darauf zu reagieren ist.

Der Klimawandel mit seinen Auswirkungen auf den Wald ist zweifellos eine der größten Herausforderungen unserer Tage für die Forstwirtschaft. Allerdings unterscheiden sich die Einschätzungen der deutschen Bundesländer, was die politische Argumentation und die Kommunikation mit den Waldbesitzern erschwert. Auf Initiative der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising trafen sich knapp 40 Klimaexperten der deutschsprachigen forstlichen Forschungs- und Versuchsanstalten zu einem Workshop. Sie formulierten ein gemeinsames Papier – die “20 Freisinger Punkte” – mit einer abgestimmten Haltung zu Klimawandel und Handlungsbedarf. Über allem steht das gemeinsame Ziel, dem Klimawandel zu begegnen. Die “20 Freisinger Punkte” stellen einen Meilenstein auf dem Weg zu einer zielorientierten und situationsgerechten Zusammenarbeit der Forschungseinrichtungen beim Thema Klimawandel dar. Die Freisinger Punkte sind aber auch ein Leitfaden für Privatwaldbesitzer um die Fragen, welcher der Klimawandel aufwirft, zu beantworten.

Mischwälder werden zukünftig wesentlich an Bedeutung gewinnen, da sie durch ihre Vielfalt stabiler sind als Monokulturen.

20 Freisinger Punkte

  1. Der Klimawandel ist eine Tatsache. Wälder sind regional und lokal unterschiedlich vom Klimawandel betroffen. Die Forstwirtschaft muss sich anpassen.
  2. Die Anfälligkeit der heimischen Baumarten gegenüber Schadorganismen wird ansteigen.
  3. Großflächige monostrukturierte (Nadelbaum‐) Bestände sind besonders gefährdet.
  4. Die Fichte ist an ihrer Wärme‐ und Trockengrenze hoch anfällig, bezüglich der Anfälligkeit der Kiefer besteht ein wissenschaftlicher Dissens.
  5. Die Anbaufläche der Fichte in Deutschland wird abnehmen.

    Die Fichte wird an Fläche verlieren und damit auch an wirtschaftlicher Bedeutung.

  6. Zusammensetzung und Verbreitung der Waldgesellschaften werden sich verändern. Veränderungen der Konkurrenzbeziehungen und Interaktionen lassen sich jedoch nur begrenzt prognostizieren.
  7. Es besteht Bedarf an interdisziplinärem und überregionalem Wissens‐ und Erfahrungsaustausch zu den einzelnen Baumarten.
  8. Wir müssen Sicherheiten und Unsicherheiten der Klimaprojektionen und der Folgen des Klimawandels in allen gesellschaftlichen, forstlichen und politischen Bereichen kommunizieren.
  9. Politik, Gesellschaft und Wissenschaft müssen lernen, mit der Unsicherheit umzugehen.
  10. Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft tragen gemeinsame Verantwortung dafür, dass die Anpassungsfähigkeit der Waldökosysteme und der Forstwirtschaft an den Klimawandel nicht überschritten wird.
  11. Risikominimierung und Schadensbewältigung werden in Zukunft noch mehr im Zentrum forstwirtschaftlichen Handelns stehen müssen. Standortkunde, Waldbau und der Waldschutz sind hierbei von besonderer Bedeutung. Dem erhöhten Forschungsbedarf in diesen Bereichen muss daher Rechnung getragen werden.
  12. Waldanpassung braucht dynamisierte und hoch aufgelöste Flächeninformationen.
  13. Die Entwicklung von aussagekräftigen Risikoindikatoren (z. B. zum Wasserhaushalt) wird weiter voranschreiten.
  14. Die Emissionsszenarien und Klimaprojektionen (z.B. die globalen und regionalen Klimamodelle) werden sich permanent weiterentwickeln, damit wird auch der Grad der Unsicherheit der Aussagen abnehmen.
  15. Die verschiedenen Risiken müssen in Form von Gefährdungskarten (Vulnerabilität) dargestellt und kommuniziert werden.
  16. Veränderte Produktionsziele (z. B. Zieldurchmesser) können der Risikominimierung dienen. Die Wissenschaft muss der Praxis hierzu Handlungsmöglichkeiten aufzeigen.

    Trockenresistente Baumarten wie etwa die Flaumeiche werden die Gewinner des Klimawandels sein.

  17. Eine Anpassung des Waldes an das künftige Klima erfordert die Ausschöpfung des genetischen Potenzials heimischer Populationen sowie die gezielte Erweiterung des genetischen Spektrums mit klimaangepassten nicht heimischen Herkünften.
  18. Es besteht immer noch ein Wissensdefizit im Bezug auf Genausstattung und Anpassungspotenziale der Wälder.
  19. Untersuchungen zu Stresstoleranzen und Veränderungen der Waldgesellschaften sowie gezielte Experimente unter Extrembedingungen und ‐standorten können schnellen und effektiven Erkenntnisgewinn bringen.
  20. Dauerbeobachtung (= Monitoring) und Inventuren sind für eine langfristig wirksame Anpassungsstrategie unverzichtbar. Die Beobachtungsnetze müssen verstärkt und an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst werden.