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Es grünt so früh: Zu früh?

So zeitig wie noch nie blühen dieses Jahr überall die Frühlingspflanzen. In manchen Wäldern sind schon die ersten Bärlauchblüten zu finden. Was bedeutet das für das Ökosystem Wald?

Die Winter sind definitiv kürzer geworden, dafür hat sich die Vegetationsperiode verlängert. Der Frühling beginnt früher, und der Herbst endet etwas später. So kann man die Auswirkungen des Klimawandels in einem Satz zusammenfassen. Dass die Natur zunehmend früher aus dem Winterschlaf erwacht, ist mittlerweile auch durch zahlreiche Studien wissenschaftlich belegt.

Die Flora passt sich an die veränderten Bedingungen an: Steigen die Frühlingstemperaturen, dann treiben die Pflanzen auch früher aus. Wenn es kühler ist, verzögert sich hingegen die saisonale Entwicklung. Pro Grad Celsius Temperaturveränderung verfrüht sich der Austrieb um etwa 3 – 7 Tage.

Leberblümchen

Das Leberblümchen ist eine der Pflanzen die sich an die wärmere Frühlingstemperaturen angepasst hat.

Längere Vegetationsperioden: positiv oder negativ?

Schneeglöckchen, Haselblüte, Haselkätzchen, Erle, Leberblümchen sind einige Vertreter von Pflanzen die auf die wärmeren Temperaturen im Frühjahr schon reagieren. Die Klimaerwärmung hat in Mitteleuropa die Vegetationsperiode bereits um zwei bis drei Wochen verlängert. An sich sind längere Vegetataionsperioden positiv, denn längeres Pflanzenwachstum bedeutet auch im Endeffekt mehr Holzzuwachs. Für junge Forstpflanzen wiederrum verkürzt sich der kritische Zeitraum des Winters. Mittelfristig werden sich so auch die Höhenstufen verschieben: Vertreter von Eichenwäldern und Buchenwäldern werden weiter nach oben wandern, ebenso wie die Tanne. Auch die Wald- und die Baumgrenze werden damit nach oben verschoben.

Doch nicht nur für das Pflanzenwachstum werden die Bedingungen besser, auch diverse Schädlinge profitieren von längeren Vegetationsperioden, insbesondere Insekten. Bis Mitte der 2000er Jahre galten Borkenkäferkalamitäten über 1.000 m als absolute Ausnahmeerscheinungen, mittlerweile können sich Fichtenborkenkäfer auch in hochmontanen Gebieten erfolgreich ausbreiten.

Ob die längeren Vegetationsperioden aber tatsächlich in vermehrtes Holzwachstum resultiert wird von den Niederschlägen abhängen. Nimmt deren Menge nicht zu bzw. verringert sie sich sogar, so werden viele Wälder in Trockenstreß geraten und somit anfälliger gegenüber Schädlingen. Die letzten beiden Jahre waren Dürrejahre, die Niederschläge lagen klar unter dem langjährigem Mittel.

Douglasie

Fällt der Niederschlag zu gering aus so führen längere Vegetationsperioden zum Trockenstreß.

Weiterführende Links:

Fragen zur Waldbewirtschaftung?

20 forstliche Antworten auf den Klimawandel