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Die Feinerschliessung erhalten

Bodenwasser und schwere Lasten beeinträchtigen die Befahrbarkeit von Rückegassen. Wie man dagegen vorsorgt und wann eine Sanierung notwendig wird, lesen Sie hier.

Forststraßen und Rückegassen werden oft auch als die Lebensadern der Forstwirtschaft bezeichnet. Denn ohne eine ausreichende Erschließung ist eine nachhaltige Waldwirtschaft nicht möglich. Die forstliche Erschließung ist daher auch Kapital der Waldbesitzer: nicht nur, dass sie unverzichtbar ist für die Bewirtschaftung, für ihren Bau sind hohe Investionen notwendig, weshalb der Waldbesitzer sowohl auf Forststraßen als auch auf Rückegassen besser gut Acht geben sollte. Jede Rückegasse bedeutet einen Verlust von Produktionsfläche. Damit sie möglichst lange in Betrieb gehalten werden kann, hilft neben einer schonenden Nutzung auch die laufende Pflege.

Fahrspuren verhindern

Im ungestörten Zustand ist der Waldboden mit Poren durchzogen, die mit Wasser und Luft gefüllt sind. Diese Poren sind unverzichtbar für den Austausch von Wasser, Luft und Nährstoffen und somit für das Wachstum der Bäume. Beim Befahren des Waldbodens werden die Poren zusammengedrückt und das Austauschsystem funktioniert nicht mehr. Dabei entstehen Fahrspuren. Wie auch bei der Forststraße ist der größte Feind der Rückegasse das Wasser. Vorraussetzung für eine permanente Befahrbarkeit der Rückegasse ist das Wasser abgeleitet wird und kein stehendes Oberflächenwasser den Boden vernäßt. Bei der Sanierung von Rückegassen geht es daher in erster Linie darum, vorhandene Fahrspuren abzudichten und die Rückegasse zu entwässern.

Um Schäden erst gar nicht entstehen zu lassen, gibt es einige Grundsätze für eine pflegliche Nutzung. So sollte (sofern es die Betriebsmittel zulassen) der Bodenzug mit der Seilwinde von starken Stämmen über längere Distanzen vermieden werden. Die Rückung per Krananhänger oder Forwarder ist schonender. Bei feuchter Witterung, wie der Schmelzperiode im Frühjahr oder nach längeren Regenphasen darf nicht gerückt werden, weil der Boden weniger tragfähig ist. Die beste Zeit für die Rückung ist während kalter Witterung, wenn der Oberboden gefroren ist oder wenn der Boden stark ausgetrocknet ist wie im Hochsommer.

Vorsorgen oder sanieren?

Bei der Pflege von Rückegassen unterscheidet man zwischen Vorsorge und Sanierung. Von Vorsorge spricht man, wenn die Spurtiefen 40 cm nicht überschreiten. Das Ziel ist hierbei rechtzeitig zu handeln damit eine Sanierung nicht nötig wird. Wie häufig vorgesorgt wird, hängt von einer Reihe von Faktoren ab wie der Witterung während der Rückung, die Art der Rückung (Bodenzug oder Krananhänger) sowie dem Gewicht der Last. Vor und nach der Holzernte sollte die Rückegasse auf ihren Zustand überprüft werden.

Vorsorgefall: Bei leicht gestörter Fahrspur, teilweise seitliche Aufwölbungen, Spurtiefe bis 40 cm.

Sind Fahrspuren mit einer Tiefe von über 40 cm vorhanden, dann ist eine Sanierung nötig. Alle Sanierungsmaßnahmen haben das Ziel, die ständige Befahrbarkeit der Rückegasse wiederherzustellen. Wichtig ist dabei auch zu beachten, dass die Rückung unterbrochen werden muss wenn Fahrspuren entstehen und erst dann wieder aufgenommen werden darf, wenn die Sanierung abgeschlossen ist. Die Sanierung der Rückegassen beinhaltet dieselben Baumaßnahmen wie bei der Vorsorge es müssen jedoch leistungsstärkere Baumaschinen (Bagger und Raupe mit 20 bis 25 to Eigengewicht) zum Einsatz kommen. Die Sanierung von Rückegassen sollte nicht ständig und nach jedem Hieb durchgeführt werden.

Sanierungsfall: Bei stark gestörter Fahrspur mit seitlichen Aufwölbungen und Spurtiefen über 40 cm.

Vorsorgemaßnahmen

Reisigauflage

Das Auslegen von Reisig vermeidet Verdrückungen und stabilisiert bereits vorhandene Fahrspuren. Die Lücken in der Fahrbahndecke füllt man mit Reisig auf. Die restliche Wegstrecke wird ebenfalls mit Reisig abgedeckt, um zu verhindern das weitere Fahrspuren entstehen. Diese Maßnahme ist an sich immer anwendbar, eingeschränkt wird sie aber durch die Menge an verfügbarem Reisig. Der Transport von Reisig über weite Strecken hat sich als nicht sinnvoll herausgestellt. Vor der Maßnahme soll daher eingeschätzt werden welche Mengen Reisig zur Verfügung stehen, das Ausfüllen von Fahrspuren hat Priorität.

Rückegasse vor und nach dem Reisigeinbau.

Mulchen der Rückegasse

Mittels Mulcher werden Bodenunebenheiten ausgebessert und die Fahrspuren geebnet. Dabei fährt die Zugmaschine samt Mulcher entlang der Rückegasse und zerkleinert Stubben und Reisig. Es entsteht eine zwei Meter breite Befahrungslinie, auf der grob zerkleinertes Material verbleibt. Durch die Rückwärtsfahrt auf der gleichen Fahrtrasse wird das Material nachzerkleinert und die Fahrspur nivelliert. Anschließend erfolgt die gleiche Vorgehensweise über die zweite Fahrspur. Weitere Überfahrten dienen der Egalisierung der ehemaligen Fahrspuren. Geeignet ist diese Maßnahme vor allem auf Rückegassen, die schon länger nicht genutzt wurden und bereits ein starker Bewuchs, der den Holztransport behindern könnte, vorhanden ist. Durch das Mulchen wird die Rückegasse wieder freigelegt und vorhandene, alte Fahrspuren ausgebessert. Sind Steine im Oberboden vorhanden, lässt sich diese Methode aber nicht anwenden. Grundsätzlich soll nur bei trockener Witterung gemulcht werden und es darf sich in den Fahrspuren kein stehendes Wasser befinden.

Rückegasse vor und nach dem Mulchen.

Abschieben des Mittelsteges

Mit dieser Maßnahme sollen rechtzeitig kleine Verdrückungen beseitigt werden, die während der Holzernte entstehen. Daher kann hierfür auch das Polterschild des Rückeschleppers verwendet werden, bessere Ergebnisse erzielen aber (Klein)Bagger.  Das Heckpolterschild wird am Einsatzort abgesenkt und schiebt den Mittelsteg ab. Das abgeschobene Material rieselt jeweils rechts und links in die Fahrspuren und wird anschließend verdichtet. Diesen Vorgang wird so oft wiederholt, bis die Fahrspuren beseitigt sind. Die Maßnahme kann sowohl während der Holzernte als auch nach Abschluss durchgeführt werden. Die Spuren sollten aber nicht tiefer als 30 cm sein. Außerdem muss es trocken sein, damit gewährleistet ist das das Bodenmaterial in die Fahrspuren rieselt. Die Rückegasse selbst muss frei von Reisig und Stöcken sein. Das ausgefüllte Material muss verdichtet werden, die Maßnahme ist auch nur auf kurzen Streckenstücken sinnvoll. Der Effekt ist vor allem kosmetisch und dient dazu, eine länger Unterbrechung der Holzernte durch umfangreichere Sanierungsmaßnahmen zu verhindern. Nach Abschluss der Holzernte ist das betroffene Streckenstück zu kontrollieren.

Vor und nach dem Abschieben des Mittelstegs.

Querung von Entwässerungseinrichtungen

Eventuelle Gräben, welche Rückegassen bzw. Forststraßen entwässern sollen, müssen in ihrer Funktion unbedingt erhalten bleiben. Vor der ersten Überfahrt von Entwässerungsgräben werden Stammabschnitte als Brückenersatz eingelegt und nach Abschluss der Arbeiten wieder entfernt. Diese Methode wird nur angewandt, wenn Gräben im Verlauf von Rückegassen liegen bzw. bei Entwässerungsgräben an Rückegasseinfahrten, wie es vor allem in Steillagen häufig der Fall ist. Bei sehr tiefen Gräben mit hohen Böschungen ist die Methode nicht anwendbar.

 Sanierungsmaßnahmen

Einebnen der Fahrspuren

Die eingeschränkt befahrbare Rückegasse wird wieder in einen befahrbaren Zustand gebracht. Dabei werden alle Verdrückungen (Seitenwulst und Mittelsteg) ausgeglichen.  Das eingebaute Material wird durch die Befahrung mit Tiefbaugeräten verdichtet. Insgesamt handelt es sich um eine kostengünstige Sanierungsmaßnahme. Ein Kleinbagger trägt mit gezielten Löffelbewegungen das verdrückte Material ab und baut es in die Spur ein. Abschließend muss das eingebaute Material verdichtet werden! Diese Maßnahme ist überall dort möglich, wo ein Befahren durch ein starres Raupenlaufwerk möglich ist. Diese Methode ist aber nicht anwendbar bei völlig weichen und verformten Rückegassen, sowie bei großen Wurzelstöcken.

Vor und nach dem Einebnen der Fahrspur.

Entwässerung von Nassstellen

Der Bagger (5 bis 10 to) legt Entwässerungsgräben quer zur Rückegasse mit ausreichendem Auslauf an, um das Wasser aus der Fahrspur abzuleiten. Wenn der Entwässerungsgraben nicht ausreicht, wird zusätzlich eine Versickerungsmulde neben der Rückegasse anlegt. Damit der Entwässerungsgraben problemlos überquert werden kann, werden Stämme eingelegt. Der Entwässerungsraben sollte nicht breiter sein als zwei Stämme. Vor der ersten Überfahrt der Entwässerungsgräben werden die Stämme eingelegt und nach der letzten Überquerung wieder entfernt um einen problemlosen Abfluss des Wassers zu gewährleisten.

Punktuelle Befestigung von Problemstellen

Um die Tragfähigkeit zu verbessern werden Löcher und Naßgallen mit Schotter und steinigem Aushub aufgefüllt. Idealerweise ist das benötigte Material vor Ort vorhanden, für eine fachgerechte Sanierung kann es aber auch möglich sein Baumaterial anzukaufen und zum Einsatzort transportieren zu lassen. Im ersten Arbeitsschritt wird der zu sanierende Bereich mit dem Bagger ausgehoben, das bedeutet die nicht tragfähigen Bodenschichten werden abgetragen und im Bestand links und rechts der Rückegasse verteilt. Danach wird das Baumaterial angeliefert und abgekippt. Mittels Laderaupe wird es zum Einbauort transportiert und eingebaut. Die Verdichtung erfolgt durch eine Walze. Angewandt werde kann diese Methode bei kleinflächigen Störungen des Untergrundes, die eine Befahrung verhindern. Auf nicht tragfähigen Untergründen, in tiefen Gräben und bei Wasserläufen kann sie nicht eingesetzt werden.

Vor und nach der Befestigung.

Revitalisierung von Rückegassen

Bei besonders schwer geschädigten Rückegassen wird es vernünftiger sein, die Rückegasse aufzulassen und eine neue anzulegen. Dies sollte aber nur passieren, wenn der wirtschaftliche Aufwand einer Sanierung zu groß ist. Um einen permanenten Verlust der Produktionsfläche zu verhindern muss die aufgelassene Rückegasse revitalisiert werden. Dies trifft auch auf Rückegassen zu, die in Zukunft nicht mehr betrieben werden. Durch die hohe Belastung sind die Böden auf ehemaligen Rückegassen beeinträchtigt und es war innerhalb der Forschung umstritten, wie lange es dauert bis sich die Böden erholen. Neuste Forschungsergebnisse zeigen, dass der Anbau von Grau- und Schwarzerle sehr hilfreich ist bei der Revitalisierung von geschädigten Böden. Die beiden Erlenarten wachsen auch auf verdichteten Böden dank ihres Wurzelwachstums, außerdem sind sie sehr tolerant gegenüber Staunässe. Zusätzlich zur Pflanzung (oder Saat) der Erlen kann das Wachstum noch durch eine vorherige Mulchung der ehemaligen Rückegasse verbessert werden.

 

Kostenkalkulation
Methode Technik Kosten
Reisigauflage Rückekran 1 EUR/lm
Mulchen der Rückegasse Forstmulcher 0,7 EUR/lm
Abschieben Mittelsteg Rückeschlepper 0,2 EUR/lm
Einebnen Fahrspur Bagger 2 EUR/lm
Entwässerung Nasstellen Bagger 200 EUR pro Nassstelle
Querung von Entwässerungseinrichtungen Bagger 200 EUR pro Graben
Einbringen von Material Bagger 14 EUR/lm bei Ankauf von Material

Kostenübersicht der verschiedenen Methoden.

Weiterführende Links:

Rückegassen

Forststraßenbau

Erhalt von Forststraßen

Walderschliessung