Moderne Forstmaschinen sind auch im Privatwald unverzichtbar. Doch mit der Anschaffung sind auch hohe Kosten verbunden. Lesen Sie hier, welche Kriterien entscheidend sind für Ihre optimale Maschinenwahl.
Wie soll der Waldbesitzer die Maschine wählen, die zu seinem Betrieb passt? Ausgangspunkt ist natürlich der eigene Wald und neben dem jährlichen Zuwachs die Form der Waldwirtschaft. Plentert der Waldbesitzer und nutzt jährlich einige wenige Stämme, dann reichen Maschinen mit geringer Produktivität aus. Betreibt man hingegen Kahlschlagwirtschaft, so stellt sich die Frage ob man für die Endnutzung, die ja nur alle 80 bis 100 Jahre vorkommt, überhaupt eigene Maschinen anschafft und den Kahlschlag nicht besser an einen forstlichen Lohnunternehmer abgibt.

Ein gebrauchter Harvester ist zwar kostengünstig, macht aber wirtschaftlich nur Sinn wenn er ausgelastet ist und ein kompetenter Maschinenführer vorhanden ist.
Heutzutage kommt kaum noch ein Landwirt auf die Idee, sich eine große Forstmaschine wie einen Harvester zu kaufen – es sei denn er will im Nebenerwerb als forstlicher Lohnunternehmer tätig werden. Doch als die ersten Vollernter in Mitteleuropa Einzug hielten gab es auch Landwirte die der Faszination der neuartigen Maschinen erlagen – mit dem Resultat das sie eine Maschine kauften deren Produktivität sie nicht mal annähernd ausnutzen konnten. Aber auch bei Maschinen die für bäuerliche Waldbesitzer konzipiert sind, kommt es immer wieder dazu, das die Augen größer sind als der Bedarf. So gibt es Forsttraktoren mit 200 PS und Krananhänger die bis zu 15 Tonnen Last transportieren können. Natürlich wird es vereinzelt Betriebe geben die ein derart hohe Leistungsvermögen benötigen, für die meisten Landwirte sind solche Spitzenmodelle aber ineffizient.
Ein wesentlicher Punkt im Alpenraum ist die Topographie: selbst im vermeintlich flachen Burgenland kann man derart steile Hänge finden, dass der Transport mit dem Krananhänger praktisch unmöglich ist. Neben der Hangneigung entscheidet auch noch das Kleinrelief. Sind viele Nassgallen vorhanden oder liegen überall im Wald grobe Felsblöcke wie etwa im Waldviertel, so empfiehlt sich auch eher der Bodenzug per Seilwinde als der Krananhänger. In besonders schwierigem Terrain im Hochgebirge bleibt nur der Seilkran als Option über. Auch hier stellt sich für den Landwirt die Frage, ob er häufig im Wald tätig ist damit sich die Anschaffung so einer Spezialmaschine lohnt oder ob es wirtschaftlicher ist die Arbeit an einen Dritten zu vergeben.
Berechnungsbeispiel
Erntekosten Motorsäge & Seilwinde
Motorsäge Betriebsstunden: 40 Kosten Motorsäge: 40*5 = 200
Seilwinde Betriebsstunden: 40 Kosten Seilwinde: 40*4=160
Forsttraktor: 50 Kosten Forsttraktor: 50*28= 1400
Gesamtkosten: 1760
Motorsäge & Krananhänger
Motorsäge Betriebsstunden: 40 Kosten Motorsäge: 40*5 = 200
Krananhänger Betriebsstunden: 13 Kosten Seilwinde: 13*17=226
Forsttraktor: 25 Kosten Forsttraktor: 25*28= 700
Gesamtkosten: 1126
Harvester & Krananhänger
Harvester Betriebsstunden: 10 Kosten Harvester: 92*10 = 920
Krananhänger Betriebsstunden: 10 Kosten Krananhänger: 10*17=170
Forsttraktor: 20 Kosten Forsttraktor: 20*28= 480
Gesamtkosten: 1570
Im Berechnungsbeispiel führt ein Landwirt in Eigenregie eine Durchforstung durch. Die geerntete Holzmenge beträgt 80 fm. Zum Einsatz kommen die Motorsäge (Fällung, Aufarbeitung), die Seilwinde (Rückung) und der Forsttraktor (Transport und Polterung). Die Gesamtkosten für diese Holzerntekette betragen 1760 Euro und pro Festmeter 22 Euro. Dabei ist aber noch kein Einkommen (Unternehmerlohn) für den Landwirt berücksichtigt, es handelt sich dabei lediglich um die Kosten für Treibstoff, Schmierstoffe und die Abnutzung der Maschine. Der Landwirt will daraufhin seine Produktivität vergrößern und überlegt sich anstatt einer Seilwinde mit 40 kN in Zukunft einen Krananhänger mit 12 Tonnen Nutzlast einzusetzen. Die Kosten für die Fällung bleiben gleich, allerdings haben sich die Kosten für die Rückung durch den produktiveren Krananhänger deutlich verringert. Die Gesamtkosten liegen nun bei 1126 Euro und pro fm bei 14 Euro.
Als Gedankenspiel kalkuliert nun der Landwirt, was passieren würde, wenn er sich einen gebrauchten Kleinharvester zulegt um auch die Fällung wesentlich produktiver zu gestalten. Die Rückung erfolgt per Forsttraktor und Krananhänger. Die Holzmenge beträgt weiterhin 80 fm. Die Arbeitszeit verringert sich durch den Harvester deutlich. Lediglich 10 Arbeitsstunden werden für die Fällung benötigt. Auch die Rückung kann nochmals optimiert werden, da der Harvester die Stämme für den Krananhänger noch besser bereitlegen kann. Trotzdem liegen die Gesamterntekosten jetzt mit 1570 Euro deutlich höher als zuvor, die Kosten pro fm bei rund 20 Euro. Dies hat mit den hohem Maschinenstundensatz pro Betriebsstunde des Harvesters zu tun. Ein Harvester verbraucht ein Vielfaches an Kraft- und Betriebsstoffen im Vergleich zu einer Motorsäge, was sich in den Kosten deutlich widerspiegelt. Kurzum, die Holzmenge ist einfach zu gering, um die Produktivität des Harvesters wirtschaftlich nutzen zu können.
Bei der Anschaffung einer neuen Maschine ist also abzuwägen, ob die Leistung der benötigten Kapazität entspricht und ob sich dadurch tatsächlich auch die Holzerntekosten senken lassen.
Die vollmechanisierte Holzernte bestehend aus Harvester und Forwarder ist hochproduktiv, aber nur für Lohnunternehmer oder Großforstbetriebe geeignet.
Leistung ist nicht alles
Neben der Produktivität sind noch andere Dinge mitentscheidend für die Kaufentscheidung. Die Anschaffung einer Forstmaschine ist mit erheblichen Kosten verbunden und nicht ausgelastete Maschinen sind gebundenes Kapital, das kein Einkommen erzielt. Zudem verlangen einige Forstmaschinen verlangen ein hohes Maß an Fachwissen, das bereits vor Kauf der Maschine vorhanden sein sollte. Auch die Serviceleistungen des Herstellers bzw. der Fachhändlers sollten berücksichtigt werden. Dies betrifft die Konditionen wie etwa
- Dauer eines Angebots
- Sonderkonditionen oder Rabatte möglich
- Ist die Maschine förderungswürdig
- Lieferfristen
- Kann eine gebrauchte Maschine in Zahlung gebracht werden
- Welche Ausstattungsteile müssen für den optimalen Einsatz zusätzlich gekaut werden? Gibt es beim Neukauf einer Maschine dafür Rabatte
und den Kundendienst
- Ort der nächsten Firmenpräsenz
- Zu welchen Zeiten ist der Kundendienst erreichbar
- Müssen Ersatzteile bestellt werden
- Wie lange dauert die Lieferzeit für Ersatzteile
- Wie teuer sind Reparaturen und Ersatzteile
- Gibt es Vertragswerkstätten
- Wie lange gibt es Garantie

Für bäuerliche Betriebe sind Forsttraktor und Krananhänger eine optimale Kombination.
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